Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
gibt keine Pax-Garnison hier, ebenso wenig eine ernst zu nehmende Kirchenpräsenz, abgesehen von den Kaplanen, die bei den zutiefst religiösen Kolonisten wohnen, welche sich aus Bauxitminen und Schwefelgruben ihren Lebensunterhalt zusammenkratzen, aber de Soya und seine Männer können einige dieser Kolonisten überreden, sie zu dem ehemaligen Fluss zu bringen.
»Wenn sie hierher gekommen ist, ist sie gestorben«, sagt Gregorius, als er die riesigen Portale sieht, die über einer schnurgeraden Linie von geborstenem Perspex und ausgetrocknetem Flussbett aufragen. Der Methanwind weht, und die allgegenwärtigen Staubkörnchen versuchen, sich einen Weg in die Atmosphärenanzüge der Männer zu bahnen.
»Nicht, wenn sie im Schiff geblieben ist«, sagt de Soya, dreht sich schwerfällig in seinem Anzug um und betrachtet den orangegelben Himmel. »Die Kolonisten hätten den Start des Schiffs nicht bemerkt... es ist zu weit von der Kolonie entfernt.« Der runzlige Mann, der sie begleitet, selbst in seinem vom Sand abgeschmirgelten und abgetragenen Anzug eine gebeugte Gestalt, grunzt hinter seinem Visier. »Dass tat schtimm, Pada.
Glaumse mir, wir komm nich so off zum Sternguggen raus.«
De Soya und seine Männer unterhalten sich darüber, dass es vergebliche Liebesmüh wäre, Pax-Truppen auf diese Art von Welt zu entsenden, damit sie in den kommenden Monaten und Jahren nach dem Mädchen Ausschau halten.
»Tatsache ist, dass es eine gottserbärmliche Pflicht am Arsch der Welt wäre, Sir«, sagt Gregorius. »Bitte die Ausdrucksweise zu entschuldigen, Pater.«
De Soya nickt zerstreut. Sie haben die letzten Bewegungsmelder dort zurückgelassen: Fünf Welten erforscht, und schon geht ihm das Material aus. Der Gedanke, Soldaten hierher zu schicken, deprimiert ihn ebenfalls, aber er sieht kaum eine Alternative. Abgesehen von den Schmerzen der Auferstehung und der emotionalen Verwirrung, die ihn mittlerweile fast unablässig erfüllen, empfindet er nun auch noch zunehmende Depressionen und Zweifel. Er kommt sich vor wie eine uralte blinde Katze, die losgeschickt wurde, um eine Maus zu fangen, aber außerstande ist, zweihundert Mäuselöcher gleichzeitig zu bewachen. Nicht zum ersten Mal wünscht er sich, er wäre im Outback und würde gegen die Ousters kämpfen.
Als hätte er die Gedanken des Priester-Captains gelesen, sagt Gregorius:
»Sir, haben Sie sich die einzelnen Ziele wirklich angesehen, die die Raphael für uns programmiert hat?«
»Ja, Sergeant. Warum?«
»Manche der Stationen auf der Liste gehören uns nicht mehr, Captain. Es kommt zwar erst im späteren Verlauf der Reise dazu... Welten weit draußen im Outback... aber das Schiff möchte uns zu Planeten bringen, die schon vor langer Zeit von den Ousters überrannt worden sind, Sir.«
De Soya nickt müde. »Ich weiß, Sergeant. Ich habe keine Kampfgebiete oder die Verteidigungszonen der Großen Mauer ausgewiesen, als ich dem Schiffscomputer den Auftrag gegeben habe, die Reise zu planen.«
»Es sind achtzehn Welten dabei, wo es ein bisschen haarig wäre, sie zu besuchen«, sagt Gregorius mit dem Anflug eines Grinsens. »Vor allem, weil sie inzwischen im Besitz der Ousters sind.«
De Soya nickt, sagt aber nichts.
Corporal Kee ergreift leise das Wort: »Wenn Sie dort nachsehen wollen, werden wir Sie mit Vergnügen begleiten.«
Der Priester-Captain schaut den drei Männern in die Gesichter. Er denkt, dass er ihre Loyalität und Anwesenheit zu sehr als gegeben vorausgesetzt hat. »Danke«, sagt er nur. »Das entscheiden wir, wenn wir zu dem Teil der... Tour kommen.«
»Was bei diesem Schnitt in rund hundert Standardjahren sein könnte«, sagt Rettig.
»Das könnte es wirklich«, sagt de Soya. »Schnallen wir uns an und machen wir hier die Fliege.«
Sie verlassen das System.
Immer noch in der Alten Nachbarschaft, kaum dem Hinterhof der Alten Erde vor der Hegira entronnen, springen sie zu zwei drastisch terrageformten Welten, die in komplexer Choreografie durch den Raum von einem halben Lichtjahr zwischen Epsilon Eridani und Epsilon Indi kreisen.
Das Eurasien-Habitat-Experiment Omicron2-Epsilon3 war vor der Hegira eine kühne utopische Anstrengung gewesen, Terraformung und politische Perfektion – vorwiegend neomarxistisch – auf lebensfeindlichen Welten und auf der Flucht vor feindlichen Kräften zu erreichen. Es war kläglich gescheitert. Die Hegemonie hatte die Siedlungen der Utopisten durch Raumbasen von FORCE und automatische Tankstationen ersetzt, aber
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