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Entflammt

Entflammt

Titel: Entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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was hast?«
    »Äh ... ich wollte mir schon immer welche kaufen«, murmelte ich und seine Kiefermuskeln verspannten sich.
    »Gibt's da vorn.« Er zeigte mir den Weg. »Nimm einfache Sachen, die sich gut waschen lassen. Du wirst hier niemandenverführen oder beeindrucken müssen. Ich warte an der Kasse auf dich.« .
    »Aye, aye, Sir!«
    Hier gab es keine La-Perla-Satinunterwäsche mit handgemachter Spitze. Ich nahm welche aus Baumwolle mit Bildern vonkleinen Tieren drauf, Fröschen und Affen. Bei den BHs suchte ich die zweitkleinste Größe aus, die ich finden konnte. Ich wollte sie nicht anprobieren, aber vermutlich würde ich sie ohnehin nicht tragen. Ich entdeckte auch noch eine Daunenweste und eine dicke Steppjacke, die beide warm, leicht und waschbar waren, im Gegensatz zu meiner Roberto-Cavalli-Lederjacke, die sich erstaunlicherweise als total ungeeignet für die Arbeit erwiesen hatte. Und da Schalseinen großen Teil meiner Mode-Identität ausmachen, warf ich noch ein paar davon in den Einkaufswagen.
    Nell kam zurück, als ich gerade Unterhosen, BHs, Unterhemden und lange Unterwäsche auf den Tresen stapelte. Geradewollte ich sagen, dass Reyn mir beim Aussuchen der Wäsche geholfen hatte, aber ich verkniff es mir. Das machte was? Zwei Mal böse, ein Mal gut? Oder waren es drei Mal böse? Es war fast Mittag. Ich war garantiert schon bei drei Mal böse.
    Ich bezahlte das ganze Zeug und staunte, wie billig es war. Ich hatte regelmäßig zwei-oder dreimal so viel für ein einzelnes Paar Schuhe ausgegeben. Es waren tolle Schuhe gewesen, aber trotzdem.
    »Wo warst du?«, fragte Reyn Nell.
    Sie lächelte. Entweder tat sie nur so oder sie hatte tatsächlich ihr sonniges Gemüt wiedergefunden. »Ich brauchte hier nichts und so bin ich in den Handarbeitsladen gegangen.« Sie bedachte mich mit einem ihrer ZahnpastaLächeln. »Es gibt hier einen ganz tollen Laden für Wolle. Strickst du? Hast du den Schal selbst gestrickt?«
    »Nein, ich kann leider nicht stricken«, sagte ich und stellte meine vollen Tüten in den Einkaufswagen.
    Wir trotteten zum Laster und packten unsere Einkäufe auf die Ladefläche. Reyn spannte ein Gepäcknetz über alles und wir stiegen ein. Nell hatte wieder sehr darauf geachtet, zwischen uns zu sitzen, damit sie sich dicht an Reyn drücken konnte, was er nicht zu merken schien. Gott, war der ignorant. »Ich liebe es zu stricken«, schwärmte Nell, als wir losgefahren waren. Wir kamen an MacIntyres Drugstore vorbei, wo die arme Meriwether garantiert wieder von ihrem Vater schikaniert wurde. Ich nahm mir vor, mal wieder in dem Laden vorbeizuschauen, wenn ich das nächste Mal hier war. »Es ist sehr beruhigend«, nervte Nell weiter. »Und es beschäftigt die Hände. Und am Ende hat man dann etwas Schönes und Nützliches geschaffen.«
    Ich nickte. »Hmm.«
    »Was machst du denn gern?« Nells Gesicht war freundlich und ihr Ton absichtlich unschuldig. Sie rechnete fest damit, dass ich mit ihren Pfadfindertugenden nicht würde mithalten können.
    Ich wollte schon etwas Ausgeflipptes sagen wie »Saufen und One-Night-Stands«, aber da wurde mir bewusst, dass ich eigentlich gar nicht wusste, was ich gern tat. Hatte ich Hobbys? Zählte Saufen auch? Oder dass ich viel vertrug? Ich konntefrüher mal nähen - nicht besonders gut, aber gut genug, um nicht im Kartoffelsack herumlaufen zu müssen. Ich hatte ge—legentlich gekocht, aber das war schon eine Ewigkeit her. Ich ging gern in Museen und ins Kino, aber das war wohl kaum ein Hobby. Ich konnte reiten. Hatte ich jemals etwas richtig gut gekonnt? War ich stolz auf eine meiner Fähigkeiten? Nein, eigentlich nicht. Nicht permanent. Das Einzige, Was ich dauerhaft geschafft hatte, war zu überleben. Und selbst das konnte ich anscheinend nicht sehr gut. Ich erkannte, dass ich die ganze Zeit gelebt hatte, so viele Jahre, ohne mich selbst ... weiterzuentwickeln. Als ich schließlich genug Geld hatte, um nicht arbeiten zu müssen, hatte ich wirklich nicht mehr gearbeitet, an gar nichts. Und meine Freunde auch nicht. Zum ersten Mal schämte ich mich dafür. Ich musste an die Galerie-Eröffnungen von Bildhauern denken, die ein Jahrhundert oder länger gebraucht hatten, um das Leben aus dem Innern eines Marmorblocks zu befreien, und die die ganze Zeit bei den verschiedensten Lehrern gelernt hatten. Komponisten, Musiker, die mehr als ein Menschenleben genutzt hatten, um an ihrer Begabung zu feilen.

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