Entscheidung auf Tortola
mehrere Minuten klingeln und legte enttäuscht auf. Niemand hatte abgenommen.
Vielleicht habe ich mich verwählt,
dachte sie und probierte es wieder, aber auch diesmal blieb sie erfolglos.
Sie schaute hinaus in den Regen. Wenn sie Pech hatte, saß sie hier bis Montag fest. Sie rief nochmals die Auskunft an und ließ sich Steves Nummer geben.
Das Telefon klingelte lange, und Lacey wollte gerade auflegen, als Steve sich meldete.
“Gott sei Dank. Steve?”, rief sie.
“Ja?”, fragte er misstrauisch.
“Steve, ich bin’s, Lacey Stanford. Mein Auto ist liegen geblieben, und ich kann keine Werkstatt erreichen. Kennen Sie eine, die sonntags geöffnet hat?”
“Wo sind Sie?”, fragte er.
“Ich weiß nicht, irgendwo im Landesinneren”, gestand sie. “Ich wollte mir die Insel ansehen, aber diese Gegend scheint unbewohnt zu sein, und ich kann das Meer von hier nicht sehen, um mich zu orientieren.”
“Es regnet in Strömen”, erklärte er überflüssigerweise.
“Das weiß ich auch. Ich bin klitschnass. Das Auto war nicht so rücksichtsvoll, genau vor einer Telefonzelle den Geist aufzugeben. Ich musste ca. einen Kilometer durch den Regen laufen.” Obwohl Lacey sich bemühte, die Ruhe zu bewahren, klang ihre Stimme verzweifelt.
“Na gut, ich höre mich um”, versprach Steve. “Wenn ich eine offene Werkstatt finde, wo soll ich die Leute hinschicken?”
Lacey blickte nach draußen, suchte nach einem markanten Zeichen, das sie Steve beschreiben konnte. Im Inneren der Insel sah alles gleich aus, wenigstens war es ihr so vorgekommen, seit sie von “Sam Lord’s Castle” abgefahren war.
“Ich weiß nicht. Hinter ‘Sam Lord’s Castle’ gab es einen Wald, dann bin ich an ein paar Zuckerrohrfeldern vorbeigefahren, und hin und wieder habe ich den Atlantik von der Straße aus gesehen.”
Steve stöhnte. “Lacey, Sie beschreiben die östliche Hälfte der Insel. Gibt es nicht irgendeinen genaueren Anhaltspunkt?”
“Warten Sie. Dort draußen ist ein Straßenschild. Ich laufe hin und schaue nach.” Sie legte den Hörer neben das Telefon, öffnete die Glastür der Zelle und spurtete durch den Regen zu dem Schild. “Bridgetown, 12 km”, las sie.
“Steve? Nach Bridgetown sind es von hier aus zwölf Kilometer. Mehr steht nicht auf dem Schild.” Sie machte eine kurze Pause, weil sie außer Atem war. “Auf keinen Fall bin ich auf einer Hauptstraße, denn es gibt hier weit und breit kein Haus und keine Menschenseele.”
“Gehen Sie zurück zu Ihrem Wagen, und bleiben Sie dort. Ich schicke Ihnen jemanden.” Steve sprach sehr ruhig, aber Lacey fragte sich, ob er nicht doch verärgert war, weil sie ihn wieder einmal gestört hatte. Sicherlich hatte er Besseres zu tun, als einen Automechaniker zu finden, der ihr zu Hilfe eilte.
“Vielen Dank”, sagte sie leise und hoffte, dass Steve sich nicht einbildete, dies sei nur ein weiterer Trick, um ihn einzufangen.
Zitternd vor Kälte legte Lacey den Hörer auf und lief zurück zu ihrem Auto. Wenigstens hatte sie noch etwas zu essen in ihrem Picknickkorb, obwohl sie sich wünschte, stattdessen ein Handtuch oder eine Decke eingepackt zu haben. Die Temperatur war zwar sicherlich nicht unter zwanzig Grad gesunken, aber Lacey war völlig durchnässt und fror entsetzlich.
Es dauerte fast eineinhalb Stunden, bis die Scheinwerfer eines anderen Autos auftauchten. Lacey setzte sich gerade hin und betätigte ihre Lichthupe. Ein großer schwarzer Wagen hielt direkt vor ihrem. Steve stieg aus und spannte seinen Regenschirm auf.
Er trug Jeans und ein ausgeblichenes Sweatshirt, und nass und kalt wie Lacey sich fühlte, war sie umso mehr beeindruckt, wie gut Steve unter solchen Umständen aussah. Er öffnete ihre Wagentür und schaute hinein.
“Sind Sie okay?”, fragte er, während er ihre traurige Erscheinung von oben bis unten betrachtete.
Bei diesem Blick wurde Lacey etwas wärmer. “Ich bin okay”, antwortete sie. “Und vielen Dank, dass Sie gekommen sind. Haben Sie keine Werkstatt gefunden?”
“Es gibt nur eine in Bridgetown, die sonntags geöffnet hat, aber die sind heute so ausgelastet, dass sie mir nicht sagen konnten, wann sie zu Ihnen kommen würden. Deswegen habe ich mich selbst auf den Weg gemacht. Lassen Sie mich mal versuchen, den Wagen zu starten.”
Lacey rutschte auf den Beifahrersitz und machte Platz für Steve.
“Es muss an der Feuchtigkeit liegen”, erklärte er, nachdem auch er vergeblich versucht hatte, das Auto in Gang zu bringen. Lacey
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