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Engelsstimme

Engelsstimme

Titel: Engelsstimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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seiner Arbeit, nach den unterschiedlichen Kriminaldelikten und wie man bei der Verbrecherjagd vorgeht. Erlendur erwiderte, dass der größte Teil der Arbeit aus langweiliger Bürotätigkeit bestand.
    »Aber die Delikte sind brutaler geworden«, sagte sie. »Das liest man in den Zeitungen. Grausamere Verbrechen.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Erlendur. »Verbrechen sind immer grausam.«
    »Man hört doch dauernd was aus der Drogenszene, über Geldeintreiber und wie sie über die Jugendlichen herfallen, die ihnen Geld schulden, und wenn diese Kinder nicht bezahlen können, wenden sie sich an die Familienangehörigen und erpressen sie.«
    »Ja«, sagte Erlendur, der sich nicht selten derartige Sorgen wegen Eva Lind machen musste. »Die Welt hat sich ganz schön verändert. Die Brutalität hat zugenommen.«
    Sie schwiegen.
    Erlendur versuchte, zu einem anderen Gesprächsthema überzuwechseln, aber er verstand sich nicht auf Frauen. Die Frauen aus seinem Bekanntenkreis hätten ihn nicht auf so etwas wie das hier vorbereiten können, was gemeinhin wohl unter der Bezeichnung romantischer Abend lief. Elínborg und er waren befreundet und gute Arbeitskollegen, und ihre gegenseitige Zuneigung war aus jahrelanger Zusammenarbeit und gemeinsamer Erfahrung erwachsen. Eva Lind war seine Tochter, um die er sich ständig Sorgen machen musste. Halldóra war die Frau, die er vor mehr als einem Menschenalter geheiratet hatte und die ihm nach der Scheidung nur noch Hass entgegenbringen konnte. Das waren die Frauen in seinem Leben, und dann vielleicht noch ein paar flüchtige Bekanntschaften, die nichts hinterlassen hatten als Enttäuschung und Verwirrung.
    »Was ist mit dir?«, fragte er, als sie sich gesetzt hatten. »Warum hast du dich anders entschlossen?«
    »Ich weiß nicht«, entgegnete sie. »Es ist lange her, dass ich so eine Einladung bekommen habe. Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen, mich einzuladen?«
    »Ich habe keine Ahnung. Das mit dem Büfett ist mir idiotischerweise so rausgerutscht. So was habe ich auch seit langem nicht mehr gemacht.«
    Sie grinsten beide.
    Er erzählte ihr von Eva Lind und seinem Sohn Sindri, und sie sagte ihm, dass sie zwei Söhne hätte, auch schon erwachsen. Er spürte, dass sie nicht gern über sich selber und ihre Verhältnisse sprach. Er hatte nicht vor, in ihrem Leben herumzuschnüffeln.
    »Habt ihr irgendwas in Bezug auf den Ermordeten herausfinden können?«
    »Nein, eigentlich nicht. Der Mann, mit dem ich vorhin da vorne gesprochen habe …«
    »Habe ich euch gestört? Ich wusste nicht, dass es etwas mit der Ermittlung zu tun hatte.«
    »Das war ganz in Ordnung«, sagte Erlendur. »Er sammelt Platten, also Schallplatten, und es stellte sich heraus, dass der Ermordete im Keller ein Kinderstar gewesen ist, vor vielen Jahren.«
    »Ein Kinderstar?«
    »Hat sogar auf Platten gesungen.«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass es schwierig ist, ein Kinderstar zu sein«, sagte Valgerður. »Als Kind solche Träume und Erwartungen zu haben, und meist wird dann gar nichts daraus. Was dann wohl an die Stelle tritt?«
    »Dann vergräbst du dich in einem Kabuff und hoffst, dass sich niemand mehr an dich erinnert.«
    »Glaubst du das?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht erinnern sich ja einige an ihn.« »Glaubst du, dass das mit dem Mord in Verbindung steht?« »Was?«
    »Dass er ein Kinderstar war.«
    Erlendur hatte versucht, so wenig wie möglich über die Ermittlungen zu sagen, ohne abweisend zu wirken. Er hatte bisher keine Zeit gehabt, über diese Frage nachzudenken, und war sich noch nicht im Klaren, ob sie eine Rolle spielte oder nicht.
    »Wir wissen es noch nicht. Das wird sich herausstellen.« Sie schwiegen.
    »Du bist aber kein Kinderstar gewesen«, sagte sie und lächelte.
    »Nein«, sagte Erlendur. »In jeder Hinsicht völlig untalentiert.«
    »Das Gleiche gilt für mich«, sagte Valgerður. »Ich zeichne immer noch wie eine Dreijährige.«
    »Was machst du, wenn du nicht arbeitest?«, fragte sie, nachdem sie sich eine Weile schweigend gegenübergesessen hatten.
    Erlendur war nicht auf diese Frage gefasst und zögerte, bis sie anfing zu lächeln.
    »Ich wollte dir nicht zu nahe treten«, sagte sie, als er nicht antwortete.
    »Nein, das … ich bin es nicht gewohnt, über mich selber zu sprechen«, sagte Erlendur.
    Er konnte ihr nicht sagen, dass er Golf spielte oder irgendeinen anderen Sport trieb. Irgendwann hatte er sich mal für Boxen interessiert, aber das war schon lange vorbei. Er

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