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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Juden befinden und die Zwillingsstädte Abraham und Isaak sich der erlesensten Bibliotheken auf T’ien Shan rühmen.
    Nördlich und westlich davon erheben sich Mt. Sumeru – der Mittelpunkt des Universums – und Harney Peak – seltsamerweise ebenfalls der Mittelpunkt des Universums –, beide rund sechshundert Klicks südöstlich der vier San Francisco Peaks, wo die Hopi-Eskimos, die ebenfalls überzeugt sind, dass ihre Gipfel den Mittelpunkt des Universums darstellen, ein entbehrungsreiches Leben zwischen den kalten Graten und Gletscherspalten führen.
    Als ich mich umdrehe und nach Norden schaue, kann ich den größten Berg unserer Hemisphäre und zugleich die nördliche Grenze unserer Welt sehen, da der Hang unter den Phosgenwolken ein paar Klicks nördlich davon verschwindet – Chomo Lori, die »Schneekönigin«. So unglaublich es scheint, aber der Sonnenuntergang beleuchtet den eisgekrönten Gipfel des Chomo Lori noch, während das Orakel die östlichen Hänge in ein weicheres Licht taucht.
    Vom Chomo Lori aus verlaufen die Gebirgszüge von K’un Lun und Phari beide nach Süden, und die Kluft zwischen ihnen verbreitert sich südlich des Kabelwegs, den wir soeben passiert haben, auf unüberbrückbare Distanzen.
    Ich drehe den Rücken dem Nordwind zu, schaue nach Süden und Osten, der Linie des K’un-Lun-Massivs folgend, und stelle mir vor, dass ich die Fackeln rund zweihundert Klicks südlich sehen kann, wo die Stadt Hsi wangmu, »Königinmutter des Westens« (wobei »Westen« in diesem Fall südlich und westlich des Mittleren Königreichs bedeutet), in ihren geschützten Vertiefungen und Spalten rund fünfunddreißigtausend Menschen Unterschlupf bietet.
    Südlich von Hsi wangmu erhebt sich der gewaltige Gipfel des Mt. Koya, von dem nur die höchste Spitze über der Strahlströmung zu sehen ist, wo – den Gläubigen zufolge, die in Eistunnelstädten an seinen tieferen Hängen leben – Kobo Daishi, der Begründer des Shingon-Buddhismus, im Vakuum einer Eisgruft ruht und auf die richtigen Bedingungen wartet, bevor er aus seiner meditativen Trance erwacht.
    Östlich des Mt. Koya, jenseits der dortigen Krümmung des Planeten, liegt Mt. Kalais, Heimstatt von Kubera, dem Hindu-Gott des Wohlstands, ebenso wie von Schiwa, den es offenbar nicht weiter stört, dass ihn mehr als tausend Kilometer bewölkter Leere von seinem Phallus trennen. Parvati, Schiwas Frau, lebt angeblich ebenfalls auf dem Mt. Kalais, obwohl noch niemand gehört hat, was sie von dieser räumlichen Trennung hält.
    A. Bettik war während seines ersten vollen Jahres auf dem Planeten zum Mt. Kalais gereist, und er erzählte mir, dass der Gipfel wunderschön sei, einer der höchsten Gipfel des Planeten – mehr als neuntausend Meter über dem Meeresspiegel –, und beschrieb ihn als Marmorskulptur, die aus einem Sockel gefurchten Felsgesteins aufragt. Der Androide sagte auch, dass auf dem Gipfel des Mt. Kalais, hoch auf den Eisfeldern, wo die Luft zu dünn zum Atmen ist, ein aus Kohlenstofflegierung erbauter Tempel der buddhistischen Gottheit des Berges steht, des Demchog, der »Eine höchster Freude«, ein mindestens zehn Meter großer Riese, blau wie der Himmel, der mit Girlanden aus Schädeln geschmückt ist und beim Tanzen fröhlich seine weibliche Begleiterin umarmt. A. Bettik sagte, dass die blauhäutige Gottheit eine gewisse Ähnlichkeit mit ihm aufweist. Der Palast selbst liegt exakt auf dem Mittelpunkt des abgerundeten Gipfels, der wiederum im Zentrum eines Mandalas aus niederen schneebedeckten Gipfeln liegt, die allesamt den heiligen Kreis – das physikalische Mandala – des göttlichen Raumes von Demchog umfassen, wo Meditierende die Weisheit finden können, die sie vom Zyklus des Leids erlöst.
    In Sichtweite des Mandalas von Demchog auf dem Mt. Kalais, sagte A. Bettik, und so tief im Süden, dass der Gipfel unter kilometertiefen Gletschern funkelnden Eises begraben ist, erhebt sich Helgafell – das »Methaus der Toten« –, wo ein paar hundert während der Hegira versetzte Isländer zur Lebensweise der Wikinger zurückgekehrt sind.
    Ich sehe nach Südwesten. Ich weiß, wenn ich eines Tages am Bogen des Antarktischen Kreises entlangreisen könnte, würde ich Gipfel wie den Gunung Agung sehen, den Nabel der Welt (einen von Dutzenden auf T’ien Shan), wo das Fest Eka Dasa Rudra gerade im siebenundzwanzigsten Jahr seines sechshundertjährigen Zyklus ist und man den balinesischen Frauen nachsagt, dass sie mit unübertroffener

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