Engelsfeuer
einer Flasche Alkohol stand eine volle Wasserflasche vor ihm. Daneben stand seine Dose mit dem Kautabak, was Riley verriet, dass er nicht alle seine Laster aufgegeben hatte.
»Blackthorne«, sagte er mit monotoner Stimme.
Das war neu. Normalerweise nannte er sie Blag.
»Meister Harper.« Sie deutete auf den Raum, in dem sie sich befanden. »Das Haus gefällt mir. Es ist netter als das alte.«
»Geht mir genauso. Oben gibt es noch ein paar ordentliche Räume, so dass ich mich ausbreiten kann.«
Dann lehnte er sich zurück und musterte sie eindringlich, wie ein Löwe, der darauf wartet, dass die Gazelle einen tödlichen Fehler macht. »Ich habe gehört, du hast da unten im Sumpf einen Vierer getötet. Ist das wahr?«
»Ja.«
»Du hast ihn ganz allein umgebracht?« Als sie nickte, wurde seine Miene nachdenklich.
Es war Zeit, die Sache zu Ende zu bringen.
Riley legte ihre Lizenz auf den Schreibtisch. Er sah die Karte an, dann blickte er zu ihr auf. »Du gibst auf?«, fragte er.
»Sie sagten, Sie würden mit mir reden müssen, wenn die Welt nicht untergeht. Na ja, die Welt ist noch da, also …«
»Wenn ich dir die Lizenz wegnehme, wirst du freiberuflich arbeiten, stimmt’s?«
Sie nickte. »Ich muss irgendwie Geld verdienen.«
»Verdammt«, murmelte er, dann schob er ihr die Lizenz wieder zu. »Wir werden uns unterhalten, wenn ich so weit bin, und keine Minute früher.«
»Aber …«
»Stewart und ich werden dich im Auge behalten.« Er beugte sich vor, die Narbe stand an seiner Kinnpartie ein wenig vor. »Wenn du uns etwas verheimlichst …« Er ließ die Drohung unausgesprochen. So war sie viel furchteinflößender.
»Ich habe verstanden.« Sie brauchte sich nur auf dem rechten Weg zu halten, dann würde sie vielleicht nicht zwecks Bestrafung an den Vatikan ausgeliefert werden. Oder Schlimmeres.
Während Riley die Lizenz wieder in den Rucksack steckte, wühlte Harper in ein paar Papieren.
»Diese Fernsehsendung wird ab morgen Abend gedreht. Ich will, dass du dabei bist. Reynolds wird auch dort sein. Nehmt euch vor diesen Leuten in Acht und erzählt ihnen nichts von dem, was auf dem Friedhof passiert ist. Kapiert?«
»Ja.« Das Letzte, was sie brauchte, war, dass Hollywood seine Version von dem Showdown zwischen dem Erzengel Michael und Luzifer zum Besten gab. So wie sie Hollywood kannte, würden die irgendwie noch Autoverfolgungsjagden und eine kitschige Liebesszene mit einbauen.
Harper schob ihr eine Fängeranforderung über den Schreibtisch. »Im Kongresszentrum treibt sich eine Elster herum. Viel Glück. Das Zentrum ist riesig.«
Sie seufzte und nahm das Formular entgegen.
»Ich habe zwei neue Lehrlinge, sie werden bald hier sein. Morgen fahren wir raus zur Dämonenhochburg. Ich will, dass du und Adler ihnen zeigt, was es heißt, Dämonenfänger zu sein.«
Riley öffnete den Mund, um zu protestieren, dass er die Neulinge zu früh verschrecken würde, aber er brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen.
»Sie können genauso gut jetzt schon sehen, wie es wirklich ist. Wenn sie das nicht ertragen, müssen wir es so schnell wie möglich wissen.«
Ehe sie etwas darauf erwidern konnte, schwang die Eingangstür auf, und zwei junge Männer traten ein. Der größere der beiden hatte lockige, braune Haare, eine dunkle Brille und ein T-Shirt, das gut zu ihrem Freund Peter gepasst hätte und dessen Aufschrift stolz verkündete: Eigentlich studiere ich Raketentechnik . Der andere Kerl war kleiner und hatte nur wenig Fleisch auf den Rippen. Sein Haar hatte dieselbe Farbe wie das der anderen, aber es war glatt und reichte bis zum Kragen. Beide trugen Jeans und Arbeitsstiefel.
Die Neulinge .
Harper deutete auf den größeren der beiden. »Das ist Fleming. Der andere ist Lambert.« Sein Finger schwenkte um zu Riley. »Das ist Blackthorne. Hört auf sie, dann überlebt ihr vielleicht die erste Woche.«
Während Fleming verdattert über Harpers schonungslose Ankündigung wirkte, machte Lambert ein gelangweiltes Gesicht.
Er wird das Problemkind sein . In jeder Gruppe gab es eines.
»Fang mit ihnen ganz unten an«, befahl Harper. Sein Grinsen verriet ihr, was genau er meinte.
»Kommt, Leute«, sagte sie und scheuchte sie in Richtung Werkstatt. »Ich zeige euch die wundersame Wirkung von Dämonenkacke.«
Der Parkplatz des alten Starbucks war fast voll, als Riley ankam, und zu ihrer Erleichterung war sie trotz ihrer Sorge, sich zu verspäten, ein paar Minuten zu früh. Harper hatte recht
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