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Engelsfluch

Engelsfluch

Titel: Engelsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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Auskünfte haben möchte, die der Vatikan an Außenstehende nicht weitergibt. Ich hoffte, einen ehemaligen Vatikanmitarbeiter eher erweichen zu können.«
    »Hatten Sie Erfolg bei Pfarrer Dottesio?«
    »Leider nicht den geringsten. Es gibt tatsächlich noch katholische Geistliche, die ihre Pflichten sehr ernst nehmen.«
    Sie zwinkerte verschwörerisch. »Einschließlich des Zölibats.« Die Getränke wurden serviert, und danach fragte Alexander: »Warum überhaupt der Kontakt zu Dottesio? Sie haben doch die Erlaubnis erhalten, im Geheimarchiv zu recherchieren.«
    »Ja, aber selbst dann birgt das Geheimarchiv des Vatikans noch einige Geheimnisse, die der Forschung nicht zugänglich sind.«
    Alexander beugte sich neugierig vor. »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel die Weissagung von Fatima, mit der ich mich in der wissenschaftlichen Studie, die ich anfertige, beschäftige.
    Ich weiß nicht, inwieweit Sie über meine Arbeit informiert sind?«
    »Irgendetwas mit Parapsychologie und Religion im Ersten Weltkrieg«, meinte Donati und sah die dampfenden Pizzas an, die gerade gebracht wurden.
    »Ganz recht. Ich beschäftige mich mit so genannten übernatürlichen Vorfällen, die von 1914 bis 1918 in Erscheinung getreten sind.«
    »Wieso gerade die Zeit des Ersten Weltkriegs?«, wollte Alexander wissen.
    »Weil in dieser Zeit besonders viele unerklärliche Phänomene und spirituelle Vorfälle wie Marienerscheinungen oder Weissagungen verzeichnet wurden. Nach meiner Theorie hängt das mit dem großen psychischen Druck zusammen, dem Menschen in Krisenzeiten ausgesetzt sind. In mystischen Erscheinungen, die ihnen ihre überforderte Psyche vorgaukelt, finden sie ein Ventil, eine zumindest zeitweilige Fluchtmöglichkeit aus der trostlosen Realität.«
    »Sehr viel Psychologie«, sagte Donati, während er seine Pizza Funghi probierte. »Ich dachte, Sie haben Theologie studiert.«
    »Ich habe beides studiert.«

    »Und in welchem Bereich haben Sie promoviert?«
    »In Theologie«, antwortete Dr. Falk und nahm einen Bissen von ihrer vegetarischen Pizza. »Und danach in Psychologie.«
    Alexander grinste den staunenden Commissario kurz von der Seite an und fragte: »Was für übernatürliche Vorfälle sind das konkret, mit denen Sie sich beschäftigen, Dr. Falk?«
    »Grob gesagt, kann man sie in zwei Teile gliedern, die weltlichen und die religiösen. Ein Beispiel für den weltlichen Bereich ist das angebliche Verschwinden von zweihundertsiebenundsechzig Soldaten eines britischen Regiments während der Schlacht um Gallipoli im Jahr 1915. Die Männer sind im Sturmlauf in einen Wald gerannt und dann nie wieder aufgetaucht. Jedenfalls ungefähr die Hälfte von ihnen.
    Drei Jahre später entdeckte man die Leichen von einhundertzweiundzwanzig Soldaten auf einem türkischen Bauernhof, aber die restlichen blieben verschwunden.«
    »Vielleicht hatten sie die Nase voll vom Krieg und haben sich abgesetzt«, schlug Donati vor. »Sie wären nicht die ersten Soldaten gewesen, die sich so weise entschieden haben.«
    »Das könnte man annehmen, hätte sich der Vorfall mitten in Europa ereignet, unweit der Heimat jener Männer. Aber auf einer türkischen Halbinsel im Bereich von Mittelmeer und Schwarzem Meer?«
    »Was denken Sie dann?«, entgegnete Donati. »Dass diese Männer von UFOs entführt wurden?«
    Vanessa Falk sah ihn ernst an. »Es gibt einige UFO-Sichtungen gerade aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Einen Teil davon kann man problemlos auf die damals neuesten technischen Errungenschaften wie Flugzeuge und Luftschiffe zurückführen, die in diesem Krieg erstmals großflächig zum Einsatz kamen. Viele andere allerdings sind ungeklärt, und Mythen ranken sich um sie. Zielsetzung meiner Forschungsarbeit ist es nicht, das Unmögliche zu leisten und definitive Erklärungen für solche Vorkommnisse zu bieten. Ich will vielmehr die Muster herausarbeiten, nach denen solche Mythen entstehen, will aufzeigen, wie es überhaupt dazu kommt, dass die Menschen glauben, Außerirdischen oder Engeln gegenüberzustehen.«
    »Mit den Engeln sind wir im religiösen Bereich«, stellte Alexander fest. »Sie erwähnten eben die Weissagung von Fatima, die der Öffentlichkeit nicht zugänglich sei. Aber das stimmt doch nicht. Im Jahr 2000, anlässlich des Heiligen Jahres, ist auch der dritte und bislang unveröffentlichte Teil der Weissagung von der Kirche publiziert worden.«
    »Für einen Polizisten sind Sie erstaunlich gutgläubig«, spottete die

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