Engel im Schacht
Graham w ar und ein größeres Aktienpa ket einer ziemlich großen Gesellschaft sein eigen nannte. Jetzt versuchte er, mich davon zu überzeugen, daß er für mich arbeiten könnte.
»Ja, ich bin mir ziemlich sicher, daß Sie das könnten. Aber ich bin keine gemeinnützige Einrichtung. In absolut keinem Sinn des Wortes.«
»Wer weiß? Dad sagt, Sie machen viele gemeinnützige Sachen. Sie könnten mich doch bei einem von den Projekten einsetzen. Ich bin sicher, daß wir meinen Bewährungshelfer überreden könnten ... «
»Vielleicht, aber mich können Sie nicht überreden. Trotzdem danke, daß Sie den weiten Weg zu mir auf sich genommen haben. Grüßen Sie Ihren Vater.« Ich ging die Treppe hinauf, Ken hinter mir her. Die Hunde, die wohl der Ansicht waren, daß wir mehr Aussicht auf Unterhaltung boten als Mr. Contreras mit seinem Fernseher, rannten uns voran. Mr. Contreras bildete das Schlußlicht. Wahrscheinlich gab es in ganz Chicago - vermutlich sogar auf der ganzen Welt - keine zweite Privatdetektivin mit einem solchen Troß.
»Wenn ich Dad sagen könnte, daß ich für Sie arbeite, würde er uns beide eine Weile in Ruhe lassen. Und ich könnte Sie endlich besser kennenlernen. Bis jetzt weiß ich bloß, daß Sie Cappuccino ohne Zucker trinken.«
Ich fing an, die Riegel an meiner stahlverstärkten Tür zurückzuschieben. »Gute Nacht, MacKenzie. Gute Nacht, Mr. Contreras. Wenn noch jemand zu Besuch kommt, geben Sie ihm doch bitte zwei Aspirin, und ersuchen Sie ihn, morgen früh wiederzukommen.«
Ich knallte ihnen die Tür vor der Nase zu. Die Hunde nahmen mir das am übelsten.
Sogar noch durch die dicke Tür hörte ich ihr wütendes Bellen. Ich machte die Tür noch einmal auf, als die vier gerade die Treppe hinuntergehen wollten.
»Ich borge mir Peppy für heute abend, wenn Ihnen das recht ist.«
»Aber klar, Süße. Schließlich gehört sie Ihnen genauso wie mir. Sie wissen doch, daß Sie mich nicht fragen brauchen. Aber jetzt, wo Sie so selten da sind... «
Ich ging auf den Treppenabsatz hinaus und küßte ihn auf die Wange. »Ich weiß. Sie tun das nur aus Pflichtbewußtsein. Und Peppy und ich wissen es zu schätzen.«
Ich drückte Mitch weg und holte Peppy zu mir in die Wohnung. Sie freute sich, endlich wieder Hund Nummer eins zu sein, wedelte mit dem Schwanz und tat so, als höre sie das beleidigte Jaulen von Mitch nicht.
Nachdem ich Peppy gebürstet und ein bißchen mit ihr gespielt hatte, rief ich Camilla an in der Hoffnung, sie vor Phoebe oder einem ihrer Partner zu erreichen. Ihre Freude, mich zu hören, verflog sehr schnell, als ich ihr erzählte, was ich am Nachmittag gemacht hatte. »Ich hatte nicht vor, Lamia ins Spiel zu bringen. Aber die Reaktion von Heccombs Sekretärin hat mich aus dem Gleichgewicht gebracht.« »Was bist du denn für eine Detektivin, wenn du in schwierigen Situationen immer gleich alles ausplauderst, was du weißt?« wollte Camilla nicht zu Unrecht wissen. »Ich habe es bis heute nachmittag tunlichst vermieden, den Namen zu erwähnen. Aber ich werde immer unruhiger. Irgendwas stimmt nicht - entweder mit der Organisation oder mit Phoebes Verbindung zu ihr.«
Ich erzählte ihr von Phoebes Heimlichtuerei bezüglich ihres Treffens mit Alec Gantner im Büro von Home Free. »Jasper Heccomb ist ziemlich geschickt, aber seine Sekretärin widerspricht sich ständig selber. Ich wollte rausfinden, ob Lamia das Projekt ist, weswegen sie solche Angst hat.«
»Und - war es das? Denn wenn es wegen dir platzt, Warshawski, ist Mama nicht mehr die einzige in unserer Familie, die dich nicht leiden kann.«
Ich massierte mir den Nacken mit der linken Hand. »Hör zu, Camilla, ich habe am Sonntag versprochen, keine Fragen mehr über Lamia zu stellen. Aber Phoebe heckt da was aus, was sie euch nicht sagt. Ich wäre eine schlechte Freundin, wenn ich euch nicht über eine ungesetzliche Sache informieren würde, die euch das Genick brechen kann. Denk drüber nach. Sprich mit deinen Partnerinnen.«
»Wir haben drüber nachgedacht, und wir haben uns drüber unterhalten. Wir sind zufrieden. Also sei bitte auch zufrieden, Vic. Denn niemand möchte, daß du noch weiter rum schnüffelst.« Sie legte auf.
Ich dachte daran, Conrad anzurufen, aber ich konnte nicht hinter ihrem Rücken mit ihm reden. Und ich würde mich mit Sicherheit nicht von ihm trösten lassen wie ein kleines Kind, bloß weil die Leute sich über mich ärgerten. Das brachte mein Beruf eben mit sich: Die Leute waren immer
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