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Entrissen

Entrissen

Titel: Entrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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gewesen. Die ganz oben waren der Meinung, das hier hätte höchste Priorität. Ich richte mich bloß danach.«
    Phil hatte Ryan Brothertons Hintergrund noch einmal gründlich überprüft und dann, da Clayton noch immer nicht zurück war und alle anderen aus seinem Team beschäftigt waren, Nick Lines angerufen. Der Pathologe hatte Wort gehalten und beide Autopsien in Rekordzeit abgeschlossen. Phil hatte keine Zeit verloren und war sofort in die Leichenhalle im Colchester General Hospital gefahren, wo er DC Adrian Wren abgelöst hatte, damit dieser sich um andere Dinge kümmern konnte.
    Im Gegensatz zu der sterilen Umgebung des Autopsiesaals herrschte in Nick Lines' Büro eine fröhliche Unordnung. Überall waren Zeitungsartikel an die Wände gepinnt, daneben hingen Filmpostkarten von Science-Fiction- und Horrorfilmen aus den Fünfzigern. Actionfiguren in albernen Posen bevölkerten die Regale. Phil war einigermaßen erstaunt. Andererseits war die Rechtsmedizin ein Tummelbecken für seltsame Existenzen. Und Nick Lines war sowieso immer für eine Überraschung gut.
    Während sie sich unterhielten, lief im Hintergrund eine CD.
    Irgendetwas mit viel Synthesizer, von der Melodie her leicht mittelalterlich angehaucht. Phil konnte es nicht recht einordnen.
    »Was hören wir da gerade?«, erkundigte er sich.
    »The Triffids«, antwortete Nick Lines und ließ eine CD-Hülle über den Schreibtisch schlittern. Seine Freude angesichts von Phils Interesse war ihm deutlich anzusehen, auch wenn er sie zu verbergen versuchte. »
Calenture.
Geniales Album.«
    »Aha«, sagte Phil, während er dem Liedtext lauschte, in dem gerade Augenlider und Lippen zugenäht wurden. Er stellte lieber keine weiteren Fragen. »Die Obduktionsergebnisse?«
    Nick Lines nickte, öffnete eine gelbe Mappe, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und stellte die Finger vor sich auf. Wie ein James-Bond-Bösewicht, der im Begriff war, seinen Plan für die Erlangung der Weltherrschaft darzulegen. »Bei beiden Opfern wurde dieselbe Klinge benutzt«, begann er und zog dabei die Worte in die Länge, als würden seine Befunde ihn zu Tode langweilen. »Ungefähr sieben Zoll lang, glatt, sehr scharfe Schneide. Vermutlich ein Jagdmesser oder etwas in der Art. Größe und Form der Schnitte nach zu urteilen, muss es ziemlich schwer gewesen sein.«
    »Wäre es möglich, dass dieses Messer auch bei den vorangegangenen zwei Morden als Tatwaffe benutzt wurde?«, wollte Phil wissen.
    »Prinzipiell schon«, antwortete Lines und nickte. »Natürlich ist meine Nachuntersuchung der anderen beiden Fälle bislang nur vorläufig, aber ich denke, man kann davon ausgehen.« Er fuhr fort. »Das Messer wurde bei beiden Opfern auf unterschiedliche Art und Weise geführt. Julie Simpson, dem ersten Opfer, wurde mit einem einzigen glatten Schnitt die Kehle aufgeschlitzt. Der Tod wird dementsprechend relativ schnell eingetreten sein.«
    Er machte eine dramatische Pause. Die Triffids sangen davon, dass sie mit jeder Stunde blinder wurden, was Phil wiederum daran erinnerte, dass ihm die Zeit davonlief ...
    »Das zweite Opfer hingegen wurde auf vollkommen andere Weise getötet. Sie wurde überwältigt, und der Täter injizierte ihr eine Droge.«
    »Was für eine Droge?«, fragte Phil.
    »Die Testergebnisse sind noch nicht da, aber wenn ich raten müsste, würde ich sagen, es war Introcostrin. Ein neuromuskulärer Blocker. Wird eingesetzt, um spontane Muskelbewegungen zu kontrollieren, zum Beispiel bei Operationen. Wird normalerweise nur in sehr geringen Dosen verabreicht.« Phil war, als schwinge in seiner Stimme so etwas wie Bedauern mit. »In diesem Fall allerdings war es eine wesentlich höhere Dosis.«
    Phil runzelte die Stirn. »Wie hoch denn?«
    »Sehr hoch«, antwortete Lines. »Es muss fast sofort eine vollständige Lähmung eingetreten sein.«
    »Damit sie sich nicht wehren konnte?«
    »Noch höher«, gab der Pathologe zurück. »Hoch genug, um einen Atemstillstand herbeizuführen.«
    »Verdammt«, sagte Phil. »Können wir das Mittel zurückverfolgen? Wie leicht ist es zu beschaffen?«
    »Einen Versuch wäre es wert. Wenn es von hier kommt, haben Sie vielleicht eine Chance, die Quelle zu finden. Aber einfach wird es nicht sein. Falls der Täter das Mittel aus einem Krankenhaus entwendet hat, hat er mit Sicherheit seine Spuren verwischt. Und falls er es im Internet bestellt hat, ein illegal hergestelltes Generikum ...« Er zuckte mit den Schultern. »Wer weiß?«
    Phil machte sich eine

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