Engelsauge - Die Jagd beginnt (German Edition)
allerdings nicht mehr wirklich mit, zu sehr war ich mit mir selber beschäftigt.
»Arthur, eine Frage hätte ich noch.«
»Ja, was möchtest du wissen?« Wieder mit freundlicherer Stimme wandte er sich mir zu.
»Du sagtest, dass sich normalerweise Engel niemals mit Menschen einlassen. Und meine Mutter war die Erste gewesen, die mit meinem Vater diese Regel gebrochen hat.«
»Ja, das ist richtig. Worauf willst du hinaus?«
»Aber was ist mit Gregory und Stewart? Sie sind doch die Brüder meiner Mutter. Und meine Großeltern ... Oh nein, sie sind doch nicht auch alle ...?«
»Nein, nein. Es ist ganz einfach zu verstehen. Deine Onkel sind nicht ihre richtigen Brüder gewesen. Wegen der Vampire auf der Erde, die sich am Blut der Menschen ergötzen und die es seit Ewigkeiten zu bekämpfen gilt, haben sich sehr viele Engel unter die Menschen gemischt, um nicht aufzufallen und um die Vampire bestmöglichst aufzuspüren. Deine Mutter ist damals bei deinen sogenannten Großeltern untergekommen. Ihre beiden leiblichen Söhne, Gregory und Stewart, waren zu diesem Zeitpunkt bereits junge Erwachsene und selten zu Hause. Deine Mutter hat sich um die beiden Alten liebevoll gekümmert und mit den Jahren wurde sie zu so etwas wie ihrer Tochter. Auch Gregory und Stewart haben sie ziemlich schnell als ihre Schwester akzeptiert. Wahrscheinlich waren sie froh, dass sich jemand so gut um ihre Eltern gekümmert hat.«
»Und wussten sie, dass sie ein Engel war? Wieso hat sie meinen Vater nicht geheiratet und seinen Namen angenommen? Man hat mir immer gesagt, sie wären nie verheiratet gewesen«, wollte ich wissen.
»Nein, das hat sie nie jemandem erzählt. Hätte sie dies getan, dann wäre das Leben derer in Gefahr gewesen, die es gewusst hätten. Als Engel unter Menschen darf man sich niemals zu erkennen geben, denn nicht nur die Engel und wir Slinners sind auf der Suche nach den Vampiren. Diese sind ebenfalls auf der Suche nach uns. Daher musst auch du immer im Verborgenen bleiben, ganz egal, was dein Leben noch für dich bereithält und das sind auch die Gründe, warum deine Mutter ihn nicht heiraten konnte. Unabhängig dessen, dass sie nicht über die notwendigen Papiere verfügte«, beendete Arthur seinen Satz und Francis erklärte weiter.
»Vor sehr vielen Jahren haben sich die Engel, wir nennen sie übrigens auch Cutcher, mit uns, den Slinners, zusammengetan, um die Vampire zu bekämpfen. Wir waren zwar immer so etwas wie Abschaum für sie, aber sie haben gemerkt, dass wir, trotz der Vampirseite in uns, anders sind und dass nur wir alle zusammen gegen sie ankommen können.«
Ich stand noch immer regungslos im Raum und fühlte mich, als würde ich in einem endlosen, dunklen schwarzen Loch verschwinden. Mein Kopf fühlte sich ganz merkwürdig an. Zum einen hatte ich so viele Fragen und zum anderen schien mein Kopf einfach nur noch leer zu sein.
»Ich denke, ich werde jetzt nach Hause gehen. Danke für alles, aber ich möchte jetzt allein sein. Bis später«, sagte ich in einem ruhigen, fast schlafenden Ton und ging einfach Richtung Haustür. Arthur und Francis verstanden dies sehr gut, tauschten aber leicht verunsicherte Blicke miteinander. Immerhin waren sie ein großes Risiko eingegangen, mir alles zu erzählen. Jadon kam hinter mir her und ohne ein weiteres Wort zu sprechen, stiegen wir in sein Auto und er fuhr mich zurück. Er schien zu verstehen, dass ich mich zurückziehen musste. Auch für ihn war vieles neu und mit Sicherheit auch nicht alles einfach zu verstehen. Unsere Beziehung würde ab jetzt, aufgrund meiner Geschichte, anders da stehen, da war ich mir sicher. Aber darüber würde ich ein anderes Mal nachdenken.
»Bis morgen.«
Ich schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln, um ihm verständlich zu machen, dass er sich keine Sorgen machen müsste. Ich war froh, das Haus für mich allein zu haben und dankte Stew im Stillen dafür. Stew, der eigentlich gar nicht mein richtiger Onkel ist. Wieder wurde mir schwindelig. Zu viel hatte sich verändert und würde sich auch noch verändern. Und ich wusste nicht, ob ich diesem Druck tatsächlich standhalten konnte. Alles war eine Lüge, mein ganzes Leben bestand aus einer Lüge. Bei diesen Gedanken kamen mir die ersten Tränen, doch ich wollte sie nicht zulassen, wollte keine Schwäche zeigen, obwohl ich ganz allein war und mich niemand sehen konnte.
In meinem Zimmer machte ich meine Musikanlage an und fiel rücklings auf mein Bett. Es lag noch eine CD mit Liebes-Balladen
Weitere Kostenlose Bücher