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Entflammt

Entflammt

Titel: Entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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blutrünstig. Ich sah von ihm zur Tür und erkannte, dass ich meinenTürschließ-Zauber total vergessen hatte. Das war jetzt vielleicht das zweite oder dritte Mal, dass ich ihn vergessen hatte. Ich war so dämlich.
    Mit klopfendem Herzen stieß ich seine Hand weg und wich zurück, denn ich musste wieder an die Verwünschungen inmeinem Zimmer denken. Meine Erinnerungen an den Krieger kamen wieder hoch und das Gefühl, dass jemand hinter mir her war, dass jemand mich hasste.
    »Was willst du?«, presste ich hervor und bemühte mich, stark und wütend zu klingen.
    »Auf der Tafel steht, dass du Heu für die Pferde vom Boden holen sollst.« Er sprach nur halblaut.
    Ich sah ihn nur an. »Und?«
    »Du hast es nicht getan«, erwiderte Reyn.
    Meine Zimmertür stand noch offen - würde ich es schaffen, an ihm vorbei und zur Tür hinauszukommen, wenn es nötig sein sollte? Vermutlich nicht. Was um alles in der Welt wollte er von mir?
    »Ich habe es wohl vergessen«, sagte ich. »Solis hat mir zusätzliche Aufgaben übertragen. Ich mache es morgen.«
    »Du hättest es nach dem Essen machen sollen«, widersprach er.
    »Ja, Herr Aufseher, Sie haben recht.« Allmählich wurde ich echt sauer, was meine Angst verdrängte. »Ich mache esmorgen. Und jetzt verzieh dich.«
    »Du machst es jetzt«, verlangte er. »Ich muss morgen früh als Erstes ausmisten und die Pferde füttern und dann muss das Heu schon unten liegen. Ich werde es nicht vom Boden holen und deine Arbeit auch noch machen. Also steh auf und mach es jetzt.«

    Das konnte nicht sein Ernst sein. Nach allem, was ich durchgemacht hatte, ging er mir mitten in der Nacht auf den Senkel, damit ich eine Aufgabe erledigte? Kam deswegen in mein Zimmer? Ich murmelte etwas, das mit » Verpi ... « anfing und mit » ... ss dich« endete.
    Sein Blick flackerte und er ballte die Fäuste. »Steh jetzt auf.«
    »Bist du nicht ganz dicht?«, fuhr ich ihn an. »Verschwinde gefälligst! Ich mache es morgen!«
    »Du musst morgen früh melken«, konterte er. »Wirst du eine Stunde früher aufstehen, um das Heu abzuwerfen?« Ich starrte ihn hasserfüllt an. »Zum Teufel mit dem blöden Heu! Wirf es doch selber ab! Und jetzt verschwinde aus meinemZimmer, Arschloch!« Er hatte mich über eine Woche lang nicht einmal angesehen, geschweige denn, mit mir gesprochen,und jetzt war er in meinem Zimmer und brüllte mich mitten in der Nacht an? Drehte er jetzt völlig durch? Zu meiner absoluten Verblüffung packte er tatsächlich einen meiner Knöchel und versuchte, mich aus dem Bett zu zerren. Natürlich trat ich heftig mit dem anderen Fuß nach ihm und traf ihn so hart an seiner breiten, muskelbepackten Brust, dass er rückwärts gegen meinen Kleiderschrank taumelte. »Was zum Teufel geht hier vor?«
    Wir fuhren beide herum zur Tür, wo River stand und gerade den Gürtel ihres roten Bademantels zuknotete.
    Plötzlich erschien die ganze Szene vollkommen lächerlich. »Sie hat kein Heu für die Pferde vom Boden geholt«, sagte Reyn und versuchte, seinen Ärger zu unterdrücken. »Und ich will morgen früh nicht auch noch ihre Arbeit machen müssen. Ich wollte sie dazu bringen, es jetzt zu tun.«
    River sah ihn erstaunt an und offenbar kapierte er es erst jetzt. Er hatte tatsächlich versucht, mich aus dem Bett zu zerren, damit ich meine Arbeit tat. Das war mit Sicherheit das Merkwürdigste, was er in River's Edge jemals getan hatte, und es passte so gar nicht zu ihm. Er starrte auf den Boden und es schien ihn zu überraschen, dass er wirklich in meinem Zimmer war. Ich schüttelte nur den Kopf und hob die Hände, um River zu bedeuten, dass ich keine Ahnung hatte, was mit ihm los war.
    River sah mich an.
    »Ich sollte Heu vom Boden holen«, gab ich zu. »Solis hatte es mir zusätzlich aufgetragen. Ich hab's vergessen. Ich dachte,ich könnte es auch morgen machen. Reyn war da offensichtlich anderer Auffassung und meinte, mich aus dem Bett zerrenzu müssen. Mitten in der Nacht. In meinem Zimmer.«
    In Reyns Wange zuckte ein Muskel und sein Gesicht glühte. River sah wieder zu ihm, eine Falte zwischen den Augenbrauen. »Hast du ihn getreten?«, fragte sie mich.
    »Er hat versucht, mich aus dem Bett zu zerren«, beteuerte ich.
    »Sie wollte nicht aufstehen!«, setzte sich Reyn zur Wehr. »Hast du ihn ein Arschloch genannt?« Sie schien eher verwirrt als verärgert zu sein. Reyn hyperventilierte schon fast.
    »Na, ja, immerhin hat er sich aufgeführt wie ...

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