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Entflammt

Entflammt

Titel: Entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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Geschirrtuch um und klopfte kräftig darauf. Dampfendes frisch gebackenes Brot fiel heraus und schimmerte golden im Morgenlicht.
    Ja! Ich roch Kaffee! Ja! Danke, Gott, Brahma, heiliger Franziskus oder wer auch immer. Es gab Kaffee in meiner unmittelbaren Zukunft!
    Ich bemerkte, dass River mich allein gelassen hatte und Krüge mit Apfelsaft vollschenkte. Noch immer knetete ich den Teig und meine Hände und Arme bewegten sich ganz automatisch.
    Ich schaute kurz auf und musste feststellen, dass Brynne mich anlächelte. »Das machst du gut«, sagte sie und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Ich murmelte etwas Unverständliches und erkannte , dass ich keine Ahnung hatte, wann mir das letzte Mal jemand gesagt hatte, dass ich etwas gut machte. Genaugenommen gibt es auch nicht viel, das ich gut mache. Nicht mehr.
    »Hier«, sagte River. Sie hielt mir einen dicken Becher aus an die Lippen, und ohne meine Hände aus dem Teig nehmen, nippte ich an dem heißen Kaffee, in dem bereits Milch und ein wenig Zucker waren. Es war mit Abstand der beste Kaffee, den ich jemals getrunken hatte.
    Ich glaube, ich habe vor lauter Begeisterung eine Art Seufzer von mir gegeben, denn River lachte. Das ließ sie wunderschön aussehen, das gebräunte Gesicht ganz rot von der Wärme der Küche, das silberne Haar zu einem praktischen Knoten gebunden, aus dem ein paar Strähnen entkommen waren. Ich trank noch einen Schluck, während sie mir den Becher hielt, und dachte: Unglaublich, sie ist fast dreizehnhundert Jahre alt!
    Das war ein so bizarrer Gedanke, selbst für eine Unsterbliche, dass ich gern länger darüber nachgedacht hätte. Doch im Moment genoss ich einfach nur diesen fantastischen Kaffee, der durch meine Kehle rann, und ich fühlte mich hellwach und klar wie selten. Plötzlich kam der Wikingerlord durch die Hintertür, in einer karierten Holzfällerjacke wie ein Typ aus einem Monty-Python-Film, und atmete Dampf aus.
    Er sah sich in der Küche um, streifte seine ledernen Arbeitshandschuhe ab, als sein Blick auf mich fiel. Ich knetete Teig wie ein Profi und trank den Kaffee, den der Boss von diesem verrückten Haufen gekocht hatte. Für das Glücksgefühl, das ich beim Kneten des warmen Hefeteigs empfand, hätte ich zwanzig Dollar gegeben. Und für diesen perfekten Kaffee sogar fünfundsiebzig Dollar. Doch Reyns Gesichtsausdruck, als er mich schon vor Tagesanbruch in der Küche arbeiten sah, war unbezahlbar! Ich grinste ihn an, als niemandhinsah, und in seinem Kiefer zuckte ein Muskel. Er ging zur Kaffeekanne und schenkte sich einen Becher voll,während ich den Teig in zwei Hälften teilte, ein Geschirrtuch über eine Hälfte legte und die andere auf dem Tisch aus-rollte. Ich machte die Rolle etwa einen Zentimeter dick, bog die Enden zusammen, ließ das Ganze in eine gefettete Backform fallen und zog einen flachen Schlitz in die Oberfläche. Der erste Laib war fertig für den Ofen.
    Reyn sah so enttäuscht aus, dass ich kichern musste. Mein Magen knurrte; die Luft duftete nach Speck, frisch gebackenem Brot und Apfelsaft, und es war schon so lange her, dass ich so etwas wie Frühstück zu mir genommen hatte. Normalerweise konnte ich morgens kein Essen sehen und hatte nie vor Mittag Hunger.
    Vielleicht würde ich doch noch einen Tag bleiben. Schließlich wusste niemand, wo ich war, und ich konnte sehen, ob mein Brot etwas geworden war.

7
    Beim Frühstück lächelten mich mehrere Leute an oder sagten Hallo und die, die es nicht taten, machten nicht den Eindruck, als würden sie mich bereits jetzt abgrundtief hassen - wahrscheinlich waren sie einfach nur Morgenmuffel. Ich aß nicht viel, weil ich mich ziemlich schnell unangenehm voll fühlte, aber das getoastete Brot mit Butter war erstaunlich lecker und der Speck hatte viel mehr Geschmack als sonst - er war salzig und schön kross gebraten.
    Nachdem ich pflichtbewusst meinen Teller in die Küche getragen hatte, bat River mich, mit nach draußen zu kommen.
    Ich schnappte mir meine verschrammte schwarze Lederjacke und folgte ihr hinaus in die kühle Herbstluft. Sie führte mich an ein paar Ahornbäumen vorbei, deren rote Blätter zu Boden tropften wie Blut. Ein paar Hunde stürmten auf uns zu, was mich anfangs misstrauisch machte, aber dann fing River an, sie zu streicheln. »Ja, Jasper, ja, Molly, so ist es brav.« Wir gingen zu einer langen, großen Scheune, in der sich jedoch weder Tiere noch Heu oder Traktoren befanden. Durch die

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