Entrissen
zurück.«
»Ich ruf jetzt meinen Anwalt an. Ich sag kein Wort mehr, bis er hier ist.«
»Wie Sie meinen«, sagte Phil und seufzte innerlich. Sobald ein Verdächtiger auf einem Anwalt bestand, konnte er nichts mehr ausrichten. »Sagen Sie ihm, er soll aufs Revier kommen. Ich bin sicher, er kennt den Weg.« Er deutete zur Tür. »Darf ich bitten?«
Brotherton wandte sich an Sophie. »Ruf Warnock an. Jetzt sofort.«
»Uns wäre es lieb, wenn Sophie ebenfalls mitkäme«, sagte Phil.
Brotherton drehte sich wieder zu ihm um. Sein Zorn hatte soeben ein neues Niveau erreicht. Noch ein Schritt weiter, und er würde explodieren.
»Mit ihr haben wir auch noch einige Fragen zu klären. Wenn Sie beide also mitkommen würden?«
Sophie sah zwischen Phil und Clayton hin und her. Sie schien Clayton etwas sagen zu wollen, überlegte es sich dann aber anders, als sie sah, wie Clayton unmerklich den Kopf schüttelte. Es war eine verstohlene, kaum wahrnehmbare Bewegung, und Phil war sich nicht sicher, ob er sie sich nicht vielleicht bloß eingebildet hatte, aber danach war sie stumm. Wenngleich in ihrem Innern ein Zorn brannte, der Brothertons in nichts nachzustehen schien.
»Ich hab hier eine Firma zu leiten! Wer kümmert sich in der Zwischenzeit um die?«
»Das ist nicht unser Problem, Mr Brotherton. Wir müssen mit Ihnen beiden sprechen. Unverzüglich.«
Brotherton sah erst die beiden Männer an, dann Sophie. »Das werden wir ja sehen«, erwiderte er und stürmte aus dem Büro, wobei er die Tür hinter sich zuknallte.
Sophie erwachte aus ihrer Erstarrung. »Ryan, nicht!« Sie lief ihm auf den Hof hinterher, allerdings nicht ohne Clayton vorher noch einen giftigen Blick zukommen zu lassen.
Phil sah seinen Kollegen an. »Ich glaube, sie mag Sie nicht besonders«, meinte er trocken.
»Nein«, antwortete Clayton und schüttelte den Kopf. War da etwa Furcht in der Miene seines Kollegen zu sehen? Phil war sich nicht sicher.
»Wie kommt's?«, fragte er.
»Keine Ahnung. Sie haben vorher nicht erwähnt, dass sie auch vernommen werden soll. Wieso?«, wollte Clayton wissen.
Phil zuckte mit den Schultern. »Wieso nicht? Sie hat gestern für ihn gelogen, schon vergessen? Wenn wir ihn knacken wollen, ist sie vielleicht unsere beste Chance.«
Phil wartete auf eine Antwort, aber Clayton schwieg. Vom Hof draußen vernahmen sie das laute Kreischen einer Gangschaltung.
»Ich glaube, wir gehen besser raus.«
Sie rannten auf den Hof. Da zu befürchten gewesen war, dass Brotherton einen Fluchtversuch unternehmen würde, hatte Phil seinen Wagen mit dem Audi blockiert. Aber so leicht gab Brotherton sich nicht geschlagen. Sophie stand mitten auf dem Hof und schrie zum Führerhaus des Krans hinauf: »Ryan, lass das doch!«
Die anderen Männer hatten aufgehört zu arbeiten und sahen zu. Phil konnte nichts dagegen unternehmen, als der Greifer des Krans, Brotherton am Steuerhebel, wieder eine riesige Menge Schrott aufnahm. Aber statt sie auf dem Lkw abzuladen, schwenkte der Arm mit einer ruckartigen Bewegung herum - genau dorthin, wo Phil und Clayton standen.
Sophie schrie und ging in Deckung. Phil blickte auf und sah die riesige Kralle über sich schweben. Brotherton hatte so schnell herumgeschwenkt, dass es um sie herum kleinere Metallteile regnete. Phil war kein Experte, aber der wild über ihnen schaukelnde Greifer sah ziemlich bedrohlich aus.
Er versuchte, Blickkontakt zu Brotherton im Führerhäuschen zu bekommen, um ihn zur Vernunft zu bringen, doch der Mann war förmlich außer sich vor Wut, und seine kräftigen Arme rissen wie wild an den Hebeln. Phil wurde klar, dass er ihn nicht würde überzeugen können.
»Boss, weg da!«
Das musste man Phil nicht zweimal sagen. Er packte Sophie und zog sie mit sich zurück ins Büro. Die anderen Arbeiter hatten sich bereits in Sicherheit gebracht, die meisten waren in die große Lagerhalle geflüchtet, die neben dem Büro lag. Er sah aus dem Fenster. Clayton hatte versucht, ihm zu folgen, es aber nicht rechtzeitig geschafft. Phil musste hilflos mit ansehen, wie sein Sergeant immer noch unter dem Kran stand und sich panisch nach einer Fluchtmöglichkeit umschaute.
Phil hörte, wie sich die Klauen des Greifers knirschend öffneten und immer mehr Schrott herabzufallen begann. Clayton schien plötzlich entschieden zu haben, dass das Büro doch seine beste Chance war, und spurtete los. Wieder kreischten Gänge. Brotherton versuchte, die Kralle herumzuschwenken, um Clayton zu verfolgen, der
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