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Engelsfuerst

Engelsfuerst

Titel: Engelsfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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Bischof gefunden, falls es auch ein Erzbischof sein darf.«
Elena schwang auf ihrem Drehstuhl herum. »Laß
hören!«
»Der Osservatore schreibt über die Zeit, als Picardi
Sekretär des Erzbischofs von Florenz, Egidio Guarducci, war.«
Elena nickte. »Das war, bevor er in den Vatikan
und kurz darauf zum IOR ging.«
»Ja, aber dieser Satz stimmt mich nachdenklich: Seine Exzellenz, Erzbischof Guarducci, ließ Rosario
Picardi nur ungern ziehen, war Picardi für ihn doch
ein enger Vertrauter, fast so etwas wie ein Sohn, geworden. «
»Das könnte es tatsächlich sein!« Elena wirkte elektrisiert. »Guarducci hat sich vor sechs Jahren in den
Ruhestand begeben. Mal sehen, wo er zu finden ist.«
Ihre schlanken Finger huschten über die Tastatur,
um eine Datei nach der anderen aufzurufen. Seltsamerweise war der ehemalige Erzbischof von Florenz
in keinem Adreß- und keinem Telefonverzeichnis zu
finden. Auch ein Anruf bei der Auskunft, den Alexander erledigte, brachte keinen Erfolg.
Aber dann schnippte Elena mit den Fingern und
ließ einen Jubelruf hören: »Ha, hier steht es! Der gesundheitlich angegriffene Guarducci kündigte bei der
Niederlegung seines Amtes an, er wolle sich in seine
Heimat, ein kleines Dorf an den Hängen des Monte
Falterona, zurückziehen, um dort seine letzten Jahre
in Ruhe und Abgeschiedenheit zu verbringen. «
    »Und wie heißt dieses Dorf?« fragte Alexander.
»Frana.«
»Ein Bischof in den Bergen«, wiederholte Alexander fast andächtig. »Das paßt, Elena!«
    Fast hätte er sie vor Begeisterung umarmt und an
sich gerissen, aber er konnte sich im letzten Augenblick zurückhalten. Die nächsten Minuten verbrachten sie damit, im Internet und telefonisch nach einem
zeitnahen Flug nach Florenz zu suchen, dem von Frana aus gesehen nächsten Flughafen. Sie bemühten sich
vergebens. Wegen des schlechten Wetters waren einige Flüge ausgefallen, und die übrigen waren restlos
ausgebucht.
    »Der nächste Flughafen wäre dann wohl Pisa«, sagte Elena. Alexander winkte ab. »Vergiß es! Wahrscheinlich sieht es da ähnlich mau aus. Außerdem ist
es von Pisa nach Florenz eine ordentliche Strecke mit
dem Auto, da können wir auch gleich von hier aus
fahren. Dann sind wir wenigstens von den Fluglinien
unabhängig, falls die noch mehr Flüge streichen sollten.«
    »Gut. Nehmen wir deinen Wagen oder meinen?«
»Sei mir nicht böse, Elena. Mein Peugeot hat zwar
schon etliche Jahre auf dem Buckel, aber er dürfte
doch um einiges neuer und vor allem bequemer sein
als dein Fiat-Oldtimer.«
»Ich bin dir nicht böse, nicht deshalb.«
Ihre Blicke trafen sich, aber bevor Alexander etwas
sagen konnte, wurde die Bürotür geöffnet, und Laura
Monicini trat ein.
»Ich wollte nur mal wissen, ob ihr Fortschritte
macht.« Sie lächelte entschuldigend. »Die übliche Ungeduld der Chefredaktion, ihr kennt das.«
»Da haben wir ja Glück, daß wir gerade fündig geworden sind«, sagte Elena und erzählte von ihrer
Vermutung in bezug auf Erzbischof Egidio Guarducci.
»Ihr wollt wirklich die weite Fahrt auf euch nehmen?« fragte Laura zweifelnd. »Bei dem Sauwetter ist
das sicher kein Vergnügen. Mit etwas Geduld kriegt
ihr bestimmt einen telefonischen Kontakt zu Guarducci hin.«
»Schon möglich«, meinte Alexander. »Aber in
wichtigen Angelegenheiten bringt einen ein persönliches Gespräch oft weiter. Die Leute neigen dazu, neugierige Journalisten als Belästigung zu sehen und sie
am Telefon abzuwimmeln. Wie habe ich es gelernt?
Hast du erst einen Fuß in der Tür, gehört die Story
praktisch dir.«
»O ja, der alte Spruch«, lachte Laura. »Aber ihr
habt recht, es ist besser, ihr sprecht selbst mit dem
Erzbischof. Habt ihr Stelvio schon verständigt?«
»Noch nicht«, antwortete Alexander.
»Dann übernehme ich das.« Laura schien durchaus
erfreut über den Anlaß, Donati anzurufen. »Ihr solltet
euer Reisegepäck zusammensuchen. Wahrscheinlich
müßt ihr über Nacht bleiben. Und dann ab in den
Norden mit euch! Ich hoffe, ihr findet mehr darüber
heraus, warum Monsignore Picardi und Emilio Petti
sterben mußten!«
22
San Gervasio

O
    ben erwartete ihn Bruder Giuseppe, der wieder
seine Mönchskutte trug und nicht mehr die ungewohnten Zivilkleider, in denen Francesco ihn und
Bruder Ambrosio am Morgen gesehen hatte. Der Revolver, der neben Giuseppe griffbereit auf dem Boden
lag, wollte so gar nicht zu der Mönchstracht passen.
»Alles in Ordnung?« fragte Giuseppe.
    Francesco nickte und ergriff

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