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Engel der Finsternis (German Edition)

Engel der Finsternis (German Edition)

Titel: Engel der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Brothers
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die den Dämonen in die Falle gingen, waren Kundschafterinnen. Sie verrieten nichts - weder Meresin noch die anderen Holden Frauen. Nicht einmal dann, wenn ihnen klar wurde, dass Harut ihre Körper endgültig vernichten würde.
    Die Holden Frauen waren wie die Weiber des Wilden Heeres eigentlich schmerzunempfindliche Wesen. Sie waren vor langer Zeit gestorben. Ihre Leiber waren nur Astralkörper, die ihrer unsterblichen Seele eine Gestalt verliehen. Aber die Dämonen wussten, wie man sie quälen konnte. Man musste die Seelen angreifen, nicht die Körper.
    Mit dem Feuer der Hölle, das in ihm war, folterte Harut die Seelen der Holden Frauen und bereitete ihnen Schmerzen, die kein Lebender je hätte ertragen können. Die Seelen schrien unter Schmerzen, die sich nur der vorzustellen vermochte, der selbst schon die Gluten der Hölle gespürt hatte. Wie Harut zum Beispiel. Oder Meresin.
    Er schlich sich so nahe wie möglich an die Frau heran und konnte dennoch nichts für sie tun. Denn auch in dieser Nacht wimmelte es im Wald nur so von Dämonen. Hätte Meresin versucht, nahe genug an die Gefangene heranzukommen, um sie von ihrem Leid zu erlösen, hätten ihn die Dämonen entdeckt. Also war er wieder dazu verurteilt, dem erbarmungslosen Treiben zuzusehen und zuzuhören. Harut schien zu wissen, dass er sich in der Nähe aufhielt.
    „Siehst du?“, rief er mit seiner tiefen, donnernden Stimme. „Siehst du mir zu?“ Harut stand vor der gefesselten Frau und drehte sich einmal um die eigene Achse. In alle vier Himmelsrichtungen brüllte er die Frage. „Kannst du es erkennen?“
    Meresin sah es. Wäre er nicht der Engel, der er war, er hätte bei diesem Anblick sicherlich die Beherrschung verloren und etwas Unüberlegtes getan. Harut hoffte offensichtlich, dass genau so etwas geschah. Auch wenn er es nicht wirklich glaubte. Vielleicht wollte er auch nur Franzi in Panik versetzen. Im Grunde war es auch egal, wie er sie aus ihrem Versteck lockte. Wichtig war nur, sie verließen es.
    Meresin betrachtete den grausam entstellten Astralleib der Gefangenen. Es war eine Frau mittleren Alters, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Harut musste Anweisung von Agreas erhalten haben, keine Rücksicht auf die unsterbliche Seele der Opfer zu nehmen. Wie in den Malen zuvor konnte Meresin ganz deutlich sehen, wie nicht nur der Astralleib der Frau, sondern auch deren Seele langsam verbrannte. Harut bediente sich desselben höllischen Feuers, das auch Meresin benutzt hatte, um Balam zu vernichten. Die Frau musste Schmerzen haben, die sich einfach nicht mehr beschreiben ließen. Meresin hatte sie selbst gespürt, als er an den Ufern des Feuersees angekettet gewesen war und ihn die dickflüssigen Wogen langsam verzehrten. Er bewunderte den Willen der Frau. Sie schrie in einem Moment voller Verzweiflung und spie Harut schon im nächsten Augenblick ihre Verachtung ins Gesicht, sobald er sie nach Namen oder Verstecken fragte.
    Meresin sah zu, wie er schon die anderen beim Sterben beobachtet hatte. Nicht weil es ihm irgendetwas gab. Er musste wissen, ob sie vielleicht doch noch reden würde. Nur deshalb blieb er bis zum Ende. Erst wenn ihre Seele nur noch ein Häufchen phosphoreszierende Asche war, würde er zurück zu Franzi schleichen. Bis dahin durchlebte er den schlimmsten Alptraum, den er sich vorstellen konnte. Es war der Gedanke daran, wie es wäre, Franzi dort vor Harut liegen zu sehen. Wenn er nur daran dachte, wallte solcher Zorn in ihm auf, dass er den Drang verspürte, Harut zu töten. Meresin könnte es nie ertragen, Franzi leiden zu sehen. Doch seit er den Auftrag erhalten hatte, sie zu verführen, sah er eben dieses Bild vor sich. Franzi … schreiend vor Schmerzen, unter Tränen um Gnade flehend und wahnsinnig vor Angst.
    Er hatte schon viele Male in die Gesichter der Frauen geblickt, wenn ihnen klar geworden war, dass sie verloren waren. Selbst die hochmütigsten und kampfeslustigsten unter ihnen waren am Ende nur noch ein kreischendes Bündel aus Hoffnungslosigkeit und Furcht gewesen. Das Schlimmste war stets die Erkenntnis gewesen, dass es keine Rettung mehr gab. Der Moment, in dem er oder irgendein anderer Engel sich als das offenbarten, was sie in Wirklichkeit waren. Solange es eine Hoffnung gab, erlitten sie die unvorstellbarsten Schmerzen und hielten dennoch an ihrem Leben fest. Wie die Gräfin im Kindbett.
    Solange sie nicht gewusst hatte, sie würde einem Dämon das Leben schenken und danach ein Leben als bösartige Untote

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