Entscheidung auf Tortola
Fenster zu Steves Haus schaute, sah sie, dass das Licht in der Küche eingeschaltet war. Möglicherweise bedeutete das, dass er sein Abendessen jetzt zu sich nahm.
Lacey wartete bis nach neun Uhr, bevor sie zu Steve ging, um das Tablett zu holen. Sie hatte diesen Augenblick bewusst hinausgezögert, obwohl sie Steve vermutlich nicht einmal begegnen würde. Aber sie wollte etwas für ihn tun.
Steve war nicht da, als Lacey seine Küche betrat, aber sie stellte befriedigt fest, dass er seine Mahlzeit offenbar genossen hatte. Der Teller war leer und der Tee ausgetrunken. Lacey stellte das Geschirr wieder auf das Tablett und nahm auch den schmutzigen Teller und das Glas vom Mittagessen aus der Spüle, um es ebenfalls abzuwaschen. Sie würde es am nächsten Morgen mitnehmen, wenn sie Steve das Frühstück brachte.
Auf dem Büfett neben der Spüle entdeckte Lacey zwei Medizinfläschchen, von denen eines Aspirin enthielt. Sie nahm das andere in die Hand und las das Etikett. Es handelte sich um ein rezeptpflichtiges Schmerzmittel. Armer Steve, gewiss hatte er große Schmerzen. Wie es ihm wohl ging?
Sie musste es wissen. Sie ließ das Tablett auf dem Küchentisch stehen und schlich durch die Halle. Sie wollte jeden Lärm vermeiden, damit Steve nicht aufwachte, falls er schlief. Als sie an der Treppe vorbeikam, schaute sie hinauf zu den Schlafzimmern. Bestimmt hatte er es nicht gewagt, sich dort hinaufzuschleppen.
Sie fand Steve im Wohnzimmer, wo er auf dem Sofa lag, das verletzte Bein auf einer Lehne, den Kopf auf der anderen. Da er viel zu groß für das kleine Sofa war, drohte er jeden Augenblick herunterzurutschen.
“Steve?”, sagte sie leise und kniete sich neben ihn. Wenn er schlief, wollte sie ihn in Ruhe lassen, aber diese Position war anscheinend sehr unbequem für ihn.
“Hmm?”, brummte er, die Augen noch immer geschlossen.
“Bist du okay?”, fragte sie voller Mitgefühl.
“Ich fühle mich entsetzlich”, gestand er kläglich.
“Du liegst so unbequem. Kann man denn das Sofa nicht aufklappen?”
“Ja, aber das ist zu mühsam.”
Lacey richtete sich auf, verließ das Zimmer und ging hinauf in den ersten Stock, wo sie einen Wäscheschrank fand. Mit Laken, Kissen und einer leichten Decke auf den Armen kehrte sie nach wenigen Minuten zurück.
“Komm, Steve, ich mache dir das Bett”, bestimmte sie energisch.
“Lacey, ich habe dir gesagt, ich werde allein fertig.” Seine Stimme klang schon wieder etwas kräftiger.
“Das sehe ich. Keine Angst, Steve, ich werde niemandem verraten, dass ich dir geholfen habe, und an deinem Macho-Image kratzen. Aber meinst du nicht, dass du dich gleich besser fühlen wirst, wenn du dich in einem richtigen Bett ausruhen kannst?”
“Wenn du schon in diesem Ton mit mir sprichst, dann sag doch gleich wie diese Krankenschwestern ‘wir’. Würden wir uns in einem richtigen Bett nicht besser fühlen?” Steve hatte die Augen geöffnet und funkelte Lacey an.
Diese Vorstellung, dass sie beide zusammen im Bett lagen, erschien Lacey verlockend und gefährlich zugleich. Ohne auf Steves Bemerkung einzugehen, legte sie die Laken auf einen Stuhl und reichte Steve die Krücken. Obwohl sie ihm gern beim Aufstehen geholfen hätte, hielt sie sich zurück. Sie wusste, dass sie ihn damit nur verärgern würde.
Stöhnend richtete Steve sich auf.
“Ich habe die Schmerztabletten in der Küche gesehen”, sagte Lacey. “Wirken sie?”
“Ich nehme es an. Auf jeden Fall fühle ich mich benommen, und mein Kopf schmerzt entsetzlich.”
“Genau wie dein Fuß und dein Arm, da bin ich sicher.” Lacey bemühte sich um einen ruhigen Tonfall, aber es fiel ihr schwer, sich ihr Mitgefühl nicht anmerken zu lassen.
“Und meine Rippen, die sind auch angeknackst.” Steve stand mühsam auf und schleppte sich zu einem Stuhl.
Mit wenigen Handgriffen klappte Lacey das Sofa auseinander, breitete das Laken aus und legte die leichte Decke ans Fußende. Es war noch zu heiß, um sie zu benutzen, aber in der Nacht konnte es kühler werden.
“Hast du jetzt alles, was du brauchst? Kommst du allein zurecht?”, fragte sie.
“Ja, ich komme allein zurecht”, knurrte er.
Lacey lächelte. Steve schien es nicht zu gefallen, dass er ihr in irgendeiner Weise verpflichtet war. Sie kniete sich neben ihn auf den Boden und schaute zu ihm auf. Er sah sie lange an, bevor er ihr eine Strähne aus dem Gesicht strich und zärtlich mit dem Finger über ihre Wange fuhr.
“Das ist nur eine kleine Gegenleistung
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