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Entscheidung des Schicksals

Entscheidung des Schicksals

Titel: Entscheidung des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Flynn
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Pflanzen in Firmen kümmern sollst?“
    Sie hatte ein Taxi nehmen müssen, um pünktlich zum Bewerbungsgespräch zu erscheinen. „Als ich dort ankam, war die Person, mit der ich verabredet war, schon nach Hause gegangen, weil sie krank geworden war.“
    „Gab es denn sonst niemanden?“
    „Offenbar nicht“, sagte sie gleichmütig, obwohl sie sich nicht so fühlte. „Aber ich habe in zwei FastFoodLäden und einem Kaufhaus Bewerbungsbögen ausgefüllt.“ Zusammen mit hundert anderen, dachte sie, sprach es jedoch nicht aus.
    „Was ist mit der Wohnung?“ fragte er.
    „Solange ich kein Einkommen habe, wird mir niemand eine vermieten. Vielleicht suche ich mir ein Zimmer zur Untermiete. Oder eine Wohngemeinschaft.“
    Er warf die Anzeigen auf den Schreibtisch.
    „Es ist nicht richtig“, entfuhr es ihm.
    „Was?“
    „Alles. Du hattest einen guten Job und ein anständiges Dach über dem Kopf und jetzt bist du… hier.“ Er richtete sich auf und schob dann die Hände in die Hosentaschen. „Du musst dein Studium abschließen“, erklärte er und ging gleichzeitg hin und her. „Das ist das Wichtigste. Vergiss den Job und schreib dich als Vollzeitstudentin ein. Dann kannst du im Wohnheim leben. Ich zahle die Studiengebühr und das Zimmer.“ Er drehte sich zu ihr um. „Geh gleich Montag früh hin.“
    Sein Angebot war reizvoll. Es würde ihre momentanen Probleme auf einen Schlag lösen und ihr die Angst vor der ungewissen Zukunft nehmen.
    „Es ist zu spät im Semester. Aber selbst wenn es das nicht wäre, würde ich mir nicht noch mehr Geld von dir leihen. Ich schulde dir noch den Mitgliedsbeitrag für die Historische Gesellschaft.“
    „Du schuldest mir gar nichts“, entgegnete er. „Und es wäre nicht geliehen.
    Betrachte es als Geschenk.“
    „Ich kann es nicht annehmen.“
    „Warum nicht?“
    „Weil ich selbst für mich aufkommen kann.“ Irgendwann jedenfalls, fügte sie stumm hinzu. „Was würden die Leute denken, wenn sie erfahren, dass du Tausende von Dollars für mich hingelegt hast? Was würden die Medien daraus machen? Oder meine Mutter?“
    Er ging wieder auf und ab. Vier Schritte vom Schreibtisch zur Tür und vier zurück. Er erinnerte Addie an einen Tiger im Käfig.
    „Dann such dir eine anständige Wohnung und lass mich die Miete übernehmen.“
    Ungläubig starrte sie ihn an.
    „Das wäre sogar noch schlimmer. Es würde aussehen, als würdest du deine Geliebte aushalten. Die Presse würde sich darauf stürzen.“
    „Sie muss nichts davon erfahren“, wandte er ein.
    „Ich werde kein Geld von dir nehmen.“
    Rastlos setzte er sich wieder in Bewegung.
    „Das hier ist gut für mich“, fuhr sie so unbeschwert wie möglich fort. Sie wollte nicht, dass er sich ihretwegen schuldig fühlte. „Ich hatte keine Ahnung, wie behütet ich war. Ich bin fünfundzwanzig. Ich kann die Gattung jeder Pflanze in dieser
    Stadt
    benennen.
    Aber
    vor
    gestern
    hatte
    ich
    noch
    nie
    ein
    Bewerbungsformular ausgefüllt.“ Sie rang sich ein Lächeln ab. „Es wird Zeit, dass ich mir ein paar verwertbare Fähigkeiten aneigne.“
    Ihr Lächeln sah müde aus und verriet, wie anstrengend ihr Tag gewesen sein musste. Was sie getan hatte, ging ihm ans Herz. Er nahm die Hände aus den Taschen und ging vor ihr in die Hocke. Er wollte ihr helfen, wusste aber nicht, wie er das tun sollte. In einer solchen Situation war er noch nie gewesen. Er war derjenige, zu dem die Menschen kamen, wenn sie Antworten brauchten. Wenn es ein Problem gab, erwartete man von ihm die Lösung. Im Moment hatte er keine.
    Sie sah so klein und allein aus. Und so tapfer. Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht.
    „Es tut mir so Leid, dass ich dich in diese Lage gebracht habe. Du gehörst nicht hierher. Du solltest mit deinen Pflanzen arbeiten und tun, was dich wirklich glücklich macht. Wenn ich…“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nicht.“ So etwas wie Schmerz blitzte in ihren Augen auf, bevor sie den Blick senkte. „Bitte, Gabe. Ich habe dir erklärt, warum ich gehen musste. Und es sind nicht meine Pflanzen. Sie gehören deiner Familie. Ich habe mich nur um sie gekümmert.“
    Die Berührung machte ihr bewusst, dass sie bald wieder allein sein würde. Und genau deshalb wollte sie von ihm abrücken.
    Das Gewicht seiner Hand auf ihrer Schulter hinderte sie daran. Der feste Druck der anderen an ihrem Oberschenkel raubte ihr den Atem.
    Er blieb in der Hocke, sein Gesicht dicht vor ihrem.
    „Glaubst du denn, ich bereue, dass ich dich geküsst

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