Entscheidung auf Tortola
Der Wunsch war so übermächtig, dass sie beinahe die Hand ausgestreckt hätte.
“Ich bin gleich zurück.” Sie wandte sich ab und wollte davoneilen, bevor sie sich zum Narren machte.
“Und lass dir Zeit”, rief er ihr nach. “Ich möchte duschen.”
Erstaunt drehte Lacey sich wieder um. “Willst du etwa die Treppe hinaufhumpeln?”
“Hier unten gibt es keine Dusche. Außerdem fühle ich mich heute besser.”
“Dein Gips könnte nass werden”, warnte sie ihn.
“Ich wickle eine Plastiktüte darum”, erklärte er. “Aber du gehst mir besser aus dem Weg, sonst könnte mein Anblick dein jungfräuliches Gemüt beleidigen.” Steve rutschte noch weiter nach oben und war im Begriff aufzustehen.
“Du hast Recht.” Lacey verließ fluchtartig das Zimmer.
Sie machte Kaffee und briet Schinken, den sie warm stellte. Die Eier wollte sie erst in die Pfanne schlagen, wenn Steve aus der Dusche kam. Sie hörte das Wasser im Bad rauschen, dann war es still. Lacey wartete noch einige Minuten, bis sie glaubte, dass Steve sich angezogen haben müsste. Dann goss sie Kaffee in eine Tasse und ging mit dieser nach oben.
Wo war Steve? Lacey schaute sich um. Die Tür zu dem Bad, das sie nach dem Sturm benutzt hatte, stand offen, aber Steve war nicht in dem Raum. Es gab mehrere Türen im ersten Stock, aber Lacey wusste nicht, welche zu Steves Zimmer führte.
“Steve?”
“Hier bin ich.”
Lacey folgte der Stimme und betrat ein großes Schlafzimmer, das geschmackvoll eingerichtet war. In der Mitte des Raums befand sich ein breites Bett, und das große Fenster bot eine herrliche Aussicht über den Garten und das Meer dahinter. Die Tür zum Bad war geöffnet. Lacey sah Steve, der auf Krücken gestützt vor dem Spiegel stand und sich rasierte. Er hatte sich nur ein Handtuch um die Hüften geschlungen.
“Ich habe dir eine Tasse Kaffee gebracht”, sagte Lacey. “Magst du ihn schwarz?” Sie reichte ihm die Tasse.
Steve nahm sie ihr ab und hielt dabei Laceys Hand fest. “Heiß und schwarz.” Er führte die Tasse an die Lippen und schaute Lacey tief in die Augen.
Ihre Finger prickelten von der Berührung, und Laceys Herz setzte einen Schlag aus, als sie Steves Blick erwiderte.
“Bist du bald fertig?”, fragte sie.
“Fertig wofür?” Steve grinste.
“Für das Frühstück.” Lacey zog die Hand zurück, ein wenig enttäuscht, dass Steve sie sofort freigab.
“Ich muss mich nur noch rasieren. Ich will nachher ins Büro”, antwortete er und wandte sich wieder zu dem Spiegel um.
“Um Himmels willen, werden sie dort nicht einen Tag ohne dich auskommen? Du solltest dir Zeit lassen und dich ausruhen, bevor du wieder anfängst zu arbeiten.”
“Wenn ich deinen Rat brauche, wie ich mein Leben führen soll, werde ich dich fragen. Es gibt Dinge, die erledigt werden müssen und die nur ich machen kann.”
Lacey zog die Nase kraus und streckte Steve die Zunge heraus. Sie wusste, dass sie sich kindisch benahm, aber das war ihr egal. Steve hatte nicht das Recht, sie zurechtzuweisen.
Er hob die Augenbrauen und drehte sich um. “Bevor du das noch einmal tust, warte, bis ich deine Lippen mit meinen berühre.”
Lacey musste schlucken, um sich gegen das starke Verlangen zu wehren, das Steves Worte in ihr geweckt hatten. Sie überlegte, wann er sie wieder küssen würde, und als ob er ihre Gedanken erriet, streckte er die Hand aus, griff nach ihrem Arm und zog sie zu sich heran.
Er beugte sich vor und senkte seine kühlen Lippen auf ihre. Steve roch nach Rasierschaum, Shampoo und Kaffee, und Lacey schloss die Augen und öffnete den Mund, um Steve zu schmecken, zu fühlen und sich ganz dem herrlichen Gefühl hinzugeben, das sie erfüllte. Nur widerwillig zog sie sich schließlich zurück und atmete schwer.
Steve lächelte und wischte ihr den Rasierschaum von der Oberlippe. “Du siehst wie ein kleines Kind aus, das sich mit Schlagsahne beschmiert hat.” Er musterte ihr Gesicht noch einen Moment, dann grinste er. “Ich komme in ein paar Minuten zum Frühstück herunter. Vielen Dank für den Kaffee.”
Lacey wandte sich ab, um hinunterzugehen. Sie fühlte sich wie betäubt. Sie liebte Steve Carmichael und wünschte sich, ihm jeden Tag beim Rasieren zuschauen zu dürfen und anschließend mit ihm gemeinsam zu frühstücken. Als sie an dem breiten Bett vorbeikam, hielt sie einen Augenblick inne und sah sich dort im Geiste neben Steve liegen.
Das wird nie geschehen,
dachte sie, und der Schmerz, den sie empfand, war nur ein
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