Engelsauge - Die Jagd beginnt (German Edition)
bereits mittags, als Sealtiel mir endlich eine Pause gönnte und ich erschöpft ins Gras fiel. Während ich rücklings dalag und meine müden Augen in den Himmel schauten, war er unterwegs, um uns einen kleinen Snack zu besorgen.
Ich war allein, mein Körper tat mir weh und ich war unsagbar müde. Ich dachte an meinen Wecker und schwor mir, ich würde mir einen besonders guten, robusten und lauten besorgen müssen, damit ich mich vor diesem malträtierendem Training besser vorbereiten könnte.
Ich schloss meine Augen und befand mich kurz darauf wieder in einer Art Trance-Traum. Ich sah mich selber durch die Augen eines anderen, konnte aber seine Gedanken und Gefühle spüren ...
Er sah mir gerne zu, doch er sah auch, wie müde ich wirkte. Am liebsten hätte er mich nach Hause gebracht, wo ich mich erstmal richtig hätte ausruhen können, aber er wusste auch, wie wichtig es für mich war, diese Übungen durchzuführen. Er hatte von mir gehört, aber als er mich das erste Mal gesehen hatte, hatte es ihm die Sprache fast verschlagen. Er fand mich unglaublich schön und mein Duft lag ihm noch lange in der Nase und als er mich hier zum ersten Mal mit diesen weißen, leicht bläulich schimmernden Flügeln sah, hatte es ihm endgültig jeglichen Atemzug geraubt.
Ich spürte seinen ansteigenden Herzschlag, dann öffnete ich panisch die Augen. Etwas hatte sich verändert, ich horchte auf. Es hatte sich etwas in meiner Umgebung verändert. Ich stützte meinen Oberkörper auf meinen Armen auf und schaute mit meinem Kopf in alle Richtungen. Zu sehen war absolut nichts ... und auch nicht zu hören. Jetzt fiel mir auf, dass nicht ein einziger Vogel mehr am Zwitschern war. Aber waren sie es vorher? Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern. Möglicherweise hatten wir sie mit unseren Übungen die ganze Zeit verschreckt und sie waren noch nicht wieder zurückgekehrt, aber war das normal und üblich bei Vögeln? Angestrengt versuchte ich an den Bäumen vorbeizuschauen, doch ich sah nichts und ich spürte auch keinen Schmerz an meiner Narbe, also konnte es sich nicht um Vampire handeln. Mantikore hätte ich mit Sicherheit schon gesehen. Dann hörte ich wieder einige Vögel zwitschern und legte mich zurück ins Gras. Vermutlich war ich noch zu erschöpft und mein plötzlich komisches Gefühl war nur auf diesen außergewöhnlichen Traum zurückzuführen. Ich wartete weiter auf mein Mittagessen, das kurz darauf endlich kam und zusammen mit Sealtiel verspeiste ich ein paar lecker belegte Sandwiches und vergaß meine Gedanken.
Das Essen tat ungemein gut, aber kaum war alles gegessen, mahnte Sealtiel bereits zum Weitermachen. Bis zum späten Nachmittag übten wir die verschiedensten Arten des Fliegens. Immer und immer wieder und das Betteln nach einer anderen Übung hatte ich längst aufgegeben.
»So, nun hast du es verstanden und wirst es immer umsetzen können. Für heute machen wir Schluss. Ruh dich gut aus, du wirst morgen neue Kräfte brauchen.«
Ich sehnte mich nach einer Dusche und danach würde ich mir noch schnell einen Wecker kaufen gehen. Ich befürchtete, danach nur noch tot ins Bett zu fallen. Mein Körper schmerzte, besonders mein Rücken und meine Beine, und ich war überrascht, wie gut ich dennoch nach Hause kam.
Als ich mit meinem Auto vor dem Krämerladen hielt, fiel mir beim Aussteigen wieder dieses schwarze Motorrad auf, doch von dem Fahrer war nichts zu sehen. Mr. Bombardely, ein älterer ergrauter Herr, empfing mich mit seiner natürlichen Freundlichkeit. Er wirkte salopp gesagt, wie ein alter liebenswürdiger Opa.
Ich erzählte ihm, was ich brauchte und er fand nach einigem Suchen und Stöbern tatsächlich noch einen Wecker in Form einer Kuh. Nicht gerade das, was man sich gerne neben sein Bett stellt, doch als er den Wecker anmachte und ein ohrenbetäubendes Lied durch den Raum hallte, war ich überzeugt. Und als er auf die Taste drückte, muhte diese Kuh noch einmal ganz laut und lange. Robust sei sie auch, versicherte er mir mit einem Lächeln.
»Ihr jungen Dinger kommt wohl gar nicht mehr ohne diese Dinger aus. So etwas gab es bei uns früher nicht. Der gute alte Hahn musste dafür herhalten und soll ich dir was sagen, Enya. Meinen Hahn, den habe ich schon seit vier Jahren und er weckt mich immer pünktlich um halb sieben Uhr.«
Ich lächelte ihn an, nickte und bezahlte schnell.
Als ich den Laden verließ, wieder versunken in meiner Müdigkeit, lief ich in jemanden hinein.
»Oh je, entschuldigen Sie
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