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Entflammt

Entflammt

Titel: Entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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- dem guten Zeug. Heustaub kitzeltemich in der Nase und ich rieb sie mit dem Handrücken.
    »Gut«, sagte ich kurz angebunden. »Du kannst nach unten gehen und das Heu in die Raufen packen. « Es machte Spaß,ihm Befehle zu geben. Ich bekam gar nicht genug davon. Er holte Luft, als wollte er widersprechen, aber dann drehte er die Lampe so, dass sie mir ins Gesicht leuchtete. Mit einem Stirnrunzeln nahm er mein Kinn in die Hand und drehte meine Wange ins Licht. Ich zuckte vor seiner Berührung zurück, aber er hielt mein Kinn eisern fest.
    »War ich das mit dem Ballen?«, fragte er.
    »Nein, mich hat ein draußen herumlungernder Ballen angegriffen«, antwortete ich patzig, riss mich von ihm los undkonzentrierte mich auf die Arbeit, die ich jetzt zu tun hatte. Reyn hatte die Siebzig-Kilo-Ballen zweifellos mit dem kleinenFinger hochgehoben, aber nicht jeder ist von Natur aus ein muskelbepackter Freak.
    »Ich ... es tut mir leid«, knurrte er. »Ich wusste wirklich nicht, dass du da warst. Ich hätte dir nicht absichtlich einen Ballen auf den Kopf geworfen.« Er zögerte. »Wahrscheinlich nicht«, gab er dann zu.
    Seine Entschuldigung verblüffte mich und ich zuckte mit einer Schulter. Meine Wange brannte zwar, aber es floss kein Blut. »Schon gut. Soll ich noch drei weitere Ballen abwerfen?« »Willst du nach unten gehen und die Stelle auswaschen?«, fragte er und es klang, als wäre es ihm total zuwider, so mitfühlend zu sein.
    »Als würde dich das interessieren«, sagte ich. »Du kannst mich nicht ausstehen. Du kannst mich nicht mal ansehen. Nein, ich will endlich fertig werden und zurück ins Bett.« Ich beugte mich vor, krallte die Finger in die dünne Schnur, die den Ballen zusammenhielt, und versuchte, ihn zur Bodenluke zu schleppen. Ich schaffte es gerade, ihn zwei Zentimeter weit zu bewegen. Weniger als zwei Zentimeter. Er wog mehr als ich.
    Reyn hatte sich nicht gerührt. Ich sah zu ihm auf und hasste es, dass er mitbekam, wie ich mich abmühte.
    »Was?«, fauchte ich ihn an.
    Er sah auf mich herab und deutete mit einer knappen Geste auf seine eigene Wange, als wollte er damit noch einmal beteuern, wie leid es ihm tat.
    Ich machte ein mürrisches Gesicht. Der Heuduft, die Pferde, die Ruhe im Stall - das alles erinnerte mich zu sehr an alte Zeiten. Ich hasste es, hier zu sein. »Vergiss es. Ich bin sicher, dass der Kratzer meine natürliche flegelhafte Ausstrahlungbetont. Und jetzt geh aus dem Weg, du Fleischklops.«
    Ich beugte mich wieder über den Ballen, um es diesmal mit Schieben zu versuchen.
    Seine Augen, die im matten Licht die Farbe von Sherry hatten, verengten sich. Bevor ich kapierte, was los war, hatte er mir ein Bein gestellt und mich behutsam umgeschubst. Ich kippte um und landete ungeschickt auf dem Hintern. Mir stand vor Verblüffung der Mund offen.
    »Was zum Teufel ist los mit dir?« Ich starrte zu ihm auf, mit kam der Gedanke, dass es vielleicht angebracht wäre, Angst zu haben.
    »Ich will dich - hier nicht haben«, stieß er hervor und sah verärgert, aufgeregt und verwirrt zugleich aus. Er sah auf mich herab. »Warum musstest du herkommen?«
    Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Schließlich war er nicht der einzige Unsterbliche, der eine Therapie brauchte.Ich fragte mich nicht zum ersten Mal, was ihn in diese Reha-Einrichtung getrieben hatte. Er beugte sich über mich, als wollte er mir aufhelfen. Ich zuckte zurück und streckte die Hand aus, um ihn abzuwehren. Blitzschnell schnappte er sich meine Hand, drückte sie weg und ließ sich auf den Boden sinken. Noch während ich erschrocken Luft holte, lag er schon auf mir, presste meinen Körper tief ins Heu und küsste mich.
    Ich konnte nicht reagieren, nicht denken. Ich hatte mir zwar tausendmal vorgestellt, was ich gern mit ihm tun würde, und ihn seit unserer ersten Begegnung angeschmachtet - aber ich hatte nie im Leben damit gerechnet, dass wir wirklich zusammenkommen könnten.
    Und jetzt küsste er mich, nicht auf eine unheimliche, feindselige Weise, sondern richtig warm und liebevoll. Auf demHeuboden des Stalls, mitten in der Nacht. Und verdammt -
    wieso auch nicht?
    Er zog sich zurück. Seine Augen glitzerten und er sah mir ins geschockte Gesicht. Das dunkelblonde Haar fiel ihm in die Stirn und seine hohen Wangenknochen waren gerötet.
    Wenn ich jetzt noch alle meine hysterischen Neurosen über Bord warf, war er der schärfste Typ, den ich je gesehen hatte,und das obwohl

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