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Entscheidung in Cornwall

Entscheidung in Cornwall

Titel: Entscheidung in Cornwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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zwar eine, aber da ich ihm zusah, musste ich mir alles, was ich lernen wollte, seitenverkehrt einprägen.« Die Erinnerung brachte sie zum Lachen. Zerstreut hob sie die Hand und begann mit ihrem langen Ohrring zu spielen. »Vielleicht spiele ich gerade deshalb so … so umständlich. Ich muss es immer im Kopf herumdrehen, bevor ich es an meine Finger weiterleiten kann.«
    Ramona verstummte, und Marc spielte weiter. Sie begann leise zu seiner Begleitung zu singen, als seien sie zu Hause und säßen von vier vertrauten Wänden umgeben auf dem Teppich vor dem Kamin.
    Es stimmte, dass die Tournee sie müde gemacht und sie jetzt, in der Halbzeit, das Gefühl hatte, ganz leer zu sein. Doch dieses Zwischenspiel gab ihr neue Kraft, wenn auch auf andere Weise als das Publikum heute Abend.
    Sie lächelte Marc zu, als das Lied zu Ende war, und sagte noch einmal: »Ich bin froh, dass du gekommen bist.«
    Er sah sie an, und ausnahmsweise lagen seine Finger bewegungslos auf den Saiten. »Wie lange bin ich jetzt bei dir, Ramona?«, fragte er.
    Sie dachte an die Zeit zurück, in der Marc, in unregelmäßigen Abständen zuerst, angefangen hatte, bei ihrer Truppe zu spielen. »Vier … viereinhalb Jahre.«
    »Im Sommer werden es fünf«, korrigierte er. »Es war im August, und du hast für deine zweite Tournee geprobt. Du hattest eine weite weiße Hose und ein T-Shirt mit einem Regenbogen an. Du warst barfuß und hattest einen ganz verlorenen Ausdruck in den Augen. Carstairs war einen Monat vorher nach England zurückgegangen.«
    Ramona starrte ihn überrascht an. Noch nie hatte Marc eine so lange Rede gehalten. »Wie seltsam, dass du noch weißt, was ich anhatte«, sagte sie.
    »Ich weiß es noch, weil ich mich auf der Stelle in dich verliebte«, entgegnete er.
    »Oh Marc!« Sie suchte verzweifelt nach passenden Worten, fand jedoch keine und griff deshalb nach seiner Hand. Sie wusste, dass es ihm ernst war mit dem, was er sagte.
    »Ein- oder zweimal war ich nahe daran, dich zu fragen, ob du nicht mit mir leben willst.«
    »Und warum hast du’s nicht getan?«
    »Weil es dir wehgetan hätte, Nein sagen zu müssen, und mir hätte es wehgetan, es zu hören.« Er legte die Gitarre auf seine Knie, beugte sich zu Ramona hinüber und küsste sie.
    »Ich habe es nicht gewusst«, sagte sie leise und presste seine Hände an ihre Wangen. »Aber ich hätte es merken müssen. Tut mir leid.«
    »Du hättest ihn dir nie aus dem Kopf geschlagen, Ramona. Es ist verdammt frustrierend, gegen eine Erinnerung anleben zu müssen.« Marc drückte ihr sekundenlang die Hände und ließ sie dann los. »Es ist auch ungefährlich. Ich wusste, dass du dich nie an mich binden würdest, also konnte ich es vermeiden, dass ich mich an dich band.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich hatte wahrscheinlich immer Angst, dass du zu den Frauen gehörst, die einen Mann dazu bringen können, ihnen alles zu geben, gerade weil sie nichts verlangen.«
    Ramona zog die Brauen zusammen. »Gehöre ich dazu?«
    »Du brauchst jemanden, der dir gewachsen ist. Ich war es nie und werde es nie sein. Ich hätte dir nie etwas abschlagen, hätte dich nie anbrüllen oder im Bett richtig verrückt mit dir sein können. Aber das Leben ist nichts ohne diese Dinge, und am Ende hätten wir uns nur gegenseitig verletzt.«
    Sie legte den Kopf schief und musterte ihn forschend. »Warum sagst du mir das alles jetzt?«
    »Weil mir, als ich dich jetzt singen hörte, klar wurde, dass ich dich immer lieben, aber nie haben werde. Und wenn ich dich eines Tages bekäme, ginge mir etwas ganz Besonderes verloren.« Er streckte die Hand aus und berührte ihr Haar. »Ein Traumbild, das dich an kalten Abenden wärmt und dir, wenn du alt bist, das Gefühl gibt, wieder jung zu sein. Manchmal kann ein ›Es wär so schön gewesen‹ sehr kostbar sein.«
    Ramona wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. »Habe ich dich verletzt?«
    »Nein«, antwortete er einfach, und sie begriff, dass es die Wahrheit war. »Ich fühle mich wohl in deiner Nähe. Wirst du dich mir gegenüber jetzt irgendwie unbehaglich fühlen?«
    »Nein. Was du gesagt hast, hat mir gutgetan.«
    Er stand auf und streckte ihr lächelnd die Hand entgegen. »Und jetzt gehen wir zusammen Kaffee trinken«, sagte er.
    Brian zog sich in seiner Garderobe um, schlüpfte in Jeans und legte ein kariertes Hemd heraus. Es war zwei Uhr morgens, aber er war hellwach, wurde immer noch von der Energie angetrieben, die von seinem letzten Auftritt übrig war. Er

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