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Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)

Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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kann ich mich glücklich schätzen, dass mein Vater ihn mir nicht mit seinem Streichriemen aus dem Leib geprügelt hat.«
    Wie traurig sein Leben gewesen war. Vielleicht hätte sie keine alten und schmerzlichen Erinnerungen wecken sollen? Xanthia legte die Gabel aus der Hand und stützte ihr Kinn in die Hand. »Ich habe eine Frage«, sagte sie, während sie ihn ansah. »Wie nennt dich Tony?«
    »Nash«, erwiderte er, als wäre das doch offensichtlich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich meine, bevor du Nash geworden bist. Wie lautet dein Taufname?«
    »Oh«, sagte er ruhig. »Stefan.«
    »Stefan«, wiederholte sie. »Das hast du bisher nie gesagt.«
    »Du hast nie gefragt.«
    Ja, und dafür hat es auch einen Grund gegeben, gestand sie sich ein. De Vendenheim hatte ihr damals seinen vollen Namen genannt, doch unerklärlicherweise wünschte sie sich jetzt, ihn aus Nashs Mund zu hören. Er hatte ihn mit einer eleganten, fast quälenden Weichheit der Vokale ausgesprochen. »Es ist ein schöner Name«, sagte sie.
    Er zuckte mit den Schultern, als wäre das ohne Bedeutung. »Er wird mit ›f‹ geschrieben«, erklärte er. »Mein Vater wollte, dass ich das ändere, damit er englischer aussieht, doch ich habe mich geweigert. Es wäre nicht mein Name gewesen.«
    »Es war eine grundlose Forderung«, sagte sie. »War er enttäuscht?«
    Nash brach ein Stück von dem Brot ab. »Ich habe ihn oft enttäuscht. Manchmal absichtlich, so denke ich heute. Ich fühlte, dass er den Teil von mir nicht wollte, der nicht englisch war. Nach den vielen Jahren, in denen er England ignoriert hatte, zählte plötzlich nur noch dieses Land für ihn. Ich war verwirrt.«
    »Du warst jung und bist in ein fremdes Umfeld verpflanzt worden, mit einer fremden Sprache und Sitten, die ganz anders waren als jene im fernen Europa. Du hast dir gewünscht, dich an etwas Vertrautes klammern zu können.«
    »Wie klug du dich anhörst.«
    »Weil es das Gleiche für meine Brüder war«, erwiderte sie. »Als unsere Eltern starben, war niemand hier bereit, uns aufzunehmen, deshalb wurden wir nach Barbados geschickt, um dort beim älteren Bruder meines Vaters zu leben.«
    »Das ist eine lange Reise an einen unbekannten Ort – besonders für drei Kinder.«
    Sie lächelte leicht. »Ja, in der Tat. Und ich erkenne jetzt, wie schrecklich traumatisierend es für meine Brüder gewesen sein muss. Sie hatten die Erinnerung an England und an das glückliche Leben, das wir als Familie geführt haben. Ich nicht.«
    »Ich frage mich, was schlimmer ist«, sagte er nachdenklich.
    Es war eine Frage, über die Xanthia schon oft nachgedacht hatte, aber es schien keine eindeutige Antwort darauf zu geben. Und ganz sicher hatte es keinen Sinn, heute Nacht weiter darüber nachzugrübeln. Sie griff nach einer Kristallschale mit eingelegtem Gemüse. »Erzähl mir von deiner Mutter«, sagte sie beiläufig. »War sie sehr schön?«
    Er schaute überrascht von seinem Teller auf. »Außerordentlich schön sogar. Warum?«
    Xanthia zog eine Augenbraue hoch. »Nun, auch du bist attraktiv«, sagte sie, spießte ein Stück Gurke auf ihre Gabel und bot es ihm an. »Und zwar nicht auf die englische Art.« Sie beobachtete, wie Nash den Bissen von ihrer Gabel nahm, und dachte wieder, wie sündhaft verführerisch sein Mund war.
    »Meine Mutter hatte nichts annähernd Englisches an sich«, sagte er nachdenklich. »Vermutlich war sie deshalb hier auch so unglücklich. Und auch, wenn ich glaube, dass es selbstsüchtig von ihr war, uns zu verlassen, verstehe ich doch, wie sie sich hier gefühlt haben muss.«
    »Sie hatte Heimweh?«
    »Mehr als nur das.« Er beugte sich vor, um ihr das Weinglas anzubieten, und der warme, sinnliche Duft von Neroliöl streichelte Xanthias Nase. »Auch ich habe mich stets zwischen zwei Kulturen hin- und hergerissen gefühlt«, fuhr er fort. »Fast mein halbes Leben lang wurde mir sowohl von meinem Vater als auch von meiner Mutter klargemacht, dass nur zwei Dinge zählen: unsere montenegrinische Nationalität und unsere Allianz mit Mütterchen Russland.«
    »Und dann ...«
    »Dann wurde alles auf den Kopf gestellt. Nachdem mein Onkel und mein Cousin ertrunken waren, änderten sich Vaters Ambitionen völlig, und auch mein Leben wandelte sich von Grund auf.«
    »Auch das Leben meiner älteren Brüder hat sich einschneidend verändert.«
    »Wie das?«
    »Durch den Tod unserer Eltern wurde Luke zum Erben meines Onkels«, sagte sie. »Die Besitzungen waren damals kaum etwas wert

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