Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engpass

Engpass

Titel: Engpass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
Vom Netzwerk:
mit Silke zu tun? Der ersten Frau von Fred?«, will er von Elsa wissen.
    Die nickt schweigend.
    Dino wendet den Blick ab und holt sich seine nackten Zehen in den Fokus. Irritiert und beunruhigt bohrt er mit seinem Blick ein Loch in die Füße. »Verstehe«, presst er schließlich heraus. Mehr sagt er nicht.
    Als Elsa ihr Handy in der Hand hält, läutet es. Sie nickt den beiden neben sich zu und geht einige Schritte davon, um in Ruhe sprechen zu können. Es ist Degenwald, der ihr vorschlägt, die Unterwössener Gastronomie zu beleben. Er habe Hunger, und falls es ihr ähnlich ergehe, würde er sie mit Vergnügen einladen. Auf eine der beliebten Jausenplatten. Kalorienträchtig, aber gut. Genau das Richtige nach langen, zermürbenden Verhören.
    Elsa freut sich, dass es ihm besser geht. »Nette Idee«, meint sie, obwohl der Vorschlag ihr geradezu makaber vorkommt.
    »Der Zeitpunkt ist leider schlecht gewählt. Wenn Sie sehen würden, was ich gerade sehe, würde selbst Ihnen der Appetit vergehen. Schlachtplatte, Jausenplatte. Das klingt gerade ziemlich ähnlich für mich. Zu ähnlich und vor allem zu real.«
    Sie beendet das Gespräch, nachdem sie versprochen hat, sich später wieder zu melden. Was sie jetzt braucht, ist jemand, der schnell und diskret eine Hundeleiche abtransportiert. In der Wärme, die selbst am Abend noch herrscht, kann sich allzu schnell ein unangenehmer Geruch breitmachen.

     
    Elsa erlaubt Anna, bei Dino zu bleiben.
    »Allein zu Hause? Nach dem Nachmittag?«, hatte die gemosert. »Das kannst du mir nicht antun. Dino bringt mich auf andere Gedanken. Er nimmt Schrödingers Katze für mich unter die Lupe. Du weißt doch, wie schwer mir Physik fällt.« Anna schweigt erwartungsvoll. »Obwohl …«, beginnt sie dann erneut, »Schrödingers Katze klingt jetzt irgendwie abartig. Die ist doch auch irgendwie tot.« Anna schüttelt sich aus einem Reflex heraus und starrt fragend Dino und ihre Mutter an.
    »Hunde, Katzen, die können warten. Was hältst du von einer schrägen Komödie? Wir plündern meine DVD-Sammlung«, schlägt Dino vor. »Oder, noch besser, wir planen eine Swap-Party.«
    »Swap-Party?« Anna schaut ihn mit großen Augen an.
    »So ’ne Art Tauschbörse. Jeder tauscht seine Klamotten oder was er sonst nicht mehr braucht. Alles kostenlos natürlich. So lernt man Leute kennen und ergattert was Neues.«
    Annas Augen leuchten auf. »Super Idee!«, findet sie.
    »Kommt aus London«, erklärt Dino. »Ich hab die Info aus dem Internet.«
    Für seine Vorschläge würde Elsa ihn am liebsten abküssen. Der Junge verstand bereits, wie wichtig Zweckoptimismus war. Ein unbezahlbares Talent, das mühsam zu erlernen war, wenn man es nicht vom Schicksal mitbekommen hatte.
    Elsa hat seufzend genickt und allem zugestimmt. Sie würde Anna später abholen. Inzwischen konnte sie Fred Maihauser treffen, dem nichts übrig geblieben war, als ihr den Weg zu einer seiner Baustellen zu beschreiben, wo er noch zu tun hatte. »Kein Problem«, hatte Elsa mit beharrlicher Konsequenz gemeint. »Ich komm notfalls auch mit der Taschenlampe zu Ihnen. Zeit verlieren, das kann ich mir gerade am wenigsten leisten.« Maihausers Stimme hatte ruppig geklungen. Vielleicht hatte er sich darüber geärgert, dass Dino seine Privathandynummer weitergegeben hatte. Elsa musste ihm auf jeden Fall versichern, dass es nicht länger als eine halbe Stunde dauern werde. Sie habe selbst viel zu viel zu tun. Trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los, Maihauser sehe das Treffen mit ihr als Vergeudung kostbarer, nach Gewinnoptimierung ausgerichteter Zeit an. Sie wischte den Gedanken beiseite, verabschiedete sich von Anna und fragte Dino, ob sie sich irgendwo die Hände waschen könne. Der deutete in Richtung Terrasse.
    »Die Tür ist offen. Sie landen geradewegs in der Küche, Frau Wegener.«
    Noch immer ging sie einem Gedanken nach, der ihr Gehirn in Beschlag nahm. Warum hatte Aurelia Bramlitz kurz vor ihrem Tod ihre Zweitidentität abgelegt und sich wieder Anong genannt? Ein Erlebnis außerhalb aller normgebundener, gewöhnlichen Situationen musste den Ausschlag gegeben haben.
    Abgesehen davon, dass sie Maihauser mitteilen wollte, dass sie den Mörder seiner Frau gefunden hatten und er nach einer neuen Haushälterin Ausschau halten musste, würde sie ihn danach fragen, was mit Aurelia Bramlitz kurz vor deren Tod passiert war. Im Achental kannte man einander. Jemand wie Maihauser musste irgendwas mitbekommen haben. Und als Letztes würde sie

Weitere Kostenlose Bücher