Entscheidung auf Tortola
auch sehr hart.”
Lacey wusste, dass Steve erfolgreich war, aber sie hatte nicht geahnt, dass er sich diesen Erfolg hatte erkämpfen müssen. Das Geschäft war hart, besonders auf internationaler Ebene.
“Erzählen Sie mir von sich, Lacey”, forderte Sally sie auf. “Wir haben uns am Abend der Party gar nicht richtig miteinander unterhalten können.”
Lacey lächelte und berichtete Sally ein wenig von ihrem Leben in Los Angeles. Obwohl sie sich erst seit zwei Wochen auf Barbados aufhielt, erschien ihr dieses jetzt weit entfernt. In wenigen Wochen würde sie in das pulsierende Leben von Südkalifornien zurückkehren.
Dieses Leben war so ganz anders als das, das Sally Carmichael führte, und so stellte Sally viele Fragen und zog Vergleiche. Der Nachmittag verflog im Nu, so dass Lacey es bedauerte, als Sally sich verabschieden musste. Sie hätte gern noch mehr über Steve erfahren. Seine Mutter hätte ihr Geschichten aus seiner Kindheit und auch aus seinem jetzigen Leben erzählen können. Aber Lacey hatte nicht zu neugierig fragen mögen, denn sie wusste, dass Steve darüber verärgert gewesen wäre.
Obwohl Steve deutlich zu verstehen gegeben hatte, dass er Lacey nicht wiederzusehen gedachte, wollte sie alles über ihn wissen. Selbst wenn sie ihm vor ihrer Abreise nach Los Angeles nicht mehr begegnete, musste sie alles über ihn erfahren: wie er als Kind gewesen war, wie die Ereignisse ihn geprägt hatten und wie er zu dem Mann geworden war, der er heute war.
Jeden Tag schaute Lacey zu Steves Haus hinüber, um zu sehen, ob seine Mutter gekommen war, um Steve zu versorgen. Tatsächlich stand der Wagen von morgens bis abends dort.
Lacey ging täglich zum Strand hinunter. Manchmal fuhr sie in die Stadt, um einzukaufen, oder sie besuchte den Markt. Ihre Haut war gleichmäßig gebräunt, ihr Haar heller geworden, und allmählich spürte sie, wie sie sich von den Anstrengungen des letzten Jahres erholte. Sie war glücklich und zufrieden, nur Steve fehlte ihr. Sie mochte ihn jedoch nicht besuchen, solange seine Mutter sich bei ihm aufhielt, zumal sie weder von ihm noch von Sally eingeladen wurde. Die Tage vergingen, ohne dass Lacey Steve zu Gesicht bekam, und das war der einzige Makel an einem perfekten Sommer.
Als Lacey eines Morgens wieder hinüber zu Steves Einfahrt blickte, parkte Sallys Auto nicht dort. Hatte Sally sich verspätet, oder hatte Steve bereits seinen Gehgips und war nicht länger auf die Hilfe seiner Mutter angewiesen?
Gegen Mittag schaute Lacey noch einmal nach. Noch immer stand Sallys Wagen nicht in der Einfahrt. Lacey war versucht, zu Steve hinüberzugehen, um ihm sein Mittagessen zuzubereiten, aber etwas hielt sie zurück. Sie wollte ihm keinen Grund zu der Annahme geben, dass sie ihm hinterherlief. Wenn seine Mutter glaubte, dass Steve allein zurechtkam, dann durfte Lacey sich nicht einmischen. Er wusste ja, wo sie wohnte. Wenn er etwas brauchte, konnte er anrufen.
Lacey schnitt Sellerie und Zwiebeln für einen Salat, den sie zu Abend essen wollte. Sie überlegte, ob sie Steve davon etwas anbieten sollte. Sie könnte ihn anrufen und fragen und brauchte ihn deswegen nicht aufzusuchen. Einen solchen freundlichen, nachbarschaftlichen Anruf würde er sicher nicht als aufdringlich empfinden.
Sie war noch immer unschlüssig, was zu tun sei, als sie aus dem Fenster blickte und sah, wie Steve um die Steinmauer bog.
Er bewegte sich erstaunlich schnell mit seinen Krücken über den Rasen und setzte sich auf einen der Stühle unter dem Mimosenbaum. Dann schaute er Lacey durch das geöffnete Fenster an, ohne ihr freundliches Lächeln zu erwidern.
“Mir fällt zu Hause die Decke auf den Kopf”, gestand er schließlich, um seine Gegenwart zu erklären.
“Geht es dir besser?”, fragte Lacey. “Ich habe bemerkt, dass deine Mutter heute nicht gekommen ist.”
“Ich werde auch allein fertig”, erwiderte er mürrisch. “Ich brauche keine Krankenschwester.”
Lacey lachte leise. “Wie wäre es, wenn du mir beim Abendbrot Gesellschaft leistest, da du nun schon einmal hier bist”, lud sie ihn ein. “Die Auswahl ist groß: gebratenes Huhn, frisches Brot und Salat. Und zum Nachtisch gibt es Erdbeertorte.”
“Vielen Dank. Das hört sich gut an”, sagte Steve.
Lacey nickte nur und wandte sich wieder dem Sellerie zu. Ihr Herz klopfte vor Freude. Sie hatte Steve fast eine Woche lang nicht gesehen, und jetzt blieb er zum Essen bei ihr. Während sie den Tisch deckte, schaute sie immer wieder
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