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Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall

Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall

Titel: Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Gegen Zahlung eines kleinen Obolus,
schließlich musste alles seine Ordnung haben.
    Und Violante? Die nahm gerade ein Bad, wie an
jedem Tag. Allein. Bartholomäus lächelte, und ein verächtlicher Zug umspielte seinen
Mund. Weiß Gott, es hatte lange gedauert, bis der Entschluss in ihm herangereift
war, aber jetzt, kurz vor der Tat, verspürte er klammheimliche Freude. Er, Bartholomäus
Aschenbrenner, würde dieser Metze einen Strich durch die Rechnung machen. Aus der
Liaison mit Tuchscherer, auf den sie sich nach dem Tod seiner Frau anscheinend Hoffnungen
machte, würde nichts werden. Nicht in diesem Leben. Dafür würde er sorgen.
    Ein entspanntes Lächeln im Gesicht, setzte der
Bader seine Unterschrift unter den Brief, steckte die Feder in den Halter und wartete,
bis die Tinte getrocknet war. Dann rollte er das Dokument zusammen und versiegelte
es, ganz so, wie es sich gehörte. Ordnung ging ihm nun einmal über alles, selbst
jetzt, kurz vor dem entscheidenden Moment.
    Blieb nur noch, seinen letzten Willen in seiner
Privatschatulle zu hinterlegen. Und einen allerletzten Blick in das Behandlungszimmer
zu werfen, in dem er so oft bis spät in die Nacht gearbeitet hatte.
    Dann konnte es losgehen.
    Endlich.
    Immer noch das gleiche, von tiefer Genugtuung
kündende Lächeln im Gesicht, trat Bartholomäus auf den Korridor und ließ die Tür
hinter sich ins Schloss fallen. Dann wandte er sich nach links und schlug den Weg
zur Bad­stube ein.
    Es gab niemand, der seinen Weg kreuzte, aber
das war nicht weiter verwunderlich. Melusine war auf dem Weg ins Spital und würde
das, was sich hier abgespielt hatte, erst im Nachhinein erfahren. Erst dann, wenn
er Tabula rasa gemacht und sich von einem Leben, das ihm nichts mehr bedeutete,
verabschiedet haben würde. Natürlich tat es ihm leid um sie, und er empfand einen
heftigen Stich im Herzen. An seinem Entschluss würde dies freilich nichts ändern.
Melusine war eine starke Frau, und er war felsenfest überzeugt, dass sie die Situation
meistern würde. Bei ihr war das Pfäffleinsbad in guten Händen, ob mit oder ohne
Gemahl, spielte keine Rolle.
    Vor der Tür der Badstube angekommen, nahm Bartholomäus
die Laterne vom Haken, die unmittelbar neben dem Türpfosten hing, blickte sich um
und hielt inne. Gerade jetzt, kurz vor dem Ziel, wollte er nichts dem Zufall überlassen.
Und so schlich er hinüber zur Eingangstür, sah nach, ob sie auch wirklich abgeschlossen
war und atmete vor Erleichterung auf. Alles lief wie am Schnürchen, und es schien,
als würde dies so bleiben.
    In der Badstube, einem knapp 20 Schritt im Quadrat
großen Kreuzgewölbe, das auf einer massiven Säule in seiner Mitte ruhte, musste
er erst einmal stehen bleiben. Schuld daran waren die Dampfschwaden, welche den
Raum durchzogen und ihm fürs Erste die Orientierung nahmen. Bartholomäus fluchte
leise in sich hinein. Ausgerechnet jetzt musste diese Metze eine Schwitzkur nehmen,
ein Grund mehr, ihr möglichst rasch den Garaus zu machen.
    Zum Äußersten entschlossen, tastete sich Aschenbrenner
über die glühend heißen Steine, welche zuvor mit Wasser übergossen worden waren,
ins Innere des Gewölbes voran. Extra den Ofen befeuern, jede Menge Holz vergeuden
und den Zuber bis zum Rand mit Wasser und sündhaft teuren Essenzen füllen. Das sah
dieser Möchtegern-Kurtisane ähnlich.
    Doch damit war jetzt unwiderruflich Schluss.
Nass bis auf die Haut, suchte Bartholomäus das Gewölbe ab, in dem sich ein Waschzuber
an den anderen reihte. Nur um festzustellen, dass sie alle miteinander leer waren.
    Bis auf einen, den hintersten. Dort fand er
sie, nackt, mit dem Rücken zu ihm und den Kopf leicht nach vorn gebeugt. Der Atem
des Badstubers beschleunigte sich. Keuchend vor Erregung verspürte er plötzlich
den Drang, seiner Frau ein letztes Mal beizuwohnen. Zum allerletzten Mal, redete
er sich verzweifelt ein, bemüht, der aufkeimenden Wollust Herr zu werden.
    Kurz davor, in Raserei zu verfallen, kämpfte
Bartholomäus sein Verlangen nieder, ließ die Laterne zu Boden gleiten und schlang
die Hände um den schlanken, mit Schweißperlen benetzten und wie Marmor in der Abendsonne
glänzenden Hals. Schon immer hatte er eine merkwürdige Anziehungskraft auf ihn ausgeübt,
und die Faszination war bis zum heutigen Tag geblieben. Hochrot vor Erregung, schloss
Bartholomäus die Augen und versuchte, nicht mehr an früher zu denken. Dies war weder
der Ort noch die rechte Zeit dafür. Dies war der Tag der Vergeltung, des Zorns

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