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Engelsrache: Thriller

Engelsrache: Thriller

Titel: Engelsrache: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Pratt , Christian Quatmann
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Christian«, sagte der Richter, »man wird Sie am vierundzwanzigsten Juli aus dem Gefängnis hierherbringen, und Sie erhalten ein faires Verfahren. Es ist Ihre Sache, in der angemessenen Zivilkleidung vor diesem Gericht zu erscheinen. Ich möchte nämlich nicht, dass die Geschworenen Sie in dem Aufzug sehen, in dem man Sie heute in diesen Gerichtssaal geführt hat. Wir sehen uns also am vierundzwanzigsten Juli wieder, es sei denn, dass dem ein Antrag entgegensteht oder dass Sie vorher ein Geständnis ablegen.«
    Der Justizbeamte fasste Angel am Arm und führte sie zur Tür. Ich ging hinter den beiden her. Wir hatten die Tür fast erreicht, als ein Mann an die Barriere stürmte, die den Gerichtssaal von der Galerie trennte. Er war ungefähr einen Meter achtzig groß und trug einen blauen Polyesteranzug. Ich hatte Bilder von John Paul Tester in der Zeitung gesehen. Der Mann an der Schranke sah aus wie eine jüngere Ausgabe des Predigers. Sein Haar war zwar kürzer und dunkler, aber er hatte ebenfalls schon einen beträchtlichen Bauch und die gleichen Koteletten wie der Ermordete. Er zeigte mit dem Finger auf Angel.
    »Ein Feuer loht in meinem Zorn und lodert bis zu Höllentiefen!«, brüllte er. Die Leute ringsum erstarrten. Ich stellte mich zwischen den Mann und Angel – eher neugierig als erschrocken. »Versengt das Land und sein Gewächs, sengt die Grundfesten der Erde an. Von Hungersnot entkräftet, ausgesaugt von Pest und schlimmen Seuchen sind sie’s, auf die ich hetze noch den Zahn der wilden Tiere, mitsamt dem Gift der im Staube Schleichenden. Du hast meinem Vater das Leben genommen, Isebel, und ich schwöre dir Rache.«
    Dann näherten sich zögerlich einige Justizbeamte, und ich trat ein paar Schritte zurück. Die Männer waren unschlüssig, wirkten eingeschüchtert. Testers stahlblaue Augen blitzten vor Zorn.
    »Und du, Schriftgelehrter!«, fuhr er fort und sah mich an. Seine Stimme hallte dröhnend von den Wänden zurück, und an seinem Hals traten die Adern hervor. Er schob sich durch die Tür in der Barriere und rempelte mich mit seinem dicken Bauch an. Ich konnte seinen Atem riechen, so nahe stand er vor mir. »Wie wagst du es, das Andenken meines Vaters zu schänden. Dafür wirst du büßen, das schwöre ich!«
    Ich verpasste ihm einen heftigen Stoß gegen die Brust, und er taumelte rückwärts. Gleichzeitig befahl Richter Green in dem allgemeinen Chaos: »Wachtmeister. Nehmen Sie den Mann fest.«
    »Die Schlampe hat meinen Vater umgebracht!«, brüllte Tester und setzte sich wütend gegen die Justizbeamten zur Wehr. »Isebel hat meinen Vater umgebracht!«
    Angel brach in hysterisches Kreischen aus und wurde durch den angrenzenden Korridor rasch in ein Geschworenenzimmer geführt. Ich ging hinter ihr her und legte ihr besänftigend die Hände auf die Schultern.
    »Ich habe ihn nicht umgebracht!« Ihre Schultern bebten. »Bitte sagen Sie dem Mann, dass ich seinen Vater nicht umgebracht habe.«
    »Ja, mache ich«, sagte ich, obwohl ich genau wusste, dass ich kein Wort mit dem Mann wechseln würde. »Nehmen Sie das nicht so ernst. Solche Dinge passieren nun mal. Sie müssen versuchen, sich wieder zu beruhigen. Ich besuche Sie in den nächsten Tagen im Gefängnis.«
    Die Wachtmeister führten sie ab, und ich ging wieder in den Gerichtssaal. Der Mann stand jetzt in Handschellen vor Richter Green auf dem Podest und starrte auf seine Füße. Anscheinend hatte der Richter ihm gerade eine scharfe Zurechtweisung erteilt.
    »Ich verstehe ja, dass Ihnen das alles sehr nahegeht«, sagte Green, »aber als Polizeikaplan und Hilfssheriff sollten Sie eigentlich wissen, dass so ein Verhalten im Gerichtssaal nicht geduldet wird. Nun gehen Sie schon, und unterlassen Sie es in Zukunft, sich in meinem Sitzungssaal derartig aufzuführen. Die Sitzung ist geschlossen.«
    Dann war Testers Sohn also Polizeikaplan und Hilfssheriff. An eine vernünftige Kooperation mit der Staatsanwaltschaft war unter diesen Umständen natürlich nicht mehr zu denken.
    Während Green sich in seine Amtsräume zurückzog, sah ich mich im Gerichtssaal um. Erlene Barlowe saß in der letzten Reihe. Ich gab ihr zu verstehen, dass ich draußen auf dem Gang gerne ein paar Sätze mit ihr sprechen würde. Sie trug einen schwarzen Hosenanzug und hatte ein dezenteres Make-up aufgelegt als sonst. In diesem Aufzug wäre sie ohne weiteres als Anwältin durchgegangen.
    »Da das Hauptverfahren nun eröffnet ist, muss mir die Gegenseite Einblick in die Akten

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