Enthuellung
murmelt er. »Sie haben so viel Schmerz in Ihren Augen.«
»Es … es geht mir gut.«
»Nein«, beharrt Ryan sanft. »Es geht Ihnen nicht gut. Ich habe die ganze Woche beobachtet, wie Sie sich gequält haben.«
»Sie müssen ihn gehen lassen.«
Mark beweist, wie schnell er mich aus der Fassung bringen kann.
Ich drehe mich zu ihm um und stelle fest, dass er näher ist als gedacht. Mein Oberschenkel streift seinen, es ist wie ein zweiter Ruck.
»Nein«, stoße ich mit erstickter Stimme hervor. »Ich kann nicht.« Während ich zurückweiche, greift Ryan nach meiner Taille. Ich fühle mich wieder wie ein waidwundes Tier, ein Reh zwischen zwei Raubtieren.
Mark tritt in den Raum, den ich geschaffen habe, und seine Beine pressen sich gegen meine. »Sie können nicht? Oder wollen nicht?«
Der Drang wegzurennen wird erstickt, als sich Ryan vorbeugt; sein Kinn schmiegt sich an mein Haar, während er flüstert: »Er hat Sie weggeschickt. Das müssen Sie nun auch tun.«
Es erschüttert mich, wie recht er haben könnte und wie falsch es sein könnte, sich wegen Chris zu verzehren. »Es ist zu früh.«
Es ist zu früh.
Mark legt die Hände auf meine Schultern, und ich habe das Gefühl, gebrandmarkt zu werden. »Ich weigere mich, noch einen weiteren Tag zuzusehen, wie Sie leiden. Lassen Sie los, Ms McMillan.«
Er beugt sich vor und senkt langsam den Kopf, seine zusammengekniffenen Lippen nähern sich meinen. »Denken Sie darüber nach«, drängt er mich leise. »Nichts zu empfinden als Wonne. Nichts anderes mehr zu erwarten.«
Ryan streicht mit den Daumen über meine Taille. »Aufhören zu leiden«, fügt er hinzu.
Die Hitze von Marks Atem streift meine Wange, der würzige, intensive Geruch dieses Mannes überwältigt mich, und für einen Moment bin ich schwach genug, zu wollen, was diese beiden Männer mir anbieten. Chris will mich nicht. Er hat mich aus dem, was er mein Zuhause genannt hat, hinausgeworfen. Der bloße Gedanke daran schneidet mir tief in die Seele.
»Lassen Sie einfach los«, murmelt Mark, und seine Finger ruhen auf meinen Wangen, während Ryan die Hand auf meinen Magen legt. Wärme breitet sich in mir aus und verwandelt sich dann, wird drückend und dreht sich in mir, kreiselt in schmerzhafte Tiefen aus Dunkelheit, wird zu einem Gefühl, an das ich mich nur allzu gut erinnere. Ein Gefühl, das Michael vor zwei Jahren in mir erzeugt hat.
»Nein!« Ich stoße Mark weg. »Nein. Nein.
Nein.«
»Ms …«
»Nein, Mark. Lassen Sie mich los.« Ryans Hände gleiten von meinem Körper, und ein Anflug von Erleichterung überkommt mich, aber Mark berührt mich noch immer, hält irgendwie meine Arme fest. »Lassen Sie los!«
Sie treten beide zurück, als hätten sie sich verbrannt, und ich schieße in einem Adrenalinrausch zwischen ihnen hindurch. Ich renne praktisch zum Treppenhaus und laufe die Stufen hinunter. Zehn Stockwerke weiter unten bedauere ich es, aber ich gehe weiter, voller Abscheu darüber, was Mark und Ryan mit mir gemacht haben. Wie sie versucht haben, zu stehlen, was ich noch an Hoffnung für Chris und mich übrighabe. Wie ich beinahe schwach geworden wäre und ihnen erlaubt hätte, mich davon zu überzeugen, dass es das Beste wäre, mich ihrem Willen zu überlassen.
Als ich auf zittrigen Beinen unten angekommen bin, hole ich tief Luft, verlasse das Treppenhaus und nehme mir vor, dass ich mich beherrschen werde, bis ich allein bin. In mir brodelt ein Vulkan, der irgendwann ausbrechen wird.
Ich komme klar, bis ich auf den Sensor der Automatiktür drücke und Mark neben mir erscheint. »Sara …«
»Lassen Sie mich in Ruhe, Mark.«
»Ich werde Sie zu Ihrem Wagen bringen.«
»Nein. Ich brauche keine Mitfahrgelegenheit.«
»Ich habe versucht zu helfen«, sagt er eigenartig zurückhaltend, während wir nach draußen treten. »Ich
kann
helfen.«
Sobald ich sehe, dass der Platz unter dem Vordach leer ist, wirbele ich zu ihm herum. »Was dort oben passiert ist, hätte nicht passieren dürfen.« Zorn strömt aus den Tiefen meiner Seele, unterstreicht meine Worte. »So etwas darf nicht noch einmal vorkommen. Niemals wieder.« In dem Drang, von ihm wegzukommen, drehe ich mich nach rechts und bleibe wie angewurzelt stehen, als ich Chris entdecke.
»Chris«, keuche ich und schaue ihn in seiner ganzen Leder- und Jeans-Pracht an wie eine Ertrinkende. Seine Anwesenheit ist eine süße Erleichterung, vertreibt meine innere Leere, erlaubt mir, wieder zu atmen.
Er funkelt über meine Schulter hinweg
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