Entflammt
kleines Zugpferd als Hochzeitsgeschenk. Das war ein fürstliches Geschenk - unser eigenes Pferd! Ihr Name war Mossy, und obwohl sie nicht groß war, war sie stark und tapfer und ein gutes Arbeitstier. Ich liebte sie sehr, obwohl ich sie nie reiten konnte - wenn sie nicht arbeitete, musste sie sich ausruhen. Dann starb Asmundur und es war Mossy, die seinen Sarg zum Begräbnisfeld brachte. Die kleine Mossy zog den Wagen mit Asmundur und wir gingen zu Fuß hinterher.
Danach musste ich Mossy verkaufen - ich konnte es mir nicht leisten, sie über den Winter zu füttern, und ich konnte nicht einmal eine kleine Farm allein bewirtschaften. Hinzu kam, dass ich nicht in der Gemeinde bleiben konnte, weil es nicht lange gedauert hätte, bis man einen neuen Ehemann für mich gefunden hätte. Eine junge, gesunde Witwe - ich war nicht mit Gold aufzuwiegen. Also verkaufte ich Mossy, lud mir auf, was ich tragen konnte, und verabschiedete mich von Momer und Pabbi und Asmundurs Familie, die mich nicht gehen lassen wollte. Später wurde mir klar, dass sie darauf spekuliert hatten, dass ich ihren zweiten Sohn heiraten würde, der damals allerdings erst vierzehn war.
Ein Nachbar nahm mich auf seinem Heuwagen bis in den nächsten größeren Ort mit, nach Aelfding. Die Fahrt dauerte den ganzen Tag und die halbe Nacht. Ich weinte die meiste Zeit, um den armen Asmundur, aber vor allem um meine liebe, starke kleine Mossy, die ich nie wiedersah und mehr als fünfzig Jahre lang vermisste.
In Aelfding suchte ich Mutter Berglind auf, die in einer Bodenkammer über einem Stall wohnte und ihren Lebens—unterhalt damit verdiente, grobes Leinen für Schürzen und Ähnliches zu weben. Sie war sehr alt und fast blind und bedienteihren Webstuhl nur noch nach Gefühl. Ich musste ihr sehr nahe kommen, damit sie mich sah. Sie musterte mich mit schiefgelegtem Kopf. Ich hatte mich verändert - ich war mittlerweile achtzehn, eine Frau, eine Witwe, und als sie mich das letzte Mal gesehen hatte, war ich zehn gewesen. Aber als sie mich schließlich erkannte, sah sie verstört aus und wich zurück.
»Was willst du, Kind?«, fragte sie.
»Du erinnerst dich an mich? Ich war eine Waise und du hast mich zu einer Bauernfamilie im Tal gebracht. GunnarOddursson? «
Sie zögerte und starrte mich an, als überlegte sie, ob sie es leugnen sollte oder nicht. »Ja«, stieß sie dann doch hervor.»Meine Familie hat in der Nähe von Heolfdavik gelebt«, sagte ich. »Weißt du, ob dort noch jemand ist?«
Die alte Frau sah sich um, als würde uns jemand belauschen. Mein Besuch schien sie zu beunruhigen. Eigentlich hatte ich ihr dafür danken wollen, dass sie mir die Pflegefamilie gesucht hatte, aber sie schien es kaum erwarten zu können, dass ich wieder ging.
»Da ist niemand«, meinte sie.
»Leben noch Leute im Dorf?«, bohrte ich nach.
»Nein! Da lebt niemand!« Jetzt wirkte sie richtig wütend, wendete sich von mir ab und humpelte zurück zu ihrem Webstuhl.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, und schämte mich, sie so aufgeregt zu haben. Ohne ein weiteres Wort machte ich kehrt, lief die schmale Stiege hinunter und hinaus in die kühle Luft.
Ich denke, es war nur natürlich zurückzugehen. Es war gar nicht so weit, wie ich gedacht hatte - als ich klein war, kam mir der Weg vom Hrokur meines Vaters nach Aelfding und von dort zur Farm der Oddurssons im Tal unglaublich weit vor. Aber jetzt ging ich die Strecke in nur sechs Stunden, obwohl die Straße schmal und schlammig zerfurcht war.
Ich erinnerte mich vage an diese Straße. Zwar war ich erst wenige Male auf ihr unterwegs gewesen, aber ich wusste noch, dass sie damals breiter, glatter und stärker frequentiert gewesen war. Jetzt musste ich mir an manchen Stellen sogar einen Weg durch Gestrüpp bahnen. Dies war einst die direkte Verbindung zwischen Heolfdavik und Aelfding gewesen, die an den Ländereien meines Vaters und an unserem Dorf vorbeiführte. Es war merkwürdig, dass sie niemand mehr benutzte.
Beinahe hätte ich die Abzweigung zum Land meines Vaters übersehen. Ein paar verstreut liegende, schon mit Gras überwachsene Steine waren das Einzige, was davon zeugte, dass hier einmal das Tor zum Dorf gewesen war. Ich folgte dem Weg und nach einer halben Stunde, als ich mir längst die Füße wundgelaufen hatte und meine Schultern vom Tragenmeiner wenigen Habseligkeiten schmerzten, sah ich den Burghof meines Vaters.
Als ich noch klein war,
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