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Engpass

Engpass

Titel: Engpass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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Messerattacke auf Anong Bramlitz zu tun hätten, würde Maihauser dann seinen Kopf für sie hinhalten und so dafür sorgen, dass er, dem nichts mehr geschehen konnte, verurteilt wird? Wenn er das täte, schützte er die- oder denjenigen, der tatsächlich schuldig ist, der aber, entgegen ihm, weiterleben darf.
    Elsa zückt ihr Mobiltelefon, tippt Maihausers Handynummer ein und wartet die Verbindung ab. Sie hat keine Lust, auf die Ausstellung des Durchsuchungsbefehls hinzufiebern. Als er abhebt, fragt sie, ob er in die Durchsuchung seiner Villa einwilligt.
    »Letztlich habe ich ohnehin keine Wahl, oder?«, will er wissen.
    »Für mich ist das ein Ja«, antwortet Elsa, legt auf und macht sich auf den Weg.

     
    Degenwald hat Birgit Leiner, die in Untersuchungshaft sitzt, ein weiteres Mal befragt. Danach war ihm klar, dass sie nichts mit dem Messerattentat auf Aurelia Bramlitz und schon gar nicht mit deren Erstickungstod zu tun hat.
    Elsa behielt recht. Birgit wollte sich in Szene setzen. Auf mysteriöse, krankhafte Weise ihr eigenes Schicksal lenken. Elsa nannte es die Rückeroberung des Besonderen. Wenn nicht das normale Leben, das auf Zufriedenheit und Glück ausgelegt war, zum Tragen kam, sollte zumindest die kriminalistische Laufbahn eine dramatische sein.
    Beim Verhör war ihm Birgit unsortiert und linkisch erschienen. Immer wieder hatte sie ihr Gedankenkonstrukt unter Kontrolle zu bringen versucht. Als er sich erkundigte, weshalb sie Hasso, ihren Hund, umgebracht habe, schwieg sie eisern.
    »Davon verstehst nix«, hatte sie schließlich ausgespuckt. In einem Ton, bitter wie Galle.
    Schließlich hatte Degenwald von ihr abgelassen und war gegangen.
    Er musste seinen Mörder woanders suchen.
    Als er über des Menschen Unzulänglichkeit nachdenkt, fällt ihm ein Name ein. Götz Bramlitz. Elsa jedoch hat noch eine Rechnung mit Hanne und Fred Maihauser offen.

21. Kapitel
    Ben Fürnkreis’ Kombi hält vor der Maihauser-Villa.
    Na dann, mal rein in den hübschen Bunker, motiviert er sich und steigt aus dem Wagen. Seinen Kollegen, die hinter ihm geparkt haben, deutet er mit Gesten an, was zuvor besprochen wurde. Von oben nach unten arbeiten und auf die Feinheiten achten. Allgemeines Nicken in seine Richtung. Dann klingelt Fürnkreis.
    Abgesehen davon, dass man nach etwas suchte – einem blauen Textil –, das bereits feststand, ist die spannende Frage, worin sich die blauen Fäden, die Michael Horn in Aurelia Bramlitz’ Lunge gefunden hatte, verwandeln. In ein Kissen, wie vermutet? Eine Decke? Ein Laken? Ein Kleidungsstück? Einen Teppich? Ben weiß es nicht.
    Die Spurensicherung, sein Part, ist darauf spezialisiert, das Unsichtbare sichtbar zu machen. Wie und wo, das ist sein Problem. Für Ben ist es jedes Mal ein Fest und eine Herausforderung zugleich. Er fühlt sich in seine Kindheit zurückversetzt. Versteckenspielen. Etwas suchen, das jemand in Sicherheit gebracht hat. An der falschen Stelle. Die, die er ausfindig machen würde. Das muss ihm auch dieses Mal gelingen. Schon um Elsa das entscheidende Beweisstück zu liefern.

     
    Es dauert, bis ihnen geöffnet wird. Mindestens fünf Minuten oder länger, schätzt Ben. Danach geht alles sehr schnell. Hanne Maihauser wird über die Vorgehensweise aufgeklärt, natürlich auch darüber, dass ihr Mann die Einwilligung zur Hausdurchsuchung erteilt hat.
    »Das weiß ich bereits«, fügt sie unwillig an.
    »Danke für Ihr Entgegenkommen. Und keine Angst, wir gehen sorgsam vor«, verspricht Fürnkreis.
    Dann stieben alle in verschiedene Richtungen. Sternenförmig breiten sie sich aus, das Haus, jedes Zimmer, einfach alles einzunehmen. Wie eine Festung. Sie durchsuchen im Eiltempo. Ben begutachtet jeden einzelnen Raum, geht selbst den kleinsten Hinweisen nach. Ergebnislos. Wenn es hier etwas zu holen gegeben hat, ist es bereits entsorgt worden oder nie da gewesen.

     
    »Die haben gerade das Haus auf den Kopf gestellt.«
    »Die Leute von der Spurensicherung?«
    »Ja.«
    Hanne Maihauser hält ihr Handy ans Ohr, versucht, der Stimme ihres Sohnes zu folgen.
    »Hast du Angst, Mam?«
    Dino nimmt ihr Schweigen auf. Was er damit anfangen soll, weiß er noch nicht. Am besten mit einer weiteren Frage ablenken.
    »Wo ist Fred? Kann der nicht kommen?«
    »Er hat zu tun, das weißt du doch.« Hanne lässt einen tiefen, schweren Seufzer hören. »Wie soll das alles nur enden?« Sie klingt ehrlich betroffen.
    »Verdammt!«, wütet Dino. Er ist ernsthaft sauer. Man hört es seiner

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