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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Verkaufsverpackung. Wo sitzen die? Hier in der Stadt?“
    „Riverside Rancho, nördlich vom Griffith Park. Sie haben ein Forschungszentrum mit angeschlossener Klinik.“
    „Eine Klinik? Vielleicht fragen wir da mal, ob meine kleine Schwester auch brav ihre Untersuchungstermine einhält.“

    „Natürlich kümmert dich nicht, was in der Stadt geschieht. Das ist dein gutes Recht.“
    Gabriel ignorierte die subtile Provokation in Pascals Worten. Sie hatten sich in der Werkstatt des Waffenschmieds versammelt. Es roch nach Kaffee und Maschinenöl. Keith hockte auf der Drehbank und zeichnete mit einem Finger Muster in die Eisenspäne. Der blonde Hüne, den Pascal als Cyric vorgestellt hatte, hantierte in der Küche.
    „Wir haben hier ein Problem“, fuhr Pascal fort. „Seit ungefähr drei Monaten.“
    „Seit Marco verschwunden ist“, warf Keith ein.
    „Mit Marco fing alles an.“ Pascal lehnte sich in seinem schäbigen Ledersessel zurück. „Seitdem verschwinden immer mehr vom Blut. Vor allem die jungen.“
    „Aber Marco ist alt“, sagte Gabriel.
    „Marco war keine leichte Beute.“ Keith sprach mit einem melodischen Akzent, der die Silben zu weichen Wellen verschliff. „Das wird ihnen eine Lehre gewesen sein. Also stellen sie den Schwächeren nach.“
    „Es hat eine Weile gedauert, bis klar wurde, dass jemand Jagd auf uns macht“, nahm Pascal den Faden wieder auf.
    „Was ist mit der Garde?“, fragte Gabriel.
    „Wir kriegen die Scheißkerle nicht zu fassen.“ Cyric entkorkte eine Weinflasche und setzte sich auf die Treppenstufen. „Wir wissen nicht einmal, mit wem wir es zu tun haben. Inzwischen machen sich alle in die Hosen und haben eine Scheißangst, überhaupt noch auf die Straße zu gehen.“
    Pascal stieß vernehmlich den Atem aus. „Wir hier in der Brewery dachten, das ist sicheres Terrain. Hier wagen sie sich nicht her.“
    „Falsch gedacht“, schnappte Keith. „Aber ihr wolltet ja keinen Schutz.“
    Pascal warf dem Jüngeren einen mörderischen Blick zu.
    Keith ließ nicht locker. „Ihr hättet unser Angebot annehmen sollen. Katherina ist ziemlich wütend. Sie wollte den Suchtrupp zuerst nicht losschicken, als sie von Thomasz gehört hat.“
    Pascal wollte zu einer gesalzenen Entgegnung ansetzen, aber Gabriel stoppte ihn. „Was genau ist mit Thomasz passiert?“
    „Thomasz war mit Jibran und Ben zusammen. Jemand ist in Bens Wohnung eingedrungen, wahrscheinlich ging alles sehr schnell. Sie haben Ben getötet und Thomasz und Jibran mitgenommen.“
    „Ben war ein Mensch“, ergänzte Keith.
    „Ben war Bildhauer“, fuhr Pascal fort. „Sie haben sich ein oder zwei Mal die Woche zum Schach spielen getroffen.“
    „Wir haben Bens Leiche verschwinden lassen und sein Apartment aufgeräumt“, sagte Cyric. „Damit wir uns nicht auch noch mit den Cops rumschlagen müssen.“
    „Hat niemand den Lärm gehört?“
    „Es gab keinen Lärm.“ Pascals Stimme gewann an Schärfe. „Das ist ja das Problem. Niemand sieht oder hört etwas, wenn diese Überfälle passieren. Und wenn Menschen in der Nähe sind, töten sie diese.“
    „Ist von diesen Entführungsopfern jemals wieder eins aufgetaucht?“
    „Nein.“ Cyric nahm einen tiefen Schluck aus der Weinflasche. „Nicht ein einziges. Nicht mal eine verdammte Leiche.“

9
    S
onnenstrahlen weckten Gabriel und der ungewohnte Geruch nach Pergament und alten Büchern, wie er nur in Bibliotheken zu finden ist.
    Für einen Moment wusste er nicht, wo er sich befand. Mit einem verstörenden Gefühl von Desorientierung richtete er sich auf und realisierte endlich, dass er auf der Couch eingeschlafen war, die neben dem Schreibtisch seines Vaters stand. Auf dem Beistelltisch, zwischen Zeitschriften, Büchern und zusammengehefteten Computerausdrucken, funkelte die Libelle. Aus winzigen schwarz geschliffenen Glassteinchen, die ihr als Augen dienten, starrte sie ihn an. Er erwiderte den Blick und fragte sich, warum es ihm nicht gelang, die Frau aus seinem Kopf zu vertreiben.
    Er war krank vor Sorge um seinen Vater, er hatte sich mit Szenarien gemartert, bei denen Thomasz blutüberströmt an einer Kellerwand hing, gehalten von den gleichen Ketten, die auch er nicht hatte überwinden können. Wie sollte sein Vater, ein Gelehrter, diese Verhöre ertragen? Thomasz war kein Krieger, körperliche Gewalt war ihm zuwider. Wann immer in Europa ein Krieg tobte, war Thomasz geflohen, während Gabriel sich von einer Schlacht in die nächste stürzte. Er hatte sich als

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