Entscheidungen
eigentlich so sicher sein, dass Vampire wirklich existieren? Das ganze könnte auch ein riesiger PR-Gag sein. Dieser Unsterblichkeitskrempel verkauft sich schließlich unheimlich gut."
Ich horchte interessiert auf.
Sam hatte sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und sah abwechselnd von Bloody zu Thirsty. Frank und John.
Ich grinste breit und spürte im selben Moment einen Tritt gegen mein Schienbein.
"Au."
Vanessa sah mich vielsagend an.
"Dass das von dir kommt, war ja klar." Thirsty schüttelte missbilligend den Kopf. "Merkst du nicht, wie sehr ihr darauf gepolt werdet, nur zu glauben, was die Regierung euch weismachen will? Ihr seid doch alle fremdgesteuert, habt keine eigene Meinung."
"Aber ist das nicht gerade meine eigene Meinung, die ich vertrete? Sie ist nicht deine Meinung, aber vielleicht glaube ich tatsächlich nicht an diesen ganzen Vampirquatsch." Sam verzog keine Miene, und ich biss mir in meinen Handrücken, um ein Lachen zu unterdrücken.
Wieder landete ein Tritt gegen mein Schienbein.
Vanessa sah mich ernst an, doch in ihren Augen konnte ich sehen, dass sie kurz davor war, zu platzen.
Mike lächelte freundlich, sagte aber nichts. Er nahm noch ein Schluck von seinem Bier und wandte sich dann wieder Vanessa zu. Liebevoll suchten seine Augen ihren Blick und als er sie sanft auf die Wange küsste, sah sie so glücklich aus, dass mein Herz einen Sprung machte. Ich gönnte es ihr so sehr. Wie oft hatte ich mir gewünscht, dass sie jemanden finden würde, der sie genauso glücklich machte, wie Sam mich. Mit Mike schien sich dieser Wunsch erfüllt zu haben.
"Ich denke, ihr könntet ebenso manipuliert worden sein, wie wir", fuhr Sam da auch schon fort.
"Ich muss auf die Toilette." Noch bevor Thirsty antworten konnte, sprang ich auf und stolperte los. Es ging nicht mehr, gleich würde ich mir vor Lachen in die Hose machen.
Vanessa folgte mir auf dem Fuß.
"Das ist die Hölle, Van!", platzte es aus mir heraus, noch bevor sich die Klotür hinter uns vollständig geschlossen hatte. Glücklicherweise waren wir allein in dem kleinen, schummerigen Raum.
"Ich weiß und es tut mir leid." Sie lachte laut los, und ich hielt mich am Waschbecken fest, um nicht umzufallen.
"Der arme Sam!"
"Er ist so tapfer, mein Held." Ich wischte mir eine Träne von der Wange.
"Die beiden sind so verbohrt. Ganz ehrlich, Lily, so sind wirklich nicht alle. Mike ist ganz anders. Er interessiert sich zwar für alles Übersinnliche, aber er rennt nicht durch die Gegend und will jeden belehren." Vanessa stellte sich neben mich, und wir sahen uns in dem milchigen Spiegel an. Ihre Wangen waren zartrosa verfärbt und ihre Augen leuchteten. Sie sah glücklich aus und das freute mich.
"Es ist ja auch nicht verkehrt daran zu glauben, nur die Art und Weise ist wirklich… anstrengend. Sie halten sich für solche Experten und rennen blind an den Tatsachen vorbei. Das ist so… amüsant."
Vanessa nickte. "Aber Mike ist nett, oder?"
"Ja, Mike ist toll."
"Danke." Sie grinste mich an.
"Ich habe übrigens ein wenig recherchiert."
"Über was?"
"Den Hunter." Sie sah sich um und fuhr dann flüsternd fort: "Und Raphael."
"Was?"
"Ich war neugierig. Es gibt tatsächlich ein paar einschlägige Seiten. Ich habe einen interessanten Blog gefunden. Dieser Raphael scheint echt ein übler Kerl zu sein."
"Was stand da?", wisperte ich atemlos.
"Soweit ich es verstanden habe, hat er sich ein regelrechtes Imperium aufgebaut. Unzählige Leute arbeiten für ihn, nicht nur Vampire." Vanessa sprach so leise, dass ich die Worte fast von ihren Lippen ablesen musste.
"Er handelt mit Antiquitäten, Rohstoffen, eigentlich allem, womit man Geld machen kann. Stell dir vor, es gibt Menschen, die sich freiwillig in seine Dienste stellen, angelockt durch die Aussicht, unsterblich zu werden."
Ich seufzte. Genau das hatte Xander mir auch erzählt.
"Aber er sorgt wohl auch dafür, dass sich die Übergriffe in der Stadt in Grenzen halten, um die Menschen nicht misstrauisch zu machen. Niemand soll von ihrer Existenz erfahren."
"Deswegen hat er die Freiwilligen bei sich. Sie ernähren sich von ihnen." Ich runzelte die Stirn, um nachzudenken. Wenn es stimmte, was Xander mir erzählt hatte, ging Raphaels Imperium wirklich langsam der Saft aus, seit Xander immer mehr von Raphaels nicht ganz so freiwilliger Lieferung verschwinden ließ. Die Vampire mussten sich wohl etwas anderes einfallen lassen. Nur was?
"Und der Hunter…" Vanessa sah sich erneut um, doch wir
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