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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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geschoben wurde.
    »Wir sehen uns später«, sagte Aenea und ließ meine Hand los. »Wir sehen uns auf der anderen Seite.«
    Wir hielten uns dreizehn lokale Tage auf Hebron auf – jeder Tag war rund neunundzwanzig Standardstunden lang. Die ersten drei Tage beschäftigte sich der Autochirurg mit mir: nicht weniger als acht chirurgische Eingriffe und ein volles Dutzend therapeutische Behandlungen, wie das digitale Protokoll am Ende verriet.
    Es war tatsächlich ein Mikroorganismus aus dem verfluchten Ozean von Mare Infinitus, der beschlossen hatte, mich umzubringen, aber als ich die Magnetresonanz- und Bioradartiefenscans sah, wurde mir klar, dass der Organismus so mikro doch auch wieder nicht gewesen war. Was immer es war – die Autodiagnoseeinheit konnte es nicht exakt sagen –, hatte sich an meiner aufgeschürften Rippe festgesetzt und war gewachsen wie ein Pilz, bis es auf meine inneren Organe übergegriffen hatte. Noch ein Standardtag ohne chirurgischen Eingriff, und sie hätten nach dem ersten Einschnitt nur Flechten und verflüssigte Eingeweide gefunden.
    Nachdem der Autochirurg mich aufgeschnitten, gesäubert und diesen Vorgang dann zweimal wiederholt hatte, als winzige Spuren des Meeresorganismus wieder anfingen, Kolonien zu bilden, gab er bekannt, dass der Pilz ausgerottet sei, und begann mit der Versorgung der nicht ganz so lebensgefährlichen Verletzungen. Der Messerstich in die Seite hatte mich so weit aufgerissen, dass ich hätte verbluten müssen – besonders durch das Strampeln und die erhöhte Pulsfrequenz, die meine Flossenfreunde im Meer hervorgerufen hatten. Offenbar hatten mich die Plasmakartuschen in dem alten Medpack und die Tatsache, dass ich aufgrund von Aeneas großzügigen Morphiumdosen mehrere Tage lang beinahe komatös verbracht hatte, so lange am Leben gehalten, bis der Autochirurg mir acht weitere Plasmaeinheiten verabreichen konnte.
    Durch den tiefen Schnitt in meinen Arm waren doch nicht – wie ich befürchtet hatte – Sehnen verletzt worden, aber genügend wichtige Muskeln und Nerven waren beeinträchtigt, dass der Autochirurg sich diesem Arm bei den Operationen zwei und drei gewidmet hatte. Da das Krankenhaus noch über Energie verfügte, hatte der Chirurg Silikoneigeninitiative bewiesen und die Organbänke im Keller die Ersatznerven bilden lassen, die ich benötigte. Am achten Tag, als Aenea an meinem Bett saß und mir erzählte, wie der Autochirurg mehrmals Rat und Ermächtigung seiner menschlichen Aufseher eingeholt hatte, konnte ich sogar lachen, als sie schilderte, wie »Dr. Bettik« jede kritische Operation, Transplantation und Therapie genehmigt hatte.
    Das Bein, das der bunte Hai abzubeißen versucht hatte, erwies sich als schmerzlichster Teil der Prüfung. Nachdem der Infinitus-Pilz von der Stelle getilgt worden war, die der Biss des Hais freigelegt hatte, waren Schicht für Schicht neue Haut und Muskelgewebe transplantiert worden. Das tat weh.
    Und als es nicht mehr wehtat, juckte es. In der zweiten Woche meines Krankenhausaufenthalts machte ich Ultramorphentzug durch und hätte ernsthaft in Erwägung gezogen, das Mädchen oder den Androiden mit der Pistole zu bedrohen, um Morphium zu bekommen, wenn ich geglaubt hätte, dass ich sie tatsächlich so sehr einschüchtern konnte, dass sie mir Erleichterung von den Entzugssymptomen und dem teuflischen Jucken verschaffen konnten. Aber die Pistole war fort – im grundlosen violetten Meer versunken.
    Etwa am achten Tag, als ich mich im Bett aufrichten und tatsächlich feste Nahrung zu mir nehmen konnte, unterhielt ich mich mit Aenea über mein kurzes Intermezzo als Held. »An meinem letzten Abend auf Hyperion habe ich mich mit dem alten Dichter betrunken und ihm versprochen, dass ich während dieser Reise gewisse Dinge bewerkstelligen würde«, sagte ich.
    »Was für Dinge?«, fragte das Mädchen mit dem Löffel in meinem Teller voll grüner Gelatine.
    »Nicht viel«, sagte ich. »Dich beschützen, nach Hause bringen, die Alte Erde finden und zurückbringen, damit er sie noch einmal sehen kann, bevor er stirbt...«
    Aenea hörte auf, Gelatine zu essen. Sie hatte die dunklen Brauen sehr hoch in die Stirn gezogen. »Er hat dir gesagt, du sollst die Alte Erde zurückbringen? Interessant.«
    »Das ist nicht alles«, sagte ich. »Auf dem Weg dorthin sollte ich noch mit den Ousters reden, den Pax vernichten, die Kirche stürzen und – ich zitiere
    – herausfinden, was, zum Teufel, der TechnoCore ausheckt, und es

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