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Engpass

Engpass

Titel: Engpass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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dass du Vaterpflichten hast. Anna verdient, dass man mit ihr redet. Dass ihr Vater mit ihr redet. Ein angesehener Richter, der Menschen ständig Dinge mitteilt, die sie nicht unbedingt hören wollen, ist doch wohl in der Lage, seiner Tochter reinen Wein einzuschenken.«
    Ehe Hartmut etwas erwidern kann, verabschiedet sich Elsa. »Ich glaube, du hast mich verstanden. Schönen Abend. Und danke«, presst sie dann noch heraus. »Danke für alles, Hartmut.«
    »Warum tust du das?«, entgegnet ihr Mann empört, bevor sie auflegen kann. »Warum bedankst du dich?« Seine Stimme klingt plötzlich fast weinerlich.
    Elsa spürt, dass dieser letzte versöhnliche Satz zu viel für ihn ist. »Weil wir, trotz allem, einen sauberen Abschluss verdient haben. Und weil man nie vergessen sollte, wer man ist. Ein Mensch mit Anstand und Würde.«
    Elsa drückt die Aus-Taste, bremst, wendet den Wagen an einer unmöglichen Stelle und fährt die Straße, die sie viel zu lange in die falsche Richtung gefahren ist, zurück.

19. Kapitel
    Als sie die Baustelle gefunden hat, ein pompöses Einfamilienhaus mit Nebengebäude, steigt sie aus dem Golf und ruft Degenwald an. »Halten Sie sich fest! In Maihausers Küche fehlt ein Messer.«
    »Sie reden jetzt aber nicht von dem Messer, mit dem Aurelia Bramlitz verletzt wurde?«, will er wissen.
    »Ich rede von derselben Marke. Jemand bei Maihausers hat zwar für Ersatz gesorgt, aber die falsche Größe erwischt.«
    Elsa sieht, dass Fred Maihauser von einer mit unbehandelten Holzplanken gesicherten Brüstung zu ihr hinunterblickt.
    »Wenn Sie unser Beweisstück in Maihausers Messerblock stecken, wissen wir’s genau«, schlägt sie Degenwald vor.
    Der kann seine Überraschung nur schwer verbergen. »Ich fahre gleich los«, verspricht er. Elsa hört durchs Handy, wie er seinen Bürostuhl wegschiebt und sich auf den Weg macht. Dabei fügt er noch etwas an. »Bei dem Gedanken an Messer hatte ich, für heute zumindest, eher an unsere Jausenplatte gedacht. Nimmt das Arbeiten denn nie ein Ende?« Er seufzt laut.
    »Vorläufig sehe ich noch einiges auf uns zukommen«, prognostiziert Elsa. »Könnte es möglich sein, dass Fred Maihauser sich an Bramlitz rächen wollte, indem er auf dessen Frau losgeht?«, überlegt sie laut ins Telefon.
    »Rächen?«
    Elsa erahnt das kalte Lächeln ihres Kollegen.
    »Für alles, was der ihm damals mit Silke angetan hat«, erläutert sie. »Wäre zumindest nachvollziehbar. Vielleicht hält Maihauser Bramlitz sogar für den Täter, den Mörder seiner Ex-Frau? Er weiß ja noch nichts von Birgit Leiner.«
    »Dann geht er doch nicht auf seine Frau los, sondern auf ihn«, bleibt Degenwald skeptisch.
    »Vielleicht wollte Aurelia ihrem Mann helfen, ihn schützen, stand sozusagen im Weg und ist so in Konflikt mit Maihausers Messer geraten«, versucht Elsa sich in die Situation hineinzuversetzen. »Danach, als Maihauser sah, was er mit seinem Messer angerichtet hat, ist der erste Hass erst mal verpufft. Alle beruhigen sich. Zumindest halbwegs. So was kommt vor.«
    »Nein, das glaube ich nicht.« Degenwalds Stimme bebt vor Emotion. »Birgit Leiner hatte genauso gut Zugriff auf das Messer aus Maihausers Küche, wie alle anderen. Wir dürfen uns nicht nur auf Fred versteifen.«
    »Tun wir auch nicht. Aber Birgit Leiner war es auf jeden Fall nicht«, scheint Elsa fast versprechen zu wollen.
    »Wir sollten in alle Richtungen ermitteln. Die Verdächtigen einkreisen«, schlägt Degenwald vor.
    »Birgit hat Aurelia nicht getötet«, bleibt Elsa stur. »Alles, was sie will, ist, sich wichtig machen. Nach dem Motto: ›Wenn ich schon dran bin, will ich auch was davon haben.‹ Ihr Ego hat sich mit der Rolle der Mörderin identifiziert. Und die will Birgit auskosten. Solche Fälle kommen häufig genug vor.«
    »Ich weiß, ich weiß«, entgegnet Degenwald. »Aber wir können es nicht beweisen. Und bis dahin müssen wir alles in Betracht ziehen.«
    Elsa verabschiedet sich eilig. Sie will Fred Maihauser nicht zu lange warten lassen.
    Draußen lädt eine milde Spätsommernacht zum Aufenthalt unter freiem Himmel ein. Elsa ist sich nicht sicher, ob das, was sie noch vorhat, dem wunderbaren Wetter Rechnung trägt.

     
    Das Gespräch mit Maihauser steht unter keinem guten Stern. Alles, was Elsa ihm mitteilt – dass seine erste Frau von Birgit Leiner ermordet wurde und sie die Tat bereits gestanden hat, gefolgt von dem Hinweis, dass Hassos Leiche in seinem Garten auf die Spurensicherung wartet –

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