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Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall

Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall

Titel: Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Finanzen beiseite und baute
sich vor dem Tuchhändler auf, um die erlittene Schmach wettzumachen. »Wie kommt
es, dass Ihr gegen den eigenen Schwager intrigiert? Habt Ihr denn überhaupt kein
Ehrgefühl im Leib?«
    Bermetter erstarrte, nur das Zucken seines Mundwinkels
verriet, wie sehr ihn sein Gegenüber in Harnisch gebracht hatte. Als Mann von Welt
war er jedoch klug genug, sich zu beherrschen. »Nicht mehr und nicht weniger als
jeder andere hier!«, parierte er die dreiste Provokation und ließ den Johannispfleger
einfach links liegen. »Oder denkt Ihr, ich ließe mich vor den Karren eines Emporkömmlings
spannen?«
    »Wohl gesprochen!«, warf Leberecht ein, schnellte
aus seinem Lehnstuhl und trat zwischen die beiden Streithähne. »Dann wären wir uns
ja einig.«
    Ganz so einfach wie erhofft ließ sich Friedrich
Pluntzhart, Oberaufseher über den Johanniterorden, jedoch nicht besänftigen. »Nicht
ganz«, hielt der Johannispfleger mit süffisantem Grinsen dagegen und goss sich in
aller Seelenruhe einen Spätburgunder ein. »Das heißt, zumindest nicht, was die Behandlung
der alten Irmtrud angeht.«
    »Da macht Euch keine Gedanken, Pluntzhart«,
raunzte ihn Leberecht an. »Bestraft wird sie noch früh genug. Und zwar dann, wenn
der Stadtrichter genesen ist.«
    »Und bis wann, denkt Ihr, wird er den Verlust
seines Blasensteins verkraftet haben?«
    »In ein paar Tagen, denke ich.«
    Die Antwort bestand aus einem missgünstigen
Grinsen. »Möchte wissen, was es da noch groß zu bereden gibt«, tat der Johannispfleger
kund. »Wie jedermann bekannt, hat das alte Kräuterweib ein Geständnis abgelegt.
Von sich aus. Wozu sie also vor ein Tribunal zerren, einen Haufen Geld hinauswerfen
und unnütz Zeit verplempern, wenn die alte Hexe geständig ist! Tut mir leid, Leberecht,
da komme ich nicht mit. Und manch anderer der unter uns Weilenden auch nicht.«
    »Wisst Ihr vielleicht etwas Besseres?«, giftete
der Bürgermeister, kurz davor, aus der Haut zu fahren.
    »Nägel mit Köpfen, was sonst? Bedeutet: Tod
durch den Strang, je eher, desto besser. Am besten gleich morgen früh. Wisst Ihr,
Bürgermeister, hin und wieder sollte man auch einmal auf seine Bürger hören. Bei
denen sorgt Eure Saumseligkeit nämlich für gewaltigen Verdruss. Nicht genug, dass
die blödsinnige alte Vettel mein Patenkind auf dem Gewissen hat, soll ihr zu allem
Überfluss auch noch der Prozess gemacht werden. Das verstehe, wer will. Wenn das
so weitergeht, Meister Leberecht, werdet Ihr jeglichen Kredit verspielen.«
    »Bei Euch oder der Ratsmehrheit?«
    »Überzeugt Euch selbst, Leberecht. Eine Gelegenheit
wie diese kommt so schnell nicht wieder.«
    Der Angesprochene erbleichte. »Nun denn – Eure
Meinung, Ihr Herrn«, winselte er wie ein geprügelter Hund. »Wer der gleichen Meinung
wie Pluntzhart ist, hebe die Hand.«
    In der holzgetäfelten, mit einem Kachelofen,
Truhen und den Wappenschilden der sieben Kurfürsten ausgestatteten Amtsstube kehrte
augenblicklich Ruhe ein. Keiner der Anwesenden wollte den Anfang machen, und es
dauerte seine Zeit, bis sieben von ihnen die Hand hoben. Weitere sieben, unter ihnen
der Bürgermeister, verweigerten die Zustimmung.
    Demnach hing alles von Bermetter ab. Der Tuchhändler
indes tat so, als sei er des Debattierens überdrüssig, wandte sich erneut dem Fenster
zu und starrte durch die Butzenscheiben in die Dunkelheit hinaus. »Und Ihr, Meister
Bermetter – wie steht es mit Euch?«
    »Mit mir, Bürgermeister?«, entgegnete der Händler,
offenbar mehr an seinem Umhang, der ihm um ein Haar von der Schulter gerutscht wäre,
als am Gesprächsthema interessiert. »Gute Frage.«
    »Alles, was Recht ist, Bermetter – wir reden
uns hier die Köpfe heiß und Ihr tut so, als ginge Euch der Mord an Eurer Schwester
nicht das Geringste …«
    »Ich fürchte, hier liegt
ein Missverständnis vor. Beim Tod meiner Stiefschwester handelt es sich um eine
schreckliche Tragödie, sowohl in meinen als auch in den Augen meiner Mutter. Sie
ist untröstlich, ob Sie darüber hinwegkommen wird, die mehr als bange Frage.« Der
Tuchhändler atmete geräuschvoll aus. »Was die Frage der Täterschaft angeht, scheint
mir, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.«
    »Und wer, wenn nicht die
alte Irmtrud, könnte es Eurer Meinung nach gewesen sein? Etwa der Heilige Geist?«
    »Gute Frage, Spörlein!«, wiederholte Bermetter,
dem Anschein nach nicht ganz bei der Sache. »Wie dem auch sei, ich fürchte, wir
laufen Gefahr, einen Irrtum zu

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