Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
sein Blick auf das Tischende fiel. Bei all dem Glanz, mit dem der Tisch geschmückt worden war, stand dort – natürlich – nur ein Gedeck. Er nahm das hohe Weinglas in die Hand. »Wir könnten uns den Imbiss teilen?«
»Hast du noch eine Gabel?«, fragte sie.
»Hunderte, wenn ich richtig schätze. Aber ich weiß nicht, wo sie sind.«
Sie lachte wieder. »Du lebst wirklich ein Leben voller Privilegien, nicht wahr? Schenk den Wein ein, während ich in den Schränken nach einer Gabel suche.«
»Das klingt richtiggehend aufregend.«
Ihre Augen wandten sich nur widerstrebend von seinem Gesicht ab, als Xanthia langsam seine Hand losließ. Nash zündete die Kerzen an, und Xanthia betrat mit einer von ihnen den dämmrigen Gang, der das Speisezimmer mit dem opulenten, goldgeschmückten Zimmer verband. Wie sie vermutet hatte, gab es hier die kleine Pantry des Butlers – doch wie es sich gehörte, war alles fest verschlossen. Vergeblich zog Xanthia an den Schubladen, dann hob sie die Kerze, um sich umzusehen. Die Pantry war blitzsauber, der Marmorboden und die Theken aus gleichem Material blitzten nur so, und hinter den Glastüren schimmerten die Teller.
»Du wirst mich füttern müssen, Nash«, sagte sie, als sie zum Tisch zurückkehrte. »Nein, warte – die Kredenz.« Sie begann deren Türen und Schubladen zu öffnen. Hinter der linken Tür entdeckte sie Teller, in der obersten Schublade lag eine winzige Menge von überschüssigem Besteck. »Übrigens«, sagte sie, als sie zum Tisch zurückging, »hast du wirklich vorbildliches Personal.«
Nash starrte sie an, einen leidenschaftlichen, wenn auch unlesbaren Ausdruck in seinen Augen.
»Was ist?«, fragte Xanthia und ließ den Blick über den Morgenrock gleiten. »Habe ich irgendwo einen Fleck?«
»Nein, es ist nur –« Er rückte einen Stuhl zurück, damit sie sich setzen konnte. »Es ist nur, dass ich es nicht gewöhnt bin, dass eine Frau sich im Haus umsieht.«
»Entschuldige«, sagte sie ruhig, »ich muss dir sehr aufdringlich erscheinen.«
Nash schüttelte den Kopf und ging zu seinem Stuhl. »Nein, es fühlt sich – anders an. Angenehm.«
Xanthia lehnte sich zurück und betrachtete ihn. »Bist du nach dem Tod deiner Mutter allein aufgewachsen? Nur mit deinem Vater?«
»Was?« Nashs Miene hellte sich auf, als er den Deckel der Platte hob, die ihm am nächsten stand. »Oh nein. Vater hat sofort wieder geheiratet. Meine Stiefmutter lebt noch immer in Brierwood.«
»Natürlich«, sagte sie und nahm eine Scheibe Rindfleisch von dem Teller, den er ihr darbot. »Du hast deine Schwestern erwähnt, und ich bin deinem Stiefbruder bei Lady Henslows Picknick begegnet, nicht wahr?«
»Ja, Anthony Hayden-Worth«, sagte er. »Lady Henslow ist seine Tante.«
»Er war sehr charmant«, bemerkte Xanthia. »Steht ihr euch nah?«
Nash räusperte sich. »Nun, wir sind sehr verschieden«, sagte er, während er ihr eine Schale mit kalten Kartoffeln reichte. »Aber ich mag ihn sehr. Tony war sieben, als unsere Eltern geheiratet haben, ich war mit meinen dreizehn Jahren schon fast erwachsen. Es war gut für mich, dass es außer mir und meinem Elend etwas beziehungsweise jemanden gab, über den ich mir Gedanken machen konnte.«
»Du warst ihm ein richtiger Bruder?«
Nash lächelte, wenn auch nur leicht. »Ich wollte es sein«, gab er zu. »Ich hatte mit meinem Bruder Petar ja selbst ein wunderbares Vorbild. Aber Tony ...«
»Ja?«, ermutigte Xanthia ihn. »Erzähl weiter.«
Wieder schien er zu zögern. »Ich hatte immer das Gefühl, dass Tony mir etwas übel nimmt«, erklärte Nash, »obwohl er das nie gesagt hat. Ich sah so dunkel und so fremdländisch aus und war so schrecklich unwissend, was alles Englische anging. Tony hat mich immer ausgelacht und gesagt: ›Nun, wenn du ein englischer Lord werden willst, musst du das und das und das noch lernen.‹ Natürlich wusste ich gar nichts, egal, um was auch immer es ging, also musste ich kämpfen, um aufzuholen.«
»Aber du hast es gelernt«, sagte Xanthia, »und vermutlich weißt du heute mehr als ich.«
Nash warf ihr einen zärtlichen Blick zu. »Oh, das bezweifle ich, meine Liebe. In jenem ersten Jahr teilten Tony und ich uns dieselben Bücher und dieselben Lehrer, denn ich kämpfte noch mit der englischen Sprache und wusste so gut wie nichts über die englische Geschichte. Es war ... ein wenig demütigend. Hast du eine Ahnung, meine Liebe, wie lange es dauert, einen osteuropäischen Akzent loszuwerden? Wahrscheinlich
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