Entscheidung auf Tortola
lachte gerade über eine besonders lustige Episode, als sein Blick aus dem Fenster fiel und von dem Sonnenuntergang angezogen wurde.
“Ich liebe diese Zeit der Dämmerung”, sagte er leise.
Lacey schaute ebenfalls aus dem Fenster und bewunderte den Himmel, der eine Palette der verschiedensten Rottöne aufwies und vor dem sich die Palmen im Abendwind wiegten.
“Es ist wirklich wunderschön”, stimmte sie zu und beobachtete, wie der Himmel sich allmählich tiefrot färbte. Die Palmen waren jetzt nur noch als schwarze Silhouetten zu erkennen und bildeten sekundenlang einen Kontrast zum Purpur des Himmels, bevor es ganz dunkel wurde.
“Das sind die schönsten Augenblicke des Tages”, sagte Steve lächelnd. “Ich genieße das Farbenspiel am Abendhimmel. Nun habe ich fast mein ganzes Leben auf der Insel verbracht, aber ich glaube, ich habe nie zwei identische Sonnenuntergänge gesehen.”
“Das werde ich vermissen, wenn ich wieder zu Hause bin”, gestand Lacey. “In Kalifornien bin ich immer viel zu beschäftigt, um zuzuschauen, wie die Sonne im Meer versinkt. Außerdem, bei dem häufigen Smog in Los Angeles sind die Sonnenuntergänge nicht besonders aufregend.”
“Reist du bald ab?”, fragte Steve betont beiläufig.
“In etwa einer Woche.”
“Zurück zur Arbeit?”
Lacey nickte, erstaunt, wie weit entfernt ihr ihre Arbeit auf einmal erschien. Sie hatte sich in Barbados verliebt, den sympathischen Tonfall der Menschen, die liebliche Landschaft, die strahlend weißen Gebäude und die leuchtenden Blumen, die die Luft mit ihrem betörenden Duft erfüllten. Lacey liebte alles auf dieser Insel – besonders den Mann, der neben ihr saß.
Bei dieser Erkenntnis wurde ihr das Herz schwer. Wie sollte sie es über sich bringen, dies alles zu verlassen, sich von Steve zu verabschieden? Konnte sie einfach in ein Flugzeug steigen und gen Westen fliegen, in dem Bewusstsein, Steve nie wiederzusehen? War es möglich, dass er niemals erfahren würde, was sie für ihn empfand? Für einen Moment war Lacey von dieser Vorstellung überwältigt, und sie spürte Panik in sich aufsteigen.
Nein, das schaffe ich nicht,
dachte sie verzweifelt.
Steve würde lachen, wenn er ihre Gefühle erriet, und sie beschuldigen, dass sie auch nicht besser war als Elizabeth. Schlimmer noch, er würde behaupten, dass sie, Lacey, lediglich für ihn schwärmte wie einst Suzanne.
Ich muss abreisen,
dachte Lacey traurig,
auch wenn es mir das Herz bricht
. Steve durfte niemals wissen, wie viel er ihr bedeutete. Ihre Liebe war zu kostbar, als dass sie durch den Spott eines Mannes zerstört werden sollte.
Steve nahm seine Krücken und stand auf. “Ich gehe jetzt nach Hause, Lacey. Vielen Dank für das Abendessen.”
Lacey war froh, endlich allein zu sein, bevor Steve ihr Geheimnis erraten konnte. “Ich freue mich, dass du vorbeigeschaut hast”, meinte sie nur, obwohl es so viel gegeben hätte, was sie ihm gern gesagt oder von ihm gehört hätte. Schweigend sah sie zu, wie Steve das Haus verließ und langsam zu seinem eigenen zurückging.
Sie stand noch lange am Fenster und schaute ihm nach, bis er nicht mehr zu sehen und seine Schritte auf dem Kies nicht mehr zu hören waren. Mit einem kleinen Seufzer drehte Lacey sich schließlich um und ging zurück zum Tisch, um abzudecken.
Sie spülte das Geschirr, räumte die Küche auf und sehnte sich dabei die ganze Zeit danach, noch einmal in Steves Armen zu liegen, seine Lippen auf ihren, seine Hände auf ihrer Haut zu spüren. Nur Steve konnte diese herrliche Erregung in ihr wecken, aber er durfte niemals von ihrer Liebe erfahren. Lacey wünschte sich, er wäre geblieben, und war gleichzeitig froh, dass er gegangen war.
Am nächsten Morgen zog Lacey ein weiß-rosa Sommerkleid mit engem Oberteil und weit schwingendem Rock an. Das Haar fasste sie im Nacken mit einem rosa Band zusammen, und die zarten Farben brachten ihre Sonnenbräune und ihre blaugrauen Augen vorteilhaft zur Geltung.
Pünktlich um zehn Uhr verließ sie das Haus und war erstaunt, dass Steve, an ihr kleines Auto gelehnt, bereits auf sie wartete. Er hatte einen Koffer bei sich und trug einen dunkelblauen Anzug, ein weißes Hemd und eine dezent gemusterte Krawatte.
Für einen Moment kam Lacey sich wie die Chauffeuse eines Generaldirektors vor. Sie verstaute den Koffer im Kofferraum und legte die Krücken auf den Rücksitz. Als sie Steve auf den Beifahrersitz half, amüsierte sie sich über seine frustrierte Miene. Lacey wusste, er
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