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Endstation Kabul

Endstation Kabul

Titel: Endstation Kabul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Wohlgethan
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Botschaft, um das Gespräch mit dem BND zu suchen. Der entsprechende Mitarbeiter war gerade nicht im Haus. Da der Hauptmann wusste, wo er stattdessen anzutreffen sein könnte, fuhren wir dorthin. Wir klopften an das große, in eine Mauer eingelassene Eingangstor. Ein Bediensteter ließ uns herein und brachte uns zum Haupteingang des Gebäudes. Dort öffnete uns ein Mann in Shorts die Tür und bat uns herein. Der Hauptmann stellte mich kurz vor und erwähnte meine bisherigen Tätigkeiten. Mein Gegenüber nickte und sagte, er wüsste schon, worum es ginge. Mein Name sei ihm bekannt. Auch die Probleme wegen offizieller Zuständigkeiten und tatsächlichem Einsatz kenne er bereits. Aha, dachte ich nur. Ich sehe diesen Mann gerade zum ersten Mal, und ich bin für ihn wie ein offenes Buch.
    »Was können Sie denn liefern?«, wollte der BND-Mitarbeiter wissen. Ich erzählte ihm von unserer Aufklärungsfahrt nach Osten, bei der wir eine Person aufgestöbert hatten, die Hekmatyar verdammt ähnlich sah. Er hörte sehr interessiert zu, machte sich aber keine Notizen. Als ich von allen unseren Beobachtungen berichtet hatte, schmunzelte er und sagte: »Das kann sehr wohl Gulbuddin Hekmatyar gewesen sein. Wir wissen schon eine ganze Weile, dass er sich in dieser Gegend aufhält.« Ich schaute ihn ungläubig an. Diese Info war gar nicht neu für ihn? Es ratterte in meinem Kopf. Wenn sogar der BND den Aufenthaltsort von Hekmatyar kannte, dann wüssten mit Sicherheit auch die Amerikaner Bescheid. Er ahnte wohl, was in mir vorging, und kam meiner Frage zuvor. »Uns ist es lieber, Hekmatyar an der Spitze der Hezb-e-Islami zu haben als jemanden völlig Unbekanntes. Über ihn wissen wir ganz gut Bescheid. Für uns ist der Typ berechenbar.« Verdammte Politik, verdammte Diplomatie, durchfuhr es mich. Der BND-Mann dozierte weiter. »Wenn Hekmatyar eliminiert würde, hätte das unüberschaubare Folgen. Er würde dadurch zu einem Märtyrer. Besser also nur beobachten als zugreifen«, war das Letzte, was er noch zu diesem Fall sagte. Wir sprachen noch über ein paar Belanglosigkeiten, dann verabschiedeten wir uns voneinander. Ich war enttäuscht. Wieder hatten wir nichts Greifbares in der Hand und mussten tatenlos bleiben. Eine Fürsprache von Seiten des BND wegen meiner Verlängerung konnte ich mir auch abschminken. Wenigstens hatte ich alles versucht.

Abschied von meiner »Familie«
    Ich war ganz schön deprimiert, dass an meiner Rückkehr anscheinend nicht mehr zu rütteln war. Auch mein Team war nicht so gut drauf wie sonst. Trotzdem musste es irgendwie weitergehen. Wir machten uns marschbereit für eine Fahrt nach Bagram. Dort sollten wir Absprachen mit dem deutschen KSK treffen. Da sie innerhalb der »Operation Enduring Freedom« zu unterbeschäftigten Handlangern geworden waren, hatten sie mit den Niederländern vereinbart, je einen KSK-Soldaten als Beobachter in ein niederländisches KCT-Team zu stecken. Nun wollten wir mit ihnen die weitere Vorgehensweise klären, die de facto auf eine Vermischung der verschiedenen Mandate von OEF und ISAF hinauslief.
    Bis zum ersten afghanischen Checkpoint war noch alles in Ordnung, dann aber plötzlich zischte es. Dieses Geräusch kannten wir nur zu gut: Wir wurden aus den Bergen beschossen und gingen in Deckung. Ein Fahrradfahrer, der hinter uns fuhr, hatte wenig Glück. Als er plötzlich blutend von seinem Rad sackte, stoppten wir, sprangen aus den Fahrzeugen und versuchten aufzuklären, woher das Feuer kam. Unsere beiden Maschinengewehre auf den Jeeps schossen Deckungsfeuer. Niemand von uns konnte den oder die Schützen erkennen, und so entschied Andrik, dass wir aufsitzen und den Bereich schnellstmöglich verlassen sollten, bevor noch jemand getroffen wird. Wir schossen mit den MGs noch ein paar Salven in die Berge, machten uns ansonsten so klein wie möglich und fuhren los. Wir entfernten uns von dem Zischen und entspannten uns wieder. Die Meldung über den Vorfall setzten wir per Funk an unsere OPZ ab und gaben auch die Koordinaten durch. Das war auch deshalb wichtig, weil wir uns nicht um den verletzten Radfahrer hatten kümmern können. So konnte unsere OPZ den Vorfall und den Verletzten an die afghanische Polizei melden.
    In Bagram verliefen die Absprachen zügig und reibungslos. Drei Soldaten des KSK sollten künftig im Camp Warehouse untergebracht werden. Diese drei waren auch zusätzlich als EOD-Kräfte ausgebildet, was den Niederländern natürlich nur recht war. Sie sollten in den

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