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Entflammt

Entflammt

Titel: Entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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diesem Pack.

8
    Konnte die blöde Karte nicht wiederfinden. Konnte mich nicht mehr daran erinnern, wie ich auf den blöden Highway nach Boston kam. Mein zu üppiges Frühstück lag mir wie Blei im Magen und ich fuhr viel zu schnell auf den Parkplatz von MacIntyres Drugstore, dem Gemischtwarenladen an der Hauptstraße dieses Kaffs. Es gab hier nur die eine Straße und das war eben die Hauptstraße. Gott, bring mich hier weg.
    Was mich noch zusätzlich fertigmachte, war die Tatsache, dass meine innere Unruhe, meine Panik, wenn es denn welche war, immer schlimmer zu werden schien, je weiter ich mich von River's Edge entfernte. Was war nur mit mir los? Was schwebte über mir? Die letzten vierundzwanzig Stunden hatten sich meine Nerven ein wenig beruhigt. Aber jetzt schrillte wieder dieser Alarm in meinem Gehirn, der mir signalisierte, mich zu verstecken. Instinktiv fuhr ich mit den Fingern über meinen Nacken, um mich zu vergewissern, dass der Schal noch da war.
    Ein paar Dorfkids in schwarzen Goth-Klamotten saßen rauchend mit dem Rücken an der Wand, in der breiten Gasse zwischen dem Drugstore und dem nächsten Laden, Early's Futter-und Farmshop. Eines der Kids, ein Mädchen mit grüngestreiftem Haar und einem silbernen Nasenring, entschied offenbar, sich mit der Fremden anzulegen. »Da kannst du nicht parken«, rief sie. »Behindertenparkplatz.« Die anderen Kids kicherten.
    Ich zeigte ihr wortlos den Stinkefinger und ging unter dem Gelächter der Gören in den Laden. Ein schneller Blick reichte, um billige Sonnenbrillen, einen Ständer mit Angeln und eine uralte Kühltruhe zu entdecken, auf die jemand LEBENDKÖDER geschrieben hatte. Hinter dem Tresen stand ein großes, schlankes Mädchen und rückte Kartons mit altmodischen Weckern auf einem Regal zurecht. In ihrer Schürze steckte ein Staubwedel aus Federn. Sie drehte sich um und ihr Lächeln erstarb, als sie mich sah. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Gibt's hier Karten?«, kam ich sofort zur Sache. »Von Massachusetts oder dem ganzen Nordosten?«
    »Ja, natürlich«, sagte sie und trat hinter dem Tresen hervor. Von draußen war mehr Gelächter zu hören und dann das Geräusch von brechendem Glas. Das Mädchen zuckte zusammen, . biss sich dann aber auf die Lippe - anscheinend hatte es nicht vor, etwas über die örtlichen Rabauken zu sa— gen. »Äh, hier sind sie.« Sie führte mich zu einem krummen Drahtgestell, durch dessen abblätternde gelbe Farbe der Rost schien. »Hier ist eine von Massachusetts. Und diese ist für den ganzen Norden.«
    Das Mädchen wirkte farblos; sein blasses aschbraunes Haar hatte fast dieselbe Farbe wie die Haut und die Augen. »Meriwether! « Die laute, grobe Stimme ließ das Mädchen zusammenfahren.
    »Ich bin hier, Dad.«

    »Warum bist du nicht hinter dem Tresen?«, bellte der Mann und tauchte im Blickfeld auf. Er hatte ein rotes Gesicht und schwarze Haare mit langen, total uncoolen Koteletten. Aus seinen hochgekrempelten Ärmeln ragten dicke, haarige Arme und er trug tatsächlich rote Hosenträger. »Ich zeige dieser ... Frau die Karten«, sagte Meriwether. Sie hatte offensichtlich Respekt vor ihrem Vater, Oder Angst.
    Ihr Vater musterte mich eingehend und schien mich dann als dieselbe niedere Lebensform zu klassifizieren wie die, die vor seinem Laden herumlungerte. »Was wollen Sie?«
    Ich starrte ihn an, hielt die beiden Karten hoch, die Meriwether mir herausgesucht hatte, und klatschte sie auf den Tresen. Meriwether flitzte auf die andere Seite und tippte die Preise tatsächlich noch von Hand ein. Mein Blick fiel auf ein paar Energydrinks und ich legte einen Viererpack dazu. Und dann noch ein paar Schokoriegel.
    »Okay«, sagte Meriwether atemlos. »Darf es sonst noch etwas sein?«
    »Nein. Und vielen Dank für Ihre Hilfe«, sagte ich absichtlich laut. »Sie haben mir sehr geholfen.«
    »Oh« machte Meriwether und blinzelte. »Vielen Dank.« Ihr Vater schnaubte und verschwand im hinteren Teil des Ladens. »Vielen Dank, besuchen Sie uns bald wieder «, sagte sie automatisch. Das kannst du vergessen, dachte ich, dieses Kaff sieht mich nie wieder.
    Draußen war es immer noch kühl. Ein frischer Wind fuhr direkt durch meine schwarze Lederjacke.
    »Fahr lieber dein Auto da weg«, rief das Goth-Mädel wieder und ich warf ihr einen so bösen Blick zu, dass sie zurückwich. Sie lachte nervös und sah dann unsicher zu ihren Freunden hinüber.
    »Besorgt .euch ein Leben«, fauchte ich, schwang mich in den Wagen und

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