Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
lassen... nicht nur auf diesem Abschnitt des Flusses, sondern auf allen.«
Ich rieb mir wieder die Wangen. »Der Wasserfall...«
»Wir können morgen unsere Sachen mit der Hawking-Matte da runterschaffen«, sagte sie. »Das Floß nach dem Wasserfall bauen. Es sei denn, du glaubst nicht, dass wir ein Floß bauen können...«
Ich betrachtete die Gymnospermen: groß, dünn, fest, genau der richtige Umfang. »Wir können ein Floß bauen«, sagte ich. »Auf dem Kans haben wir immer welche zusammengebunden, um zusätzlichen Kram mit den Barken flussabwärts befördern zu können.«
»Gut«, sagte Aenea. »Wir werden heute Nacht hier lagern... die Nacht dürfte nicht allzu lang sein, wenn der Tag nur achtzehn Stunden hat. Sobald es hell wird, fangen wir an.«
Ich zögerte einen Augenblick. Ich wollte es nicht zur Gewohnheit werden lassen, dass ein zwölfjähriges Kind für uns alle Entscheidungen fällte, aber der Vorschlag schien vernünftig zu sein.
»Zu dumm, dass das Schiff kaputt ist«, sagte ich. »Wir könnten einfach mit den Schubdüsen flussabwärts reisen...«
Aenea lachte laut auf. »Ich habe nie daran gedacht, den Tethys auf diesem Schiff zu bereisen«, sagte sie und rieb sich die Nase. »Das wäre genau das, was wir brauchen – so unauffällig wie ein fetter Dackel, der sich durch Krockettore zwängt.«
»Was ist ein Dackel?«, fragte ich.
»Was ist ein Krockettor?«, fragte A. Bettik.
»Vergesst es«, sagte Aenea. »Seid ihr einverstanden, dass wir heute Nacht hier bleiben und morgen ein Floß bauen?«
Ich sah den Androiden an. »Mir kommt das höchst sinnvoll vor«, sagte er, »wenn auch als Bestandteil einer gleichermaßen höchst sinnlosen Reise.«
»Das werte ich als Jastimme«, sagte das Mädchen. »Raul?«
»Na gut«, sagte ich, »aber wo schlafen wir heute Abend? Hier am Strand oder im Schiff, wo ist es sicherer?«
Das Schiff meldete sich zu Wort. »Ich biete Ihnen an, mein Inneres heute Nacht so sicher und komfortabel zu machen, wie die Umstände es erlauben.
Zwei der Couchen auf dem Fugendeck lassen sich noch als Betten verwenden, und ich habe Hängematten, die man...«
»Ich stimme für ein Lager am Ufer«, sagte Aenea. »In dem Schiff sind wir nicht sicherer vor dem Shrike als hier.«
Ich sah in den dunklen Wald. »Möglicherweise gibt es noch andere Dinge, denen wir nicht im Dunkeln begegnen wollen«, sagte ich. »Mir scheint das Schiff sicherer zu sein.«
A. Bettik berührte eine kleine Kiste. »Ich habe eine kleine Begrenzungsalarmanlage gefunden«, sagte er. »Wir könnten sie um unser Lager herum anbringen. Es wäre mir außerdem ein Vergnügen, die Nacht über Wache zu halten. Ich finde den Gedanken verlockend, nach so vielen Tagen im Schiff wieder einmal im Freien zu schlafen.«
Ich seufzte und fügte mich. »Wir wechseln uns mit den Wachen ab«, sagte ich. »Stellen wir den Plunder auf, bevor es zu dunkel wird.«
Zu dem »Plunder« gehörte auch die Campingausrüstung, die der Androide auf mein Geheiß hin herausgeschafft hatte: ein Zelt aus mikrofeinem Polymer, so dünn wie der Schatten eines Spinnennetzes, aber reißfest, wasserdicht und so leicht, dass man es in der Tasche tragen konnte; der supraleitfähige Hitzewürfel, auf fünf Seiten kühl, aber mit der sechsten konnte man jede Mahlzeit wärmen; die Alarmanlage, die A. Bettik erwähnt hatte – an sich handelte es sich um die Jägerversion alter militärischer Bewegungsmelder, Scheiben mit drei Zentimetern Durchmesser, die man bis zu einer Entfernung von zwei Klicks entlang einer Grenze in den Boden stecken konnte; Schlafsäcke; Schaumstoffmatten, die man winzig klein zusammendrücken konnte; Nachtsichtgläser; die Kom-Einheiten; Küchengeschirr und andere Utensilien.
Als Erstes stellten wir die Alarmanlage auf, die wir im Halbkreis vom Waldrand bis zum Flussufer ins Erdreich bohrten.
»Und wenn dieses große Ding aus dem Fluss kriecht und uns auffrisst?«, fragte Aenea, als wir die Grenze gesichert hatten. Inzwischen wurde es richtig dunkel, aber wegen der Wolken war kein Stern zu sehen. Die Brise strich mit einem bedrohlicheren Geräusch als zuvor durch die Farnwedel über uns.
»Wenn das oder etwas anderes aus dem Fluss kriecht und uns auffrisst«, sagte ich, »wirst du dir wünschen, wir wären noch eine Nacht im Schiff geblieben.« Ich stellte den letzten Detektor am Flussufer auf.
Wir schlugen das Zelt mitten auf dem Uferabschnitt auf, nicht weit vom Bug des bewegungsunfähigen Schiffs entfernt. Für
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