Entscheidung auf Tortola
Vorgeschmack auf das, was sie bei ihrer Abreise von Barbados erwartete. Ohne sich noch einmal umzudrehen, lief sie hinunter zur Küche.
Sie schlug gerade die Eier in die Pfanne, als sie hörte, wie Steve auf seinen Krücken die Treppe hinunterhumpelte. Es dauerte noch eine Weile, bis er es in die Küche geschafft hatte.
“Gut abgepasst”, sagte Lacey und stellte ihm den Teller mit den Eiern und dem Schinken auf den Tisch.
Steve setzte sich mühsam auf den Stuhl und lehnte die Krücken an die Wand. “Sieht gut aus”, bemerkte er.
“Ich koche nicht oft. Dazu habe ich weder die Zeit noch die Lust. aber Eier bringe ich zustande.” Lacey setzte sich Steve gegenüber an den Tisch. Eigentlich sollte ich sofort von hier verschwinden, dachte sie, aber sie wollte Steve noch ein wenig Gesellschaft leisten. Es dauerte bestimmt nicht lange, bis er sich wieder über etwas aufregte und einen Streit anfing. Dann war es Zeit für Lacey zu gehen.
“Ich dachte, alle Frauen kochen gern”, mutmaßte Steve.
“Ich nicht. Ich tue es nur, wenn es unbedingt sein muss. Meistens gehe ich essen.”
“Und wenn du eines Tages heiratest? Willst du es auch dann nicht probieren?”
“Ich werde nur einen Mann heiraten …”, begann sie.
“… der reich genug ist, eine Köchin einzustellen.”
“Nein, der selbst kochen kann.” Sie lächelte ihn an. “Dann kann er für uns beide das Essen zubereiten. Auf keinen Fall will ich eine Köchin. Ich kann nicht im Nachthemd herumlaufen, wenn Personal im Haus ist.” Lacey runzelte die Stirn. “Nein, eine Köchin kommt nicht infrage.”
“Was für eine verführerische Vorstellung. Wie sieht dein Nachthemd aus?”, fragte Steve interessiert.
Lacey bedachte ihn mit einem vielsagenden Blick. “Das Nachthemd, das ich mitgebracht habe, ist aus Batist, also fast durchsichtig. Es hat Spitze am Hals- und Armausschnitt. Vorn wird es mit einem Band zusammengehalten, und wenn man daran zieht, öffnet es sich bis hier.” Sie zeigte auf einen Punkt zwischen ihren Brüsten und lächelte Steve aufreizend an.
Als sie das spöttische Funkeln in seinen Augen sah, wurde Lacey verwegener. Sie spürte eine seltsame Erregung und wollte ihre Beschreibung ausführlicher fortsetzen. Doch in diesem Augenblick hörte sie draußen ein Auto vorfahren.
“Erwartest du jemand?”, fragte sie.
“Nein.”
Gleich darauf wurde die Haustür geöffnet, und eine fröhliche Stimme rief: “Steve? Wo bist du?”
“In der Küche, Mutter.” Er zuckte die Achseln, und Lacey glaubte einen Ausdruck des Bedauerns in seinem Gesicht zu lesen.
Sally Carmichael blieb an der Tür stehen und blickte Lacey erstaunt an. “Guten Morgen”, grüßte Sally freundlich. “Ich wusste nicht, dass sich jemand um meinen Sohn kümmert. Ich habe erst heute Morgen von seinem Unfall erfahren, aber jetzt verstehe ich, warum er mich gestern nicht angerufen hat.” Mit wenigen Schritten durchquerte sie die Küche, setzte sich ebenfalls an den Tisch und schenkte Lacey ein Lächeln.
“Möchten Sie eine Tasse Kaffee, Mrs. Carmichael?”, fragte Lacey.
Sally nickte. “Ja bitte, mit Milch und Zucker.” Dann wandte sie sich an Steve: “Und wie geht es dir, mein Sohn?”
“Es ist halb so schlimm, Mutter”, antwortete er. “Ich habe mir nur den Fuß gebrochen, und gestern Abend war ich zu müde, um dich anzurufen.”
“Und was ist mit den Verletzungen an deinem Kopf und deinem Arm?” Sallys Besorgnis war unverkennbar.
“Es ist nichts Ernsthaftes. Ich will nachher noch ins Büro.”
“Das kommt überhaupt nicht infrage. Ich habe mit Kyle gesprochen, und er ist der Meinung, dass du einige Tage Ruhe brauchst.”
Lacey versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken, aber Steves Miene ließ erkennen, dass es ihr nicht gelang.
“Das Gleiche habe ich ihm auch gesagt”, erzählte sie Sally.
“Und ich habe dir zu verstehen gegeben, dass ich mich nicht von einem vorlauten Mädchen bevormunden und mir sagen lasse, wie ich mein Leben führen soll.”
Lacey sah ihn verwirrt an. “Vorlaut?”
“Oder naseweis, wenn dir das besser gefällt.”
“Wenn du glaubst, dass ich meine Meinung ändere, nur weil du mich beleidigst, dann irrst du dich”, erwiderte sie empört. “Vernünftige, kluge Erwachsene sind nicht vorlaut. Du wirst dich heute noch schlechter fühlen als gestern. Aus Erfahrung weiß ich, dass eine Verletzung am zweiten Tag immer am meisten schmerzt. Außerdem glaube ich, dass man in einer Firma, die halbwegs sachkundig
Weitere Kostenlose Bücher