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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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paar Frikadellen aus einem Schnellimbiss und einer Landkarte versehen, machten wir uns auf den Weg, obgleich wir beide nicht mehr frisch waren.
    Ich saß am Steuer und belastete vorsichtig meinen Arm, damit er nicht vollends steif wurde. Damit war Nina frei, das zu tun, worauf wir uns im Flugzeug schließlich verständigt hatten. Sie wollte immer noch nicht das FBI anrufen, denn ihrer Einschätzung nach konnte der Mann, der mit Monroe im Besprechungszimmer gesessen hatte, noch in der Stadt und mit ihrem Fall beschäftigt sein. Aber es gab jemanden, mit dem sie zu reden bereit war.
    Sie rief Doug Olbrich an. Sie sprachen fünf Minuten miteinander. Ich war zu beschäftigt, mich auf dem Schnellstraßensystem um Seattle-Tacoma zurechtzufinden, als dass ich von ihrem Gespräch viel mitbekommen hätte. Immerhin klang einiges doch positiv.
    Sie beendete die Verbindung und starrte eine Weile ins Leere, dann trommelte sie auf das Armaturenbrett wie schon tags zuvor, doch schien sie diesmal nicht wütend zu sein.
    »Wie sieht es aus?«
    »Hätte schlimmer kommen können«, sagte sie. »Monroe ist nicht tot.«
    »Nicht möglich.«
    »Doch. Der Mann lebt noch. Erstaunlich. Der Kerl ist doch viel zäher, als ich dachte. Er hatte fünf Kugeln abbekommen und musste sechs Stunden lang operiert werden. Es geht ihm sehr schlecht. Die Chancen, dass er durchkommt, stehen eins zu fünf. Aber noch lebt er.«
    Ich hatte angenommen, Monroe sei nicht mehr zu retten gewesen. Nun fühlte ich mich plötzlich schuldig.
    »Du hattest recht, mich da herauszuholen«, bekannte Nina. »Sonst wäre ich wohl jetzt nicht hier.«
    »Wenn mich nicht alles täuscht, gibt es noch mehr schlechte Nachrichten.«
    »Doug hat mich gesucht und ist zu meinem Haus gefahren. Jemand war vor ihm da, hat alles auf den Kopf gestellt und meine ganzen Akten gestohlen.« Sie zuckte nur die Achseln und sagte eher müde als traurig: »Damit hast du also auch recht gehabt, Ward. Es war höchste Zeit zu verschwinden.«
    »Tut mir leid.«
    »Na wenn schon«, sagte sie mit fester Stimme. »Der Fall Gary Johnson nimmt auch eine neue Wendung. Offenbar vertritt sein Anwalt massive Geldinteressen und erhält entsprechend starken Rückenwind.«
    »Tatsächlich? Ich frage mich, woher das kommt.«
    »Die Frage ist berechtigt. Monroe wird es schwer haben, wenn er überlebt. Du weißt, wie das bei solchen Fällen geht. Wenn jemand schon so einen schweren Stein gehoben hat, dann muss darunter etwas gefunden werden, um die Mühe zu rechtfertigen. Ich habe den Fall Johnson aufmerksam verfolgt. Ob es möglich wäre, dass Monroe irgendwo das Verfahren abgekürzt hat? Er wollte den Ball flach halten. So ist er in seine führende Position gelangt.«
    Sie verfiel in Schweigen. Ich ließ sie in Ruhe, bis ich auf der Schnellstraße 18 war und die 90 in Sichtweite kam und ich eine Zigarette in der Hand hatte.
    »Du hast ihm nicht gesagt, was wir wissen«, stellte ich fest.
    »Was wir meinen zu wissen.«
    »Meinetwegen. Aber du hast es ihm nicht gesagt.«
    »Nein«, gab sie zu. »Bin ich deshalb ein schlechter Mensch?«
    Ich lachte, aber dann merkte ich, dass sie nicht lächelte. Ich schaute zu ihr hinüber und dachte, dass sie nur schwer zu durchschauen war. »In den Augen des Gesetzes ja. Verschweigen ermittlungsrelevanter Tatsachen. Darauf steht, glaube ich, Gefängnis.«
    Sie nickte, sagte aber nichts.
    »Komm, Nina«, sagte ich. »Man kann es auch umgekehrt sehen.«
    »Ich weiß«, antwortete sie. »Und zwar so: Ich habe ihm nichts davon gesagt, weil ich der Meinung bin, dass niemand außer uns den Fall zu seinem Abschluss bringen wird.«
    »Und wie sähe der Abschluss aus?«
    »Für Männer, die Festplatten in die Köpfe von Frauen stecken, hat der Gesetzgeber etwas anderes als Gefängnis vorgesehen.«
    »Das meinst du doch nicht.«
    »Doch, in diesem Augenblick schon. Selbst wenn es John träfe. Und da ist noch etwas, weshalb ich es Doug verschwiegen habe. Er erwähnte etwas nebenher, und danach konnte ich nicht so tun, als ob …« Sie schaute mich an und lächelte schließlich. »Schaffst du es noch ein paar Meilen?«
    »Sicher. Wie viele, meinst du, werden es noch?«
    »Das Auto, von dem Monroe gesprochen hatte, dasjenige, das in der Nacht vor dem Leichenfund bei der Fahrt durch Snoqualmie geblitzt wurde.«
    »Was ist damit?«
    »Vor drei Stunden hat ein Sheriff aus der Gegend die Fahrzeugdaten überprüfen lassen. Er hat die Sache nicht weiter verfolgt, da es sich um einen Mietwagen

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