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Entflammt

Entflammt

Titel: Entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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ein Arschloch«, sagte ich verlegen.
    »Hm.« Rivers Blick wanderte von mir zu ihm und wieder zurück. Dann nickte sie, als hätte sie eine Entscheidung getroffen.

    »Ihr geht jetzt beide und holt Heu vom Boden«, sagte sie und ihr Ton machte deutlich, dass es vollkommen sinnlos war, um Gnade zu winseln.
    »Wieso ich?«, fragte Reyn entgeistert.
    »Weil es dir offenbar sehr wichtig ist«, entgegnete River ernst.
    »Jetzt sofort?«, fragte ich.
    »Jetzt sofort«, bestätigte sie. Ich machte den Mund auf, um zu protestieren, aber sie sah mich so lange an, bis ich ihnwieder zuklappte. Ausnahmsweise. Dann warf sie uns einen letzten Blick zu, schüttelte den Kopf und machte sich auf denRückweg in ihr Zimmer.
    Ich funkelte Reyn mit zusammengekniffenen Augen angewidert an. Angst hatte ich keine mehr. Er verließ mein Zimmer, als ich aus dem Bett stieg, die Jeans von gestern vom Stuhl nahm und ein paar Pullover. Um diese Zeit würde es draußen eisig kalt sein.
    Das alles ergab keinen Sinn.
    Fluchend lief ich den ganzen Weg zum Stall und atmete dabei so kalte Luft ein, dass sie mir förmlich Nase und Mundverbrannte. Ich rannte, so schnell ich konnte, als wäre die Nacht voller Geister, die nach mir greifen und mich zu sich in ihre Schatten ziehen könnten. Der Stall war angefüllt mit warmem Pferde-und Heuduft. Wenn man das einmal gerochen hat, vergisst man es nicht wieder. Es brannte nur das matte Nachtlicht und ich musste einen Moment stehen bleiben, um mich im Halbdunkel zu orientieren.
    Pfump! Ich schrie auf, als etwas Schweres vor mir auf den Boden fiel und mir dabei das Gesicht zerkratzte. Ich sprangzurück, die Hand auf die Wange gepresst, während mein Gehirn hektisch registrierte, dass es ein Heuballen gewesen war,einer von diesen Riesenballen, die rund siebzig Kilo wogen. Eine Gestalt beugte sich aus der Heuluke.
    »Du hast versucht, mich umzubringen! «, heulte ich los und spürte warmes, klebriges Blut an meiner Wange. Ging es ihmnur darum? Hatte er mich hergelockt, um ...
    »Hab ich nicht!«, widersprach Reyn. »Ich wusste nicht, dass du da bist.« Stille. »Bist du verletzt?«
    »Du hast versucht, mich umzubringen!« Nach allem, was in letzter Zeit passiert war, schien das gar nicht so abwegig.»Natürlich habe ich nicht versucht, dich umzubringen!«, rief er empört. »Ich hatte keine Ahnung, dass du da warst. Ich dachte, du würdest noch mindestens zwanzig Minuten herumtrödeln. Bist du verletzt, ja oder nein?«
    »Ja!«, fauchte ich. »Du hast das Ding genau auf mich geworfen!« »Wenn es auf dir gelandet wäre, würdest du jetzt nicht dastehen und rumzicken«, wies er mich zurecht.
    Wir waren in dem kleineren Stall, in dem Rivers sechs Pferde untergebracht waren. In einer Ecke standen außerdem der Rasenmäher und ein paar andere Gartengeräte. Die Heuballen wurden an der Außenseite des Gebäudes mit einer Winde auf den Heuboden gezogen, und wer mit dem Abwerfen dran war, ließ sie durch eine Luke direkt in die Stallgasse fallen. Meistens platzten die Ballen beim Aufprall, was es leichter machte, das Heu in die Raufen zu forken.
    Die Pferde schnaubten leise im Halbdunkel, als ich an ihnen vorbei auf die Heubodenleiter am Ende der Stallgasse zustampfte. Einige Pferde dösten vor sich hin, also versuchte ich, nicht zu laut zu sein. Zögernd stieg ich auf den Boden, wo Reyn wartete. An einem Nagel hing eine kleine batteriebetriebene Sturmlampe.
    »Ich habe schon drei Ballen abgeworfen«, sagte er. »Du kannst den Rest machen.« Er sah in dem matten Licht groß und stark aus und er klang immer noch verärgert. Am liebsten hätte ich mich in irgendeiner Ecke verkrümelt, aber ich wollte weder als faul noch als Feigling dastehen.
    Wir hatten uns vom ersten Moment an verabscheut und die Tatsache, dass er meiner Vorstellung vom perfekten Mann entsprach, ärgerte mich noch mehr. Und ich war ihm mit meinen hellen Haaren plötzlich bekannt vorgekommen? Wie? Warum?
    Mutig wie Wonder Woman zog ich die Jacke und einen Pullover aus und warf sie auf den Heuballenstapel. Ich trug immer noch mein langes Unterhemd, einen Pullover und natürlich einen Schal um den Hals. Seit ich beim Meditieren gehört hatte, dass jemand davon träumte, den Nacken eines anderen zu küssen, träumte ich von Reyn, wie er meinen Hals küsste. Zumindest, wenn ich ihn nicht gerade hasste oder sauer auf ihn war.
    Auf dem Heuboden war es warm und roch schon fast eklig süß nach Timotheusgras

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