Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin
ich dir beizubringen versuche. Joe und ich haben noch keinen ausgesucht. Wahrscheinlich tun wir das irgendwann in den kommenden Wochen, aber genau weiß ich’s selber nicht. Wir haben noch so viele andere Dinge zu erledigen. Und überhaupt muss Joe als Erstes einmal mit meinem Vater reden. Versprich mir, es den anderen Mädchen nicht weiterzuerzählen, ja? Dafür wirst du die Erste sein, die den Ring zu sehen bekommt und das Wunschritual vollführen darf.«
Valerie willigte ein. Wir standen noch ein Weilchen zusammen, sortierten Kleidungsstücke und unterhielten uns dabei, dann ging Valerie, um die Kasse zu machen. Dabei sah sie ständig mit einem wissenden Lächeln zu mir herüber, hielt aber allen anderen gegenüber dicht.
Nach der Arbeit nahm ich den Bus nach Walkinstown zu meinen Verwandten. Unterwegs bat ich meine Engel, dafür zu sorgen, dass man mir meine innerliche Beschwingtheit nicht anmerkte, weil ich nicht wollte, dass
Onkel Paddy und Tante Sara irgendwelche Fragen stellten. Und tatsächlich brachten die Engel mich so zur Ruhe, dass niemandem etwas auffiel. Am nächsten Morgen fuhr ich mit dem Bus zur Arbeit. Der Vormittag schien sich mir gewaltig in die Länge zu ziehen und in der Mittagspause machte ich einen Spaziergang durch die Sträßchen und Gassen hinter dem Kaufhausgebäude.
Diese kleinen Straßen waren für mich schon lange wie eine Oase: Hier konnte ich meine Gedanken sammeln, zu mir selbst finden, mitunter für einen kurzen Augenblick allem entkommen, was die Engel mir in dieser Zeit auftrugen; meistens setzte ich mich auf eine Mauer, eine Kiste oder sogar auf irgendwelche Treppenstufen. Nur eine Straße mied ich immer: den Ort, wo Mark den Tod gefunden hatte.
Als es endlich Feierabend war, rannte ich die Treppe hinunter in die Garderobe, griff mir meinen Mantel und eilte die Stufen wieder hinauf und hinaus auf den Parkplatz. Joe saß schon wartend im Wagen. Sein Anblick machte mich so glücklich! Wir fuhren zum Phoenix-Park, stellten das Auto ab und suchten uns einen Platz zum Reden. »Wenn du magst, könnten wir uns an diesem Wochenende nach einem Verlobungsring umschauen«, schlug Joe vor. Ich meinte, das wäre fein, doch sollten wir erst mal nur gucken, aber noch keinen Ring kaufen. Die Engel hatten mir nämlich geflüstert, Joe würde einen Ring für mich finden – allerdings nicht auf dem üblichen Weg.
Dann wollte Joe noch wissen, ob ich seiner Mutter von unserer Verlobung erzählen wollte, aber ich meinte, ich wolle damit lieber warten, bis ich einen Ring hätte. Diese Idee gefiel uns beiden. Joe sagte: »Wenn wir zu meiner Mutter nach Hause kommen und du trägst einen Verlobungsring am Finger, wird sie mit und für uns glücklich sein.«
Außerdem beschlossen wir, uns nach einem Haus umzusehen, obwohl wir unsere Hochzeit erst in ungefähr einem Jahr feiern wollten.
Als wir bei mir daheim eintrafen, stand die Haustür offen. Mein Vater kam heraus und winkte uns zu, um dann ins Haus zurückzukehren. Die Tür ließ er offen. Daraufhin fühlte Joe sich ein wenig leichter, ein wenig mehr willkommen. Wir gingen geradewegs in die Küche zu meiner Mutter. Joe begrüßte sie und ich begann, alles für die Teestunde vorzubereiten.
»Was gibt’s?«, erkundigte Mam sich.
»Joe möchte mit Vater sprechen«, entgegnete ich.
»Auf diesen Tag habe ich gewartet«, sagte meine Mutter, wobei ihr Gesicht ihre Missbilligung deutlich zum Ausdruck brachte.
»Dein Vater ist im Wohnzimmer und liest Zeitung«, setzte sie abweisend hinzu, »ich werde ihm sagen, dass Joe ihn sprechen möchte.«
Meine Mutter ging ins Wohnzimmer und zog die Tür hinter sich zu. Das machte Joe noch nervöser. »Warum kann das nicht einfacher gehen?«, fragte er.
Mam erschien nach ungefähr einer Minute wieder in der Küche und ließ Joe wissen, er könne nun zu meinem Vater ins Wohnzimmer.
Mam blieb bei mir in der Küche, während ich den Tee aufbrühte und Marmeladenbrote herrichtete, sprach aber kein Wort. Dann verließ sie die Küche und ging ins Wohnzimmer.
Ungefähr fünf Minuten später hatte ich mein Teetablett fertig und trug es hinüber. Ich spürte, dass Joe Unterstützung brauchte, deshalb wartete ich nicht ab, bis er herauskam; und außerdem brannte ich darauf, die Antwort meines Vaters zu erfahren.
Als ich die Tür öffnete, fiel mein Blick auf Paps und Joe, die einträchtig nebeneinander auf dem Sofa saßen, während Mam daneben stehen geblieben war. Ich lächelte beim Anblick von Paps und Joe,
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