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Entflammt

Entflammt

Titel: Entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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ordentlichen Reihen mit Gemüsebeeten in diesem Gewächshaus sah. Bei diesem Anblick kam mir wieder einmal der Gedanke an den Häcksler, aber ich entschied mich - wieder einmal-dagegen. Im Gewächshaus arbeiteten mehrere Leute. Ich vermied es, sie anzusehen, weil ich fürchtete, den Wikingerlord zu sehen oder, noch schlimmer, Nell mit ihrer sirupartigen Freundlichkeit. Mir graute auch davor, River zu begegnen - sie würde garantiert verständnisvoll und großzügig sein, wofür ich sie natürlich hassen würde.
    Solis bückte sich und zog an einem Büschel dicker grüner Blätter. Eine Rübe kam aus der schwarzen Erde und mir kam beinahe alles hoch. Ich hasse, hasse, hasse Rüben. Wenn man ein paar Hungersnöte mitgemacht hat, in denen es nichts zu essen gibt als Rüben und Linsen, kann man beides nicht mehr sehen.
    »Pflanzen beziehen ihre Nährstoffe aus dem Boden«, sagte Solis in einem Tonfall, als spräche er mit einem vierjähigen Kind.
    Ich schwieg, denn alles, was mir in den Kopf kam, war Was du nicht sagst.
    »Sie nehmen sich die Mineralien, die sie brauchen«, fuhr er fort, »sie nehmen sie über die Wurzeln auf und verwerten sie zum Wachsen und zum Ausbilden von Samen, damit sich der Kreislauf wiederholen kann. Aber in der Dunkelheit können sie nicht wachsen, verstehst du? Sie brauchen Licht, die Energie der Sonne.«
    Ich biss mir von innen auf die Wange, um nicht loszukreischen. Als Nächstes würde er garantiert vom Kompostieren sprechen und von Mutter Erde und ich wollte jetzt wirklich sterben und diesmal war es mir todernst damit.
    »Terävä sind wie Pflanzen«, sagte er zu meiner Verblüffung. Meine Augen gingen wieder auf und ich warf ihm einen schnellen Blick zu. Die meisten Unsterblichen vermieden es, über die Terävä zu reden, die Dunkelheit und das Licht.

    Helgar war eine der wenigen gewesen, die den Namen laut ausgesprochen hatte. »Sie üben Magie aus, indem sie die Energie und das Leben von den Dingen um sich herum nehmen. Manchmal laugen Pflanzen die Erde, in der sie wachsen, so sehr aus, dass dort nichts mehr gedeihen kann. Die Terävä machen dasselbe mit der Lebensenergie von allem, was sie umgibt. Deswegen sterben Wesen, wenn Terävä Magie praktizieren. Was du zweifellos längst weißt.«
    Ich dachte an Kims kleine Vögel und mein Hals schnürte sich zu. »Hm«, murmelte ich. »Dann betreibt ihr hier ... also keine Magie?« Ich konnte die blöde Zauberei ohne das geringste Bedauern für immer aufgeben. Ich benutzte sowieso nur ganz selten Magie und wollte auch nicht, dass meine Kräfte wuchsen. Natürlich war es manchmal aufregend gewesen und zum Teil auch wunderschön, aber die Nachwirkungenwaren echt furchtbar. Ich schätze, ich würde es nicht vermissen.
    »Oh, nein«, sagte Solis mit dem Hauch eines Lächelns. »Wir machen dauernd Magie. Das ist unser Lebenselixier. Ohne Magie zu leben wäre fast so ... als wäre man sterblich.«
    ***
    Wieder in meinem kleinen Zimmer, Äonen später, versuchte ich, den Dreck unter den Fingernägeln herauszubekommen. Wenigstens gab es Waschbecken in den Zimmern, doch für alles andere musste man den Flur hinunterpilgern. Ich war müde und meine Schultern taten weh. Mein Gesicht fühlte sich windgepeitscht an und ich hatte wahrscheinlich auch einen Sonnenbrand. Jeder einzelne meiner Fingernägel war abgebrochen und ich trug sie schon sehr kurz.
    Ein Klopfen an der Tür ließ mein Herz einen Schlag aussetzen. Vielleicht ... Reyn? Ich erlaubte mir die Fantasie, dass er sich insgeheim - sehr geheim - freute, dass ich wieder da war.
    »Es ist offen«, rief ich. »Natürlich,«
    River öffnete die Tür und stellte sich am Waschbecken hinter mich. Sie legte mir die Hände auf die Schultern und lächelte mich im Spiegel an. »Willkommen zurück«, sagte sie leichthin. »Ich mag dein Auto.«
    Ich hatte gewusst, dass sie mir keine Vorwürfe machen würde, doch ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich erleichtert sein würde, sie zu sehen. Ich hob meine ramponierten Hände. »Dein Garten mag mich nicht«, sagte ich und sie lachte. Ich versuchte, es nicht zu genießen.
    »Das hat mir Solis schon erzählt. Wie ich höre, hast du fleißig Rüben, Rote Bete und Grünkohl geerntet. Da freust du dich bestimmt, die drei beim Abendessen wiederzusehen.« Meine Augenlider flatterten und ich konnte ein angewidertes Stöhnen nicht unterdrücken. River lachte wieder. »Ich weiß. Ich habe natürlich

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