Engelsfeuer
nicht so, wie sie befürchtet hatte. Stattdessen war er nicht von der Stelle gewichen, trotz allem, was sie getan hatte.
Riley winkte zum Abschied, und er antwortete mit einem zaghaften Lächeln.
Dann war sie auf dem Weg nach Atlanta und ließ den Mann zurück, den sie mehr liebte als das Leben selbst. Nur die Zeit würde zeigen, ob er für sie genau dasselbe empfand.
Die Schüssel mit Brathähnchen zwischen ihnen war beinahe leer, die Flasche Jack Daniels fast voll. Das sagte eine Menge über die beiden: Donovan trank nie viel, und Beck war immer noch zu hungrig, um viel Zeit damit zu verschwenden, Alkohol in sich hineinzuschütten, sobald es etwas zu essen in Reichweite gab.
Sie saßen auf Sadies klappriger hinteren Veranda, von der aus sie über das freie Land blicken konnten. In der Ferne stieg ein Falke über den Feldern auf, auf der Suche nach einer Mahlzeit. Sadie war die Veranda immer egal gewesen, darum hatte Beck als Kind unzählige Stunden hier draußen verbracht. Hier konnte er träumen, er befände sich auf einem Piratenschiff oder würde ein unbekanntes, neues Land erkunden, egal was, Hauptsache, er war fort von der Frau, die ihn hasste.
Rechts von ihm stand eine alte, zerbeulte Metallkiste, die Donovan auf seine Bitte hin aus dem Heizungskeller geholt hatte, wo er sie vor Sadies Augen verborgen hatte. Wenn sie sie gefunden hätte, wäre sie im Müll gelandet. So hatte sie es mit allen Dingen gehalten, die ihm etwas bedeutet hatten. Jetzt würden seine persönlichen Schätze mit ihm nach Atlanta reisen.
Fünf Meter vor ihnen stand das verdammte Sofa und stank dank des Kanisters Benzin wie eine Tankstelle. Zusammengerollt zu Becks Füßen lag eine Zeitung, daneben eine Schachtel Streichhölzer. Auf seine Bitte hin hatte der Sheriff bereits die richtigen Leute informiert, dass ein Anruf bei der Feuerwehr nicht nötig werden würde.
»Gibt es einen besonderen Grund, wieso dieses eine Möbelstück eine extra Feuerbestattung bekommt?«, fragte Donovan, die Brauen amüsiert hochgezogen.
»Ich hasse dieses Ding. Wenn Sadie getrunken hat, ist sie nach Hause gekommen und darauf eingepennt. Oft war dann irgendein Kerl bei ihr.«
Donovan wurde ernst. »Ich habe mit ihr darüber geredet und ihr gesagt, dass das nicht richtig ist, solange sie einen kleinen Jungen hat. Sie hat mir nie zugehört.«
»Immerhin hast du es versucht.«
Mit Hilfe des Sheriffs zündete Beck die Zeitung an und humpelte dann hinüber zum letzten verbliebenen Quell seiner Albträume.
»Brenne, du Scheißding«, murmelte er und warf das brennende Papier mitten auf das Sofa. Das Benzin fing auf der Stelle Feuer, und die Flammen begannen, den Stoff mit dicken, gierigen Zungen zu verzehren.
Beck kehrte zur Veranda zurück, setzte sich und sah dem Inferno zu. »Das wollte ich schon tun, seit ich zehn war.«
»Ich bin überrascht, dass du so lange gewartet hast.«
Beck musste grinsen. »Ich hatte auch so schon genug Ärger, ohne Brandstiftung.«
»Das stimmt.« Donovan band einen Schnürsenkel neu. »McGovern hat sich auf einen Deal eingelassen. Sobald die Bundespolizei mit ihm fertig ist, wird direkt das Urteil gesprochen.«
»Besteht die Chance, dass er die Todesstrafe bekommt?«
»Nein. Das war Teil des Deals. Das wird einigen Leuten gar nicht gefallen, aber so ist es nun mal.«
»Ich an seiner Stelle würde mich lieber umbringen lassen, anstatt den Rest meines Lebens in einer verdammten Zelle zu schmoren«, sagte Beck.
Der Sheriff nahm einen kleinen Schluck Whiskey. »Wenn hier nicht so ein Durcheinander herrschen würde, könnten wir angeln gehen.«
Beck lächelte. »Das wäre schön, aber ich muss zurück nach Atlanta. Vielleicht ein anderes Mal.« Er beugte sich vor, die Ellenbogen auf die Knie gestützt. Wie soll ich das schaffen?
Donovan musste ihm etwas angemerkt haben, denn er lehnte sich ebenfalls vor und nahm dieselbe Körperhaltung ein.
»Was geht dir durch den Kopf, Denver?«
»Ich habe eine Frage und weiß nicht, wie ich sie stellen soll.«
»Hat es etwas mit Sadie und mir zu tun?«
Becks Herz setzte einen Schlag aus. »Ja, das stimmt. Ich bin nicht der Einzige, der findet, dass du und ich uns ziemlich ähnlich sehen.«
»Ich habe mir schon gedacht, dass das Thema eines Tages auf den Tisch kommen würde. Eigentlich bin ich sogar überrascht, dass es so lange gedauert hat.«
»Diese Frage zu stellen bedeutet, möglicherweise eine Antwort zu bekommen, die mir nicht gefällt. Bis jetzt war ich nicht bereit,
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