Engelsauge - Die Jagd beginnt (German Edition)
nicht verstehe, aber ...«
»Sie haben meine Eltern auf dem Gewissen und mich hätten sie damals mit Sicherheit auch getötet, Jadon. Für diese Vampire empfinde ich nur Abscheu und Hass. Und ich will nicht mein Leben lang dieses Gefühl in mir herumtragen müssen, deshalb muss ich etwas tun, ich kann es nicht einfach hinnehmen, vor allem weil ich mich schuldig fühle, verstehst du das?«
Jadon wollte gerade etwas erwidern, doch ich fiel ihm erneut ins Wort.
»Es ist egal, was Arthur oder Francis gesagt haben. Fakt ist, dass meine Eltern mich in Sicherheit bringen wollten. Also sind sie meinetwegen getötet worden. Und dieser Kenneth Bowler wollte mich ja anscheinend verwandeln. Vielleicht weil er wirklich Angst vor mir hat? Wenn er und die anderen das haben, ist es doch gut so.«
»Enya, du weißt, wie sehr ich dich liebe«, Jadon schaute mich mit seinen Augen so intensiv an, dass mich ein freudiger Schauer durchfuhr. Dann sprach er weiter, sein Blick haftete auf meinem Gesicht.
»Du bist mein Leben, endlich habe ich das Gefühl, wieder ganz zu sein und durch dich fühle ich mich auch endlich wieder menschlicher. Ich kann verstehen, warum du so denkst und fühlst und ich werde dir immer beistehen und dich unterstützen, ganz gleich, welchen Weg du einschlagen magst.« Er machte eine kurze Pause und sein Blick schweifte kurz über den Horizont. Ich konnte ihn nur anschauen und wagte es nicht, ein Wort zu sagen. Zu dankbar war ich dafür, einem Mann wie ihm begegnen und lieben zu dürfen.
»Ich möchte dir noch einiges über uns und die anderen erzählen, wenn du erlaubst.« Ich nickte und er fuhr fort.
»Der eigentliche Grund, weshalb die Engel die Slinners über so viele Jahrzehnte verbannt und verabscheut hatten, war der Grund gewesen, dass Slinners Vampirengel sind und keine reinrassigen göttlichen Wesen, wie sie selbst es sind. Für die Engel waren die Vampirengel eine Botschaft Luzifers. Sie dachten, sie wären wie die Höllen-Engel, die der gefallene Engel Luzifer mit sich genommen hatte. Natürlich war dem nicht so und es hat viele Jahrzehnte und sogar einige Kämpfe gedauert, bis die Engel schließlich erkannt hatten, dass sie falsch lagen und wir auf der gleichen Seite kämpfen wie sie. Was ich sagen will, ist, dass Engel natürlich gutmütige Wesen sind, sie aber dennoch, wie soll ich es am Besten sagen, nun, ich finde, sie haben manchmal noch sehr veraltete Ansichten und deswegen traue ich momentan niemandem so recht, was dich und deine Geschichte mit deiner Engelsmutter angeht.«
»Schon okay, Jadon. Ich weiß um deine Gefühle und auch um deine Angst und ich bin so unendlich dankbar dafür, dich hier bei mir zu haben. Aber mach dir bitte nicht so viele Gedanken. Du wirst sehen, es wird bestimmt nicht so schlimm kommen, wie du es dir jetzt ausmalst.«
Ich lehnte mich wieder an ihn, seinen rechten Arm legte er um meine Schulter und wir schauten wieder zum Horizont, sahen zu, wie die Wolken langsam dunkler wurden. Ich runzelte kurz die Stirn. Jadons Worte hatten ihre Wirkung bei mir nicht verfehlt.
7
Auszeit
Als ich gegen Abend wieder zu Hause ankam, wartete bereits Alice auf mich, die aufgrund meines Wegbleibens schon völlig krank vor Sorge war. Ich bekam ein schlechtes Gewissen, denn Alice hatte ich die letzten Tage völlig vergessen und jetzt saß meine beste Freundin auf der Treppe wie ein Häufchen Elend.
»Alice, hi. Schön, dass du da bist«, versuchte ich sie gleich zu besänftigen, doch nur mit mäßigem Erfolg.
»Wenn ich nicht gekommen wäre, hättest du dich wohl weiterhin nicht gemeldet, oder? Hast du eigentlich eine Ahnung, was ich mir für Gedanken gemacht habe, weil du so gar nicht zu erreichen warst? Ich dachte, ich wäre deine beste Freundin?«, prasselte Alice auch schon auf mich ein und ich hatte Mühe, sie, während wir dabei ins Haus und nach oben in mein Zimmer gingen, zu beruhigen, geschweige denn ihr zu antworten.
Also drehte ich mich vor meiner Zimmertür kurz zu ihr um und sagte schließlich: »Okay, du hast ja recht, das war nicht fair, dir nichts zu sagen oder mich zu melden, aber für mein Verhalten in den letzten Tagen gibt es ja auch wirklich einen guten Grund.«
»Okay, dann lass mal hören.«
Wir gingen in mein Zimmer, und während sie sich mit Schwung auf mein Bett setzte, ihre Beine überkreuzte und mich mit funkelnden Augen anschaute, stand ich an meinen Schreibtisch gelehnt und schaute sie an. Nur, was sollte, und konnte ich ihr sagen? Die Wahrheit,
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