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Entbrannt

Entbrannt

Titel: Entbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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wurde intensiver. Sonne und Honig. Ich atmete aus und legte den Kopf neben ihn. Ich fiel in einen herrlichen, traumlosen Schlaf.
    Am nächsten Morgen war Evelyn im Zimmer und wartete offenbar darauf, dass ich aufwachte.
    Ich setzte mich auf und rieb mir die Augen. Dann rückte ich von Lincoln weg, der in der Nacht näher gekommen zu sein schien.
    »W ir haben gehört, was du getan hast«, sagte sie.
    »I st Dad böse auf mich?«, fragte ich.
    »J a. Aber er macht auch das, was er immer tut, wenn er stolz darauf ist, was du getan hast.«
    Ich nickte, weil ich es verstand. Dad hatte dieses typische Stolz-darauf-dein-Vater-zu-sein-Lächeln, das mit einer besonders großspurigen Art zu gehen einherging.
    »S o wie es aussieht, ist die Tatsache, dass du Lincolns Seele zurückgeholt hast, nicht das Einzige, was du angestellt hast«, fügte sie hinzu, wobei sie eine Augenbraue nach oben zog. »I ch hatte heute Nacht Besuch. Ich hatte ganz vergessen, wie Furcht einflößend der Engel ist, der dich gemacht hat.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »I rgendwie wächst er einem ans Herz.«
    »H mm«, sagte sie. Sie trat an die Bettkante und setzte sich mir gegenüber. »E r hat mich vor eine Wahl gestellt, und da ich ziemlich sicher bin, dass du mir diese Gelegenheit eröffnet hast, wollte ich dich fragen, was du davon hältst, bevor ich eine Entscheidung treffe.«
    Ich beugte mich zu ihr vor und nahm ihre Hand in meine. »M um, weißt du, was du willst?«
    Sie erstarrte. Tränen traten in ihre Augen.
    »W as ist?«, fragte ich beunruhigt.
    Sie schüttelte den Kopf. »E s ist nur… Das ist das erste Mal, dass du mich Mum genannt hast.«
    Ich seufzte. »E s hätte nicht so lang dauern sollen.«
    Sie zog mich in eine Umarmung. Ich versuchte, die Umarmung zu erwidern, ich versuchte es wirklich, aber ich konnte es nicht.
    Sie ließ sich ein wenig nach hinten sinken und sah mich forschend an. »W enn ich das tue, werde ich keine Grigori mehr sein. Und wir müssten vielleicht wegziehen.«
    Ich nickte. Soweit keine Überraschung. »W enn du weißt, was du willst, und wenn Dad das auch will, dann tu es einfach. Dafür brauchst du nicht meine Erlaubnis.«
    Sie lächelte und nickte. »O kay.« Sie warf einen Blick auf Lincoln. »U nd was ist mit dir? Was machen wir denn mit dir, mein Mädchen?«
    Ich biss mir auf die Lippe. »D arüber wollte ich schon mit dir und Dad reden.«
    »O h?«
    »J a. Ich habe eine Entscheidung getroffen.«

Kapitel Zweiundvierzig
    »N icht dass du mich belogst,
sondern dass ich dir nicht mehr glaube,
hat mich erschüttert.«
    Friedrich Nietzsche
    Die folgenden beiden Tage verbrachte ich in diesem Sessel und verließ Lincoln nur, um zu duschen und hin und wieder zu telefonieren. Am dritten Tag kam Dapper, nachdem ich ihn darum gebeten hatte, vorbeizukommen.
    Ich spürte, dass Lincoln stärker wurde, und wusste, er würde bald aufwachen.
    Und noch etwas wusste ich. Unsere beiden Seelen waren nicht mehr verbunden. Wir waren noch immer Seelenverwandte– das vertraute Ziehen war sofort zurückgekehrt und hatte sich mit der Kälte vermischt, die mich von nun an für immer begleiten würde, wie ich annahm. Aber die Verbindung, die wir in der Hütte hergestellt hatten… Verschwunden.
    »W arum habe ich das Gefühl, dass ich geschäftlich hier bin?«, fragte Dapper, als er das Zimmer betrat.
    Ich stand auf und schloss die Tür hinter ihm. »W eil es so ist.«
    Er grunzte. »U nd warum habe ich das Gefühl, dass ich weiß, worauf das hinausläuft?«
    »W eil du es wahrscheinlich weißt«, gestand ich.
    Er seufzte und stützte sich auf die Fensterbank.
    »D u hast mal gesagt, dass du mir einen Gefallen schuldest.«
    »I ch erinnere mich.«
    »U nd du sagtest, ich solle nicht mehr darüber reden, bis ich diesen Gefallen brauche.«
    »V ielleicht habe ich was in der Richtung gesagt.«
    Ich nickte. »J etzt brauche ich diesen Gefallen.«
    Nachdem Dapper gegangen war– unglücklich, aber mit beglichener Schuld– lehnte ich mich in meinem Sessel zurück und wartete. Und wirklich wurde Lincoln an diesem Nachmittag unruhig, und um sechzehn Uhr merkte ich, dass er kurz davor war aufzuwachen.
    Ich ging zu ihm, fuhr ihm mit den Fingern durch das Haar und beugte mich über ihn.
    »I ch liebe dich«, flüsterte ich.
    Er gab einen Laut von sich, der durch meinen ganzen Körper lief und mich an all die Dinge erinnerte, die wir gemeinsam erlebt hatten.
    Ich drehte mich um und ging aus dem Zimmer, hinaus in den Wohnbereich, wo die

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