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Engelsfuerst

Engelsfuerst

Titel: Engelsfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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auch nicht, Ehrenwort.«
»Du darfst aber niemandem etwas sagen, auch nicht
Alexander und Stelvio. Und du mußt versprechen, daß
du ohne meine Zustimmung nichts unternimmst!«
»Das liebe ich an deiner Art, Elena, du kannst einen
wirklich neugierig machen. Auch in deinen Geschichten gelingt dir das immer wieder. Man fängt an zu lesen und kann nicht wieder aufhören. Also gut, ich
verspreche dir hundertprozentige Diskretion und Zurückhaltung, aber was, bitte, ist passiert?«
»Als ich vorhin in meiner Wohnung war, um zu
duschen und mich umzuziehen, habe ich einen Anruf
erhalten, vermutlich aus dem Vatikan.«
»Was heißt vermutlich ?«
»Der Anrufer hat seinen Namen nicht genannt, und
er hatte die Rufnummerunterdrückung eingeschaltet.
Aber er sagte, er arbeite in der Vatikanbank und habe
brisante Informationen für mich. Über den Tod von
Rosario Picardi. Er will sich mit mir treffen, unter vier
Augen, heute abend um zehn, und er hat darauf bestanden, daß ich niemandem etwas davon erzähle.«
»Wahrscheinlich will er sichergehen, daß niemand
ihn festnimmt und seine Identität feststellt«, überlegte
Laura.
»Ja, wahrscheinlich.«
»Und du hast keinen Hinweis auf die Identität des
Anrufers?«
»Nein. Seine Stimme klang noch jung, aber mehr
weiß ich nicht.«
»Wo soll das Treffen stattfinden?«
»Bei Sant’Anna.«
Ein entsetzter Ausdruck trat auf Lauras Gesicht.
»Da draußen?«
»Nicht nur das, er war sehr präzise. Ich soll in dem
Raum auf ihn warten, in dem Picardis Leiche gefunden worden ist.«
»Das kann nicht wahr sein! Elena, du willst doch
nicht wirklich da hinfahren?«
»Natürlich werde ich das. Soll ich mir die Chance
entgehen lassen? Dann wäre ich eine schlechte Journalistin.«
»Das bist du nicht, und das weißt du. Aber eine gute Journalistin zu sein heißt nicht, das eigene Leben –
und das des ungeborenen Kindes – leichtsinnig aufs
Spiel zu setzen. Denk an das, was Emilio Petti zugestoßen ist!«
»Du hältst das Ganze also für eine Falle?«
»Ich ziehe diese Möglichkeit in Betracht. Und du
ganz sicher auch, sonst wärst du wirklich eine
schlechte Journalistin. Natürlich kann es auch sein,
daß jemand sich einen ganz üblen Scherz mit dir erlaubt. Aber auch das wäre kein Grund, in dieses Kloster zu fahren.«
»Vielleicht will mich aber tatsächlich jemand dringend sprechen und mir Informationen zukommen lassen, die ihn selbst, sollte man ihn erkennen, gefährden
könnten. Und vielleicht ist diesem Jemand in seiner
Eile oder seiner Erregung kein besserer Treffpunkt
eingefallen. Allein um das herauszufinden, muß ich
heute abend da hin.«
»Das kann ich nicht zulassen«, sagte Laura und
schüttelte energisch den Kopf. »Ich … ich komme
mit!«
»Damit der Informant einen Schreck kriegt und
kneift? Nein, Laura, das Risiko können wir nicht eingehen. Ich muß allein fahren. Und laß dir bloß nicht
einfallen, mich bei Stelvio oder Alexander zu verpetzen! Du bist die einzige, der ich davon erzählt habe.
Nur für den Fall, daß mir tatsächlich etwas zustößt.
Wenn ich mich bis Mitternacht nicht bei dir gemeldet
habe – aber erst dann –, kannst du die Polizei verständigen. Okay?«
»Ich finde das überhaupt nicht okay. Aber mir
bleibt wohl nichts anderes übrig, als mich darauf einzulassen. Sei um Gottes willen vorsichtig!« Laura erhob sich und fügte hinzu: »Warte einen Augenblick!«
Sie ging in das kleine Hinterzimmer, wo sie zuweilen übernachtete, wenn die Arbeit überhandnahm.
Elena beobachtete durch die halboffene Tür, wie Laura eine Schublade herauszog. Kurz darauf kehrte sie
zurück und hielt ihr eine kleine Pistole unter die Nase.
»Du kannst damit umgehen, oder?«
»Kann ich«, sagte Elena.
»Dann nimm sie mit, für den Fall der Fälle. Sie ist
klein und paßt in jede Tasche. Keine Waffe für große
Entfernungen, aber wenn dir jemand direkt gegenübersteht, kannst du ihm damit schon das Lebenslicht
ausblasen. Das Magazin ist voll. Du mußt nur rechtzeitig schießen, wenn es nötig sein sollte.«
»Das werde ich, Laura, danke!«
Elena steckte die Pistole in ihre Umhängetasche.
Dabei dachte sie an den bevorstehenden Abend, und
ein ungutes Gefühl bemächtigte sich ihrer. Am liebsten wäre es ihr gewesen, nicht noch einmal zu
Sant’Anna hinausfahren zu müssen.
31
San Gervasio

E
    inige wenige Mönche erwarteten den Geländewagen auf dem Hof des Klosters und fielen vor
Papst Lucius auf die Knie. Lucius segnete ihre Häupter, aber Roland Kübler

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