Entscheidung auf Tortola
ansah.
“Sie sind verführerisch, Lacey Stanford”, gestand er schließlich, “und verdammt attraktiv. Sie beginnen mich zu interessieren, aber das ist alles. Wie Sie sagten, werden Sie noch für ein paar Wochen hier sein und dann wieder verschwinden. Ich bin Frauen gegenüber sehr vorsichtig, und wenn es sich um Frauen aus dem Showgeschäft handelt, bin ich sogar ausgesprochen misstrauisch.” Er machte eine bedeutungsvolle Pause und fuhr fort. “Aber das bedeutet nicht, dass man nicht etwas Spaß haben kann, da gerade diese Frauen meist besonders willig sind.”
Lacey hatte sich aufgerichtet und ihre Sonnenbrille aufgesetzt.
Was mag bloß zwischen Steve und Elizabeth vorgefallen sein, dass er so verbittert ist,
überlegte sie. Ob Suzanne es wusste? Lacey wollte ihre Schwägerin fragen, sobald sich die Gelegenheit bot.
“Suzanne hat mich nicht darauf vorbereitet, dass ich jemanden wie Sie hier antreffe”, sagte sie.
“Suzanne? Eleanor Tuttles Nichte, Suzanne Bonard?”, fragte Steve scharf.
Lacey nickte. “Ja, aber sie heißt jetzt Suzanne Stanford. Sie hat meinen Bruder geheiratet.”
Er zog die Augenbrauen hoch. “Das ist also die verwandtschaftliche Verbindung. Natürlich erinnere ich mich an Suzanne. Sie ist jetzt wohl alt genug, um verheiratet zu sein.”
Lacey musterte ihn aufmerksam. Zu gern hätte sie gewusst, wie genau er sich an Suzanne erinnerte.
“Suzanne und ihre Cousinen haben einen Sommer lang Jagd auf mich gemacht.” Steve schüttelte den Kopf und lächelte leicht. “Ich fühlte mich geschmeichelt, aber sie waren mir zu jung. Außerdem gab es da noch Elizabeth.” Er hielt inne und schien sich jene Zeit ins Gedächtnis zurückzurufen.
“Wer weiß, wenn sie gewartet hätten, hätte mich eine von ihnen einfangen können, nachdem Elizabeth mich sitzen ließ.” Er stand auf und schüttelte sein Handtuch aus.
“Das ist schon so lange her”, sagte Lacey leise. “Es ist höchste Zeit, dass Sie sich um andere Dinge kümmern.”
“Um was für Dinge? Um Sie zum Beispiel?”, fuhr er auf. “Ich habe Ihnen bereits gesagt, zwischen Ihnen und mir läuft nichts. Ein kleiner Sprung ins Bett vielleicht, aber mehr nicht.” Mit diesen Worten wandte Steve sich ab und ging davon.
Lacey zuckte zusammen. Das hatte sie nicht gemeint. Aber wenn er sein Leben von seiner Vergangenheit und von Elizabeth beherrschen lassen wollte, dann war das seine Sache.
Sie selbst war an einem flüchtigen sexuellen Abenteuer nicht interessiert. Sie spürte, wie Steves Unterstellung ihre Wut anfachte, und beobachtete, wie er den Weg zu seinem Haus einschlug. Er sah verdammt gut aus, und sie hätte ihm zu gerne ihre Meinung gesagt, aber eigentlich war sie viel zu verwirrt, um die richtigen Worte zu finden.
Sie blickte auf das Meer. Die sanfte Schönheit der Karibik wirkte beruhigend auf ihre angespannten Nerven.
Mal sehen, was dieser Sommer noch bringt,
dachte sie.
Vielleicht gelingt es mir vor meiner Abreise doch noch, mich mit diesem faszinierenden Mann anzufreunden.
Doch ein kleiner Stich in der Brust verriet Lacey, dass sie mit Steve nicht nur befreundet sein wollte. Sie sehnte sich nach mehr.
Nur war Steve nicht interessiert, noch nicht einmal an einer Freundschaft.
Das darf ich nicht vergessen, wenn ich nicht mit gebrochenem Herzen dastehen will,
ermahnte sie sich, und auf einmal erschien ihr der Sommer endlos lang.
Sie warf den Kopf zurück und wischte die Tränen weg, die ihr plötzlich über die Wangen liefen. Sie wusste, was sie von Steve erwarten konnte, und sie hatte es seit ihrer ersten Begegnung gewusst.
“Ich verfluche dich, Steve Carmichael!”, sagte sie leise.
5. KAPITEL
Am nächsten Morgen beschloss Lacey, den Strand am Sonntag nicht mehr aufzusuchen. Von jetzt an würde sie nur noch an den Wochentagen dort hingehen, wenn sie Steve im Büro wusste. Stattdessen wollte sie heute ein wenig die Insel erforschen. Auf Barbados gab es so viel zu sehen, und ihre Ferien vergingen nur allzu schnell.
In der Frühe war die Insel besonders schön. Kleine weiße Wolken zogen über den tiefblauen Himmel. Das helle Sonnenlicht ließ das Grün der Bäume und das Gelb, Rot und Purpur der Blumen noch strahlender leuchten. Überall blühten Hibiskus, Oleander und Bougainvilleen. Es war ein wunderschöner Tag, um sich die Gegend anzusehen.
Lacey fuhr den Spring Garden Highway entlang und achtete sorgfältig auf den Linksverkehr, der auf der Insel herrschte. Sie ließ sich Zeit, um ausgiebig die
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