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Engel der Finsternis (German Edition)

Engel der Finsternis (German Edition)

Titel: Engel der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Brothers
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zerfetzten ihr Kleid und ohrfeigten sie so lange, bis ihre Wangen anschwollen. Sie trieben sie mit nackten Brüsten vor sich her durch das halbe Dorf und drückten ihren Kopf in die Viehtränke neben der Schmiede. Mehrere Meter zogen sie Heidrun an den Füßen durch einen Schweinekoben, schmierten ihr Hühnerdreck in die offenen Wunden und stülpten ihr einen Eimer mit Urin über den Kopf - alles in Anwesenheit und unter den Augen der anderen Dörfler.
    Zuerst lachten die Kinder noch, weil es aussah, als würde sie vor einem Schwarm Bienen fliehen wollen. Nur flogen tief im Winter keine Bienen. Den Erwachsenen blieb das Lachen im Halse stecken, als sie sahen, wie Heidrun wie von Geisterhand rücklings zu Boden gerissen oder durch die Luft geschleudert wurde. Niemand half ihr. Die Männer, die sie im Auftrag des Schulzen beobachteten, verschwanden ebenso rasch in ihren Häusern wie alle anderen. Erst das beherzte Eingreifen des Dorfpfarrers beendete das grausame Schauspiel.
    Jakobus brachte sie zurück zu ihrem Haus. Als sie eintraten, bot sich ihnen ein Bilde des Schreckens. Nicht weil die Weiber wie zuvor schon die Männer des Grafen alles zertrümmert und zerbrochen hatten, was irgendwie kaputt gehen konnte, sondern weil sie im Stall unter den Tieren ein wahres Massaker angerichtet hatten. Nur eine Henne und zwei Ferkel waren dem Zorn des Wilden Heeres entgangen. Die Muttersau hatten sie schwer verletzt mit einer Sense im Leib einfach liegen gelassen.
    Der Pfarrer beendete mit einem Stich ins Herz die Qualen des Tieres. Die Kühe waren alle tot, der Hund war verschwunden und die Katze ebenfalls. Sogar Ratten und Mäuse waren der Mordlust der Weiber zum Opfer gefallen. Heidrun konnte den Anblick nicht mehr ertragen und rannte schreiend aus dem Haus. Direkt in die Arme von Grimbert, der gerade eben aus dem Wald zurückkehrte.
    Er erzählte Jakobus, was sich zugetragen hatte. Daraufhin nahm der Pfarrer die beiden mit sich. Sie sollten in der Dorfkirche schlafen. „Dort seid ihr sicher! Ich werde Wache halten. Euch wird nichts geschehen.“
    Als er die beiden zum Altar führte, sanken sie erschöpft zu Boden. Während Heidrun leise wimmerte, saß Grimbert nur da und starrte vor sich hin ins Leere. Er nahm nichts um sich herum wahr. Weder die Stimme von Mechthild, die ihnen etwas zu Essen anbot, noch das Flackern der Kerzen, als die Weiber des Wilden Heeres in die Kirche kamen.
     

22. Kapitel
    „Was war das?“ Mit weit aufgerissenen Augen hob Franzi den Kopf und starrte Meresin ängstlich an. Sie war gerade dabei gewesen, die Haut von der Rehkeule zu ziehen, als sie den Schrei hörten.
    Meresin legte einen Finger an die Lippen und gab ihr zu verstehen, dass sie keinen Laut in sich geben sollte. Franzi nickte und legte sich eine ihrer blutverschmierten Hände vor den Mund.
    Angestrengt lauschte Meresin in die Nacht hinaus und wartete. Seinem feinen Gehör entging nichts. Auch wenn er sich in diesem Moment wünschte, nicht zu wissen, was vor sich ging.
    „Meresin!“, flüsterte Franzi. „Was ist das? War das ein Mensch? Es hat sich angehört wie eine Frau.“
    „Sei still“, mahnte er leise. Seine Stimme war ruhig und beherrscht wie immer. Es war weder Zorn noch Unsicherheit in ihr zu hören. Er erhob sich und wollte schon die Höhle verlassen, als Franzi ihn an der Hand packte und voller Furcht zu ihm aufsah.
    „Lass mich jetzt bitte nicht allein. Bitte!“
    „Ich bin gleich wieder da. Geh nach hinten zu unserem Schlafplatz und warte dort auf mich. Hab keine Angst.“
    Wieder hallte ein markerschütternder Schrei durch den Wald. Franzi stieß erschrocken einen leisen, spitzen Schrei aus und presste im nächsten Augenblick eine Hand auf ihren Mund.
    „Geh jetzt. Tu, was ich dir gesagt habe!“
    Meresin ahnte bereits, auf was er stoßen würde. Es war nicht das erste Mal, dass so etwas geschah. Nur waren sie ihrem Versteck bisher noch nie so nahe gekommen wie in dieser Nacht. Deswegen war es auch das erste Mal, dass Franzi die Schreie der Frau hören konnte.
    Meresin kannte das irre Kreischen der gefolterten Holden Frauen bereits. Harut führte mit erschreckender Grausamkeit die Anweisungen von Agreas aus und fing eine Frau nach der anderen. Meresin konnte sich anfangs nicht erklären, wie es sein konnte, dass sie ihm immer wieder im die Hände fielen. Sie waren doch sonst so vorsichtig. Bis er sich daran erinnerte, wie Berchta ihrem Gefolge den Befehl erteilte, ihn zu beobachten und zu verfolgen.
    Die Frauen,

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